How to Auditions? Masterclass blickt hinter die Casting-Kulissen
Castingshows sind im Fernsehen beliebte Formate. Hunderte Bewerberinnen und Bewerber singen, tanzen und modeln um den Sieg. Aber wie ist es in der Realität, zum Beispiel bei Musicals? Eine Masterclass der Hamburger Stage School klärt auf.
Der Saal 2.1 im dritten Stock der Stage School in Hamburg Altona ist gut gefüllt. 46 Schülerinnen und Schüler des Abschluss-Jahrgangs schauen erwartungsvoll auf Christoph Trauth. Er gehört zum Casting-Team von Stage Entertainment, dem Unternehmen, das 19 Musical- und Show-Theater in sieben Ländern betreibt und verantwortlich ist für Musicals wie unter anderem "König der Löwen", "Die Eiskönigin" oder "Und Julia". Trauth plaudert aus dem Nähkästchen.
Er gibt Einblicke, wie es hinter dem Casting-Tisch aussieht: "Ich finde es ganz wichtig, dass wir nicht den Eindruck erwecken, dass es Geheimnisse in diesem Job gibt - dass die Arbeitgeber-Seite Dinge weiß, die die Arbeitnehmer-Seite nicht wissen darf. Ich glaube daran, dass es wichtig ist, alles Wissen und alles an Erkenntnissen immer zu teilen, um sich gegenseitig zu befruchten und in diesem Markt zusammenzuarbeiten und dass nicht der Eindruck entsteht, dass man gegeneinander arbeitet."
Sympathie entscheidet zu 50 Prozent über Besetzung oder Absage
Für eine große Musical-Produktion bewerben sich schon mal bis zu 2.000 Darstellerinnen und Darsteller aus ganz Europa - bei kleineren Stadttheatern können es bis zu 700 werden. Wer glaubt, dass es bei einer so großen Bewerberzahl ausschließlich auf Können und Aussehen ankommt, irrt sich, erklärt Trauth. Nach einer Vorauswahl kommt es zur Audition. Dort entscheidet nach den Worten des Casting-Experten zu 50 Prozent Sympathie über Besetzung oder Absage.
Besonders für die Neulinge auf dem Markt stellen sich oft viele einfache, aber auch fundamentale Fragen, wie zum Beispiel: Wie beginne ich das Gespräch? Wie viele Songs soll ich vorbereiten? Wo platziere ich mich während der Audition im Raum, halte ich Blickkontakt?
Tipps aus der Praxis von Casting-Experte Christoph Trauth
Trauth gibt Tipps aus der Praxis und empfiehlt den Schülerinnen und Schülern vor allem, dass sie ihrem Instinkt als Künstler vertrauen und folgen sollten, "weil ich glaube, dass das etwas ist, was jungen Menschen in der Ausbildung abtrainiert wird. Es geht ja darum, Technik zu lernen, ein Korsett zu haben, das einen schützt und stützt. Und das führt dazu, dass man in der Ausbildung lernt, das Eine ist falsch und das Andere ist richtig und nicht mehr auf die eigenen Instinkte hört. Wichtig ist aber, diese Instinkte wieder hervorzulocken und sie zu trainieren, weil man als Künstler und als Individuum diesen Instinkten folgen muss, wenn man alleine etwas entwickeln muss, wenn man alleine was spielen muss und wenn man dann wieder in dem Markt alleine ist."
Eine Audition für ein Musical dauert für die einzelnen Darstellenden in der ersten Runde oft um die zehn Minuten - mal ein bisschen mehr, mal weniger. Trauth erklärt, dass in so kurzer Zeit eine gute Vorbereitung wichtig ist: Welchen Signature-Song wähle ich aus, also welches Lied zeigt und trifft mein wahres Können. Wer wird mir gegenüber sitzen? Welches Outfit wird das Beste sein?
Fragen, Fragen, Fragen und an die Audition denken
Trauth weiß bei aller Erfahrung, welche Erwartungen er bei den Schülern allerdings nicht erfüllen kann: "Zu sagen, wo der Markt hingeht, weil der sich andauernd verändert." Nach mehr als drei Stunden und unzähligen Fragen, die Trauth geduldig und empathisch bei dieser Masterclass beantwortet, ist Schluss - und die Musical-Schülerinnen und -Schüler sind um einiges schlauer, findet jedenfalls Sophia Brommund: "Insgesamt war es ein Auf und Ab der Gefühle. Aber ich gucke dem Ganzen mit einer gesunden Portion Vertrauen entgegen und insofern fühle ich mich jetzt nicht überfordert, demotiviert oder gestresst."
Lorin Goltermann ergänzt: "Der Stress war schon da, und er hat sich eher manifestiert - aber nicht im Negativen. Vieles davon hab ich mir schon gedacht. Das noch mal so gespiegelt zu bekommen, macht eher Lust darauf, es auszuprobieren und endlich starten zu dürfen." Und Babak Malekzadeh meint abschließend: "Du hast zehn Minuten, mach was draus."