Kindermusical mit Gesellschaftskritik: "Anouk" feiert Premiere
Inspiriert von ihrer gemeinsamen Tochter Anouk, nehmen