Female Empowerment statt Liebestod: Musical "&Julia" feiert Premiere
Im Stage Operettenhaus Hamburgs hat am Mittwoch das Musical "& Julia" Premiere gefeiert. Die Musical-Version bricht mit der Shakespeares-Urfassung und erzählt stattdessen eine Geschichte von Female Empowerment. In der Hauptrolle: die gebürtige Osnabrückerin Chiara Fuhrmann.
Unromantisch, dafür selbstbewusst und selbstbestimmt, entscheidet sich Julia gegen den Liebestod und wählt das Leben. Die Musical-Fassung bricht mit dem Shakespeares-Original und erzählt eine vollkommen neue Romeo und Julia-Story. "Es gibt zwei Seiten", erklärt Fuhrmann. "Es gibt diesen unterhaltenden Teil, der mit der Musik, die man kennt, viel verbindet und die gute Laune macht. Und dann gibt es aber auch die Seite, wo Female Empowerment eine große Rolle spielt und die queere Community angesprochen wird."
Die Botschaft ist klar: Sei wie du bist, und sei stolz drauf. Allerdings wird sie nicht mit der Keule serviert. "Es ist einfach ein Standard, der in diesem Stück etabliert wird", erklärt die Schauspielerin. "Das ist eine Gegebenheit, die ich total erfrischend finde." So singt sie im Stück zusammen mit May, ihrem queeren besten Freund, den Britney Spears-Song: "I'm Not A Girl, Not Yet A Woman" - "Ich bin kein Mädchen und noch keine Frau". Je nach Kontext eine Feststellung oder eine Befreiung.
Chiara Fuhrmann: Auf der Bühne zu Hause
Dabei begann alles ziemlich beschaulich für Chiara Fuhrmann in ihrer Geburtsstadt Osnabrück. "Ich mochte Osnabrück eigentlich immer ganz gerne. Ich hatte das Glück, dass ich in meiner Schule die Möglichkeit hatte, in einer Orchesterklasse zu sein." Dort kommt sie schon früh in Berührung mit der Musik, bis die Lehrerin sie auf das Musical Amateurprojekt, kurz MAP, der Stadt aufmerksam macht und sie animiert, zum Casting zu gehen. Was folgt, ist eine Rolle in "Die kleine Meerjungfrau". "Das hat sich immer mehr gefestigt, dass ich auf jeden Fall in diese Richtung möchte, weil ich immer gerne gesungen und getanzt hatte", erzählt sie mit leuchtenden Augen.
Als sie dann erfährt, dass man das auch zu seinem Beruf machen kann, war das für sie ein Aha-Moment. "Ich dachte: Ja, cool. Das möchte ich gern machen." Dabei treibt sie auch die Sehnsucht an, in andere Figuren schlüpfen zu können. "Ich mag es sehr, zu behaupten, jemand anderes zu sein. Es ist so schön zu schauen: Wie würde ich es machen? Was finde ich von mir in der Rolle und womit kann ich mich identifizieren?" Wenn sie dann auf der Bühne steht, sagt sie, "fühlt es sich an wie zu Hause zu sein. Ich fühle mich dann einfach super wohl, und das hab ich nicht so oft."
Relaxen mit gutem Essen und vielen Freunden
Auf Dauer und jeden Abend die immer gleichen Ü30-Smash-Hits singen - für Chiara Fuhrmann, Jahrgang 1995, kein Problem, "weil jede Show anders ist, denn du bist jeden Abend in einer anderen Stimmung und das macht es so spannend." Der permanenten Belastung für Stimme und Körper, die der Job als Musical-Darstellerin mit sich bringt, begegnet die Endzwanzigerin ziemlich relaxt. "Ich erhole mich gerne, indem ich mich um meinen Körper kümmere, zum Beispiel mit Thai-Massage oder auch morgens als Ausgleich ein bisschen Sport."