Dennis Schulze auf der Bühne des First Stage Theater © Stage School / Dennis Mundkowski Foto: Dennis Mundkowski
Dennis Schulze auf der Bühne des First Stage Theater © Stage School / Dennis Mundkowski Foto: Dennis Mundkowski
Dennis Schulze auf der Bühne des First Stage Theater © Stage School / Dennis Mundkowski Foto: Dennis Mundkowski
AUDIO: First Stage Theater präsentiert "Glanz auf dem Vulkan" (3 Min)

Dennis Schulze setzt neue Musical-Impulse beim First Stage und der Stage School

Stand: 10.01.2025 14:09 Uhr

Im August 2023 hat Dennis Schulze das First Stage Theater gekauft und wurde zu einem der jüngsten Theaterleiter. Ein Jahr zuvor wurde der gelernte Flugbegleiter und Musical-Darsteller zum Schulleiter der Stage School. Ein Porträt des Multitalents.

von Mathias Heller

"Ich möchte, dass wir in Hamburg eine Theaterbühne sind, die Musical auch neu erfindet", sagt Dennis Schulze. Der 34-jährige besitzt und leitet seit knapp einem halben Jahr das First Stage Theater in Hamburg-Altona. Damit ist er einer der jüngsten Theaterleiter in Deutschland. "Das Westend in London und der Broadway in New York machen uns das vor, was Musical alles sein kann. Es öffnet sich auch immer mehr in Deutschland eine Sparte, wo auch die Stadttheater sagen: Mensch, wir machen jetzt auch Musical."

Dennis Schulze kennt das Business. Bevor er Theater-Chef wurde, hat er selbst vor rund zehn Jahren die Ausbildung zum Musical-Darsteller gemacht - an der Hamburger Stage School. Die privat getragene Talentschmiede, mit heutigem Sitz am Altonaer Bahnhof, bildet junge Musical-begeisterte aus und bereitet sie auf das vielschichtige und oft nicht leichte Bühnenleben vor. "Das war auch einer der Gründe, die Seite zu wechseln und zu sagen, ich gehe jetzt in Richtung Regie, Theaterleitung und Ausbildung", sagt Schulze, der 2022 die Leitung der Schule übernommen hat. "Das waren ganz bewusste Schritte."

Hamburger Stage School: Hogwarts für Musical-begeisterte

Wenn er morgens ins Büro kommt, erhält erstmal sein Irish Setter eine Schale Wasser - dann kommt alles andere - und das ist nicht wenig. Denn neben dem First Stage Theater und der Stage School steht Dennis Schulze noch der angegliederten Eventagentur "Stage School Events" vor. Drei GmbHs in seiner Hand. "Meistens weiß ich sehr schnell, was ich als Erstes mache, weil ich auch strukturiert bin und genau weiß, das brennt aus den 50 Dingen jetzt am meisten, das machen wir jetzt mal zuerst."

Drei Jahrgänge mit jeweils rund 50 bis 70 Schülerinnen und Schülern müssen in der Schule versorgt werden. Das ist dann schon mal ein Hogwarts für Musical-begeisterte. "Vom Stil nicht", sagt Dennis Schulze grinsend, "aber an sich ja", fügt er lachend hinzu. Gesang, Tanz und Schauspielerei mit all ihren Facetten stehen auf dem Lehrplan - dazu kommen Kurse, Workshops und Meisterklassen. "Das ist meinem Team sehr bewusst, dass wir das für die jungen Menschen tun, dass wir in der Ausbildung dafür sorgen, dass sie ihre Träume verwirklichen können, dass sie später erfolgreich damit arbeiten und davon leben können - das ist unser großes Ziel." Kostenpunkt für die Schüler pro Monat: rund 800 Euro. Die Schule vergibt aber auch Stipendien, so dass Talente nicht verloren gehen, wie Schulze sagt. Neben dem Schulalltag bietet die Stage School aber auch einen Ü33-Kurs für Erwachsene an, die sich im Musical-Bereich mal eine Woche ausprobieren wollen. "Da können aber auch 31-Jährige kommen", fügt Dennis Schulze lachend hinzu.

