Land wendet Insolvenz des Tourismusverbandes MV ab
Der in finanzielle Schieflage geratene Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern ist vorerst gerettet. Das Land will seine Förderzahlungen wieder aufnehmen. Die Bedingung: Der Geschäftsführer muss gehen.
Nach wochenlangen Krisengesprächen ist kurz vor Saisonstart zu Ostern eine Lösung da. Das federführende Wirtschaftsministerium lässt wieder Geld fließen. Eine drohende Insolvenz ist damit abgewendet, die Jobs der 45 Mitarbeiter sind gesichert. Trotz der noch laufenden Prüfung gilt der Verband jetzt wieder als "zuverlässig". Allerdings stellte das Land eine Bedingung: Der Vorstand des Branchenverbandes mit Landtagspräsidentin Birgit Hesse (SPD) an der Spitze muss den langjährigen Geschäftsführer Tobias Woitendorf in die Wüste schicken. Nach 18 Jahren soll er noch vor Ostern den Tourismusverband verlassen.
Hesse würdigt Woitendorf
Das Ministerium hatte von Beginn an auf seine Entlassung gedrängt und ihn wiederholt in Verbindung mit einem angeblichen Fördermittelmissbrauch gebracht. Im Februar schaltete Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Schulte (SPD) die Staatsanwaltschaft ein. Die prüft den Vorgang seitdem. Ermittlungen wurden bisher allerdings nicht aufgenommen. Woitendorf muss trotzdem gehen, offiziell erfolgt die Trennung "einvernehmlich". Hesse, die seinen Abgang nicht verhindert hat, meinte, der Vorstand bedanke sich für "seine hervorragenden Leistungen und seine Verdienste um den Tourismus". Nach Ostern soll eine Mitgliederversammlung die Verabredungen mit dem Land formal absegnen.
Woitendorf nicht mehr Tourismusbeauftragter
Der 49-jährige Woitendorf räumt auch seinen Posten als Tourismusbeauftragter des Landes. Vor gut drei Jahren hatte ihn Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) in das Amt berufen und ihn als einen "Tourismusmanager von höchstem Ansehen" gelobt. In der Vergangenheit wurde wiederholt Kritik an der Doppelrolle und der damit verbundenen Bezahlung Woitendorfs laut. Als Tourismusbeauftragter bekam er einen 20-prozentigen Aufschlag zu seinem Geschäftsführergehalt. Der Landesrechnungshof hielt das für zu üppig.
Blank: Blick geht nach vorn
Das Wirtschaftsministerium kündigte an, eine Strukturkommission über die Zukunft der Tourismusorganisation in Mecklenburg-Vorpommern ins Leben zu rufen. Sie soll die Förderung der Branche in den Blick nehmen. Bisher hatte das Land den Verband mit sechs Millionen Euro jährlich unterstützt. Es ist damit nahezu der einzige Geldgeber. Die Debatte um die Zukunft des Verbandes hatte der Landesregierung den Vorwurf eingebracht, sie schädige das Image einer der wichtigsten Branchen im Land. Wirtschaftsminister Wolfgang Blank (parteilos) erklärte: "Wir können nun den Blick wieder nach vorne richten. In die Zukunftsstruktur werden wir die relevanten Akteure im Land einbeziehen und gemeinsam den Tourismus stärken."
Opposition nimmt Regierung ins Visier
Die Opposition im Landtag ließ ihm das nicht durchgehen. In einer kontroversen Debatte auf Antrag der CDU-Fraktion nahmen Union, AfD, Grüne und FDP die Regierung ins Kreuzfeuer. Fehlendes Krisenmanagement, intransparentes Verfahren, eine Beschädigung der Branche - das waren die Vorwürfe, die vor allem in Richtung Minister Blank als dem politischen Verantwortlichen laut wurden. Von einem "politischen Schmierentheater" und von einer "Farce" war die Rede. Der Vorgang brauche Aufarbeitung. Oben auf der Besuchertribüne verfolgten Mitarbeiter des Tourismusverbandes die Debatte - sie hatten sich zuvor in einem Brandbrief an die Abgeordneten gewandt. Eine Aussage: Das Vorgehen des Wirtschaftsministeriums müsse hinterfragt werden.
