Die Zukunft des deutschen Films: Was planen die Parteien?
Mit der Berlinale startet in dieser Woche eines der weltweit bedeutendsten Filmfestivals. Doch wenn es um die Förderung der Branche in Deutschland geht, liegt einiges im Argen. Die Parteien sehen das recht unterschiedlich.
Regisseur Volker Schlöndorff sprach von einem kleinen Wunder. Tatsächlich war es eine Einigung in letzter Minute. Kurz vor dem Jahreswechsel hat der Bundestag doch noch ein neues Filmförderungsgesetz verabschiedet, das alte lief Ende 2024 aus. Hunderttausende Jobs standen auf dem Spiel.
Umstrittener Diversitätsbeirat
Auf den letzten Metern stimmte die FDP noch zu. Und verhandelte einige Details aus der Novelle wieder heraus. So störte sie sich daran, dass bei geförderten Filmproduktionen ökologische Standards eingeführt werden sollten - und kritisierte einen geplanten Diversitätsbeirat, der die Filmförderanstalt beraten sollte, in Fragen zu Vielfalt, Geschlechtergerechtigkeit oder Inklusion.
Grüne und Linke wollen so einen Beirat zukünftig trotzdem einführen. Wie auch die Partei der dänischen Minderheit, der Südschleswigsche Wählerverband (SSW). "Mir war es wichtig, dass Minderheiten und andere Gruppen da gehört werden. Und gerade beim Film haben wir es ja mit so einer großen Industrie zu tun, die dann auch unterstützt werden muss", sagt der SSW-Bundestagsabgeordnete Stefan Seidler.
FDP kritisiert Kulturstaatsministerin Roth
Zuviel Bürokratie befand jedoch die FDP und sieht ohnehin andere Kräfte, die zum Beinahe-Scheitern der Reform beigetragen haben. "Wir haben in der Legislaturperiode hart daran gearbeitet, die Filmförderung auf einen - im internationalen Rahmen - wettbewerbsfähigen Boden zu stellen, was wegen der zögerlichen Arbeitseinstellung von Frau Roth leider nicht bis zum Ende gelungen ist", erklärt FDP-Politiker Thomas Hacker.
Das Überleben des deutschen Films ist erstmal gesichert – doch "gut" geht es dem Filmstandort Deutschland keineswegs, so zumindest Thomas Hacker. "Ob das die Bavaria Filmstadt Geiselgasteig ist, ob das Potsdam ist, die Babelsberger Studios, alles das ist ja momentan am Darben und sehnt sich danach, mit anderen europäischen Filmstandorten wieder wettbewerbsfähig zu sein", sagt der FDP-Mann.
Investitionsverpflichtungen und Steueranreize
Für so eine Wettbewerbsfähigkeit wünscht sich die Filmbranche zweierlei: Zum einen sogenannte Investitionsverpflichtungen. Diese sind in Ländern wie Frankreich, Spanien oder Italien längst gang und gäbe. Sie zwingen zum Beispiel internationale Streamingdienste wie Netflix dazu, das Geld, das sie im Land erwirtschaften, auch dort wieder zu reinvestieren. Gut finden das SPD, Linke und Grüne.
Allerdings fehlen aktuell noch sogenannte Steueranreize. Damit sollen Filmproduktionen auf dem heimischen Markt gestärkt werden. Denn viele Filme aus Deutschland werden gar nicht mehr hier produziert, weil es im Ausland günstiger ist. So wurde der deutsche Oscar-Gewinner "Im Westen nichts Neues" vor allem in Tschechien gedreht. Durch entsprechende Steueranreize könnte man am Ende wieder mehr Geld in die Staatskasse kommen – und Arbeitsplätze entstehen –betonen SPD und Grüne.
Die Partei Die Linke wünscht sich zudem vor allem eine langfristige Förder-Perspektive und dass alle Gewerke miteinbezogen werden. "Wichtig fände ich, dass wir mit allen, die daran beteiligt sind, also vom Schauspieler über Technik, über die Produktionsfirmen, dass man dort gemeinsam mit der Politik Lösungen für einen langfristigen, starken Filmstandort der Bundesrepublik was tut", sagt Jan Korte.
Die Grünen wollen nicht nur die Großen fördern
Für die Grünen ist wichtig, dass man sich neben dem großen Film auch um kleine Initiativen kümmert, wie Erhard Grundl im Interview sagt: "Also so eine Sache wie Festivalförderung. kleine Festivals zu fördern, dass man sagt, die Struktur ist bundespolitisch relevant und nicht nur die großen Tanker sind relevant."
Für viele der Pläne müssten die Bundesländer bei der Finanzierung mit ins Boot geholt werden. Doch auch bei ihnen sitzt das Geld aktuell auch nicht gerade locker. Christiane Schenderlein von der CDU: "Da ist aber noch ganz viel zu tun, mit den Ländern zu sprechen. Und wenn dort vor allen Dingen die Finanzminister einlenken, dann wäre das natürlich ganz toll, wenn man ein solches Steueranreizmodell auf den Weg bringen könnte."
ImWahlprogramm der Unionsteht hierzu jedoch nichts.Ebenso bei der AfD - laut Wahlprogramm- sollten Filmproduzenten zwar in der Lage sein, wirtschaftlich zu handeln. Die AfD spricht sich jedoch gegen eine Filmförderung aus, die darauf abziele "ideologische Themen" in Filmen zu verankern.
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