Vom Flugbegleiter zum Theatermacher

Geboren wurde der Theater-, Schul- und Event-Leiter in Berlin. Wächst aber im nordrhein-westfälischen Bergkamen auf. Ältere Freunde nehmen ihn in der Schule mit zur Theater AG. "Das war irgendwie so ein Moment, wo ich gedacht hab: Das ist doch cool. Und dann war ich bei einer Aufführung und wollte auch einmal mitmachen". Seine Eltern unterstützen seine Aktivitäten. Während des Abiturs singt er im Chor, "dann hatte ich noch eine Band, Projekte mit einem anderen Gitarristen. Dann hatte ich noch eine große Band, mit der wir 80er-, 90er-Jahre-Cover gemacht haben. Wir wurden für Abi-Bälle gebucht mit großem Bläsersatz und so konnte ich immer noch ein bisschen Geld nebenbei verdienen."

Nach der Schule wollte Dennis Schulze Pop-Gesang studieren, scheitert aber am zweiten Instrument, das für das Studium notwendig war: "Mein Klavierspiel war einfach zu schlecht und es war einfach auch nie meine Passion. Ich habe es einfach stiefmütterlich behandelt." Er will raus, die Welt sehen und Geld verdienen. So wird er Flugbegleiter bei der Lufthansa. Doch die Musik lässt ihn nicht los. So kommt es vor, dass er morgens in Frankfurt startet, in New York landet, am Abend in eine Broadway-Show geht und am nächsten Morgen wieder Richtung Europa fliegt, mit dem Wunsch, das nächste Musical zu sehen. Nach wenigen Jahren kündigt er den unbefristeten Job und geht an die Stage School - der Traum wartet.

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Einsatz für Musical-Förderung

Einiges hat sich bei der Stage School und dem First Stage Theater die letzten Monate mit Amtsantritt von Dennis Schulze bereits getan und wird sich noch tun. So wird das Theater im April einem Fresh-Up unterzogen: neues Foyer, neuer Zuschauerraum. Aber ein Thema liegt dem Theatermacher besonders am Herzen, wenn er in die Zukunft schaut: "In spätestens fünf Jahren hoffe ich, dass wir eine Förderung für das First Stage haben". Denn der Musical-Bereich ist privat, sagt Dennis Schulze. "Wir kriegen keine Pfennig von Seiten der Stadt, das muss man wissen. Wir müssen alles selbst wuppen."

Das First Stage sei die erste Bühne für Nachwuchs-Darstellerinnen und -Darsteller und sei die Ausbildungsstätte für alle Musical-Bühnen in ganz Deutschland und vor allem für Hamburger Bühnen, so Schulze. Daher sein Appell an die Politik: "Hier ist ein Zweck, den es wirklich Sinn macht, zu fördern." Darüber hinaus könnte die Kultur- und Theaterlandschaft weiter wachsen. "Es gibt keinen Off-Broadway in Deutschland - und der könnten wir sein", sagt Dennis Schulze voller Selbstbewusstsein. "Das First Stage Theater ist perfekt dafür, Inszenierungen auf die Bühne zu bringen, die vor allem technisch neu gedacht werden. Es gibt so viele tolle deutschsprachige Musicals, die noch keine Uraufführung hatten - aber nur gespielt werden können, wenn ein Theater wie unseres gefördert wird."

Lösungen im Focus

Es bleibt also noch viel zu tun für den jungen Theatermacher und Schulleiter Dennis Schulze. Die Leidenschaft und den Enthusiasmus hat der 34-Jährige auf jeden Fall dafür, seine Ziele zu erreichen. So enden die Tage bei ihm mit vielen Gedanken: "Ich habe sehr, sehr viele Themen in meinem Kopf, aber ich hab mir, als ich diesen Weg eingeschlagen habe und viel drüber nachgedacht habe, wie ich denn das alles machen will, da gab es für mich einen Vorsatz: Den Rucksack, den ich trage, möglichst häufig zu lehren. Ich möchte keine großen Steine drin haben und ich werde Probleme oder Themen, die es halt gibt, immer ansprechen und lösen wollen."  

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Vormittag | 10.01.2025 | 10:20 Uhr

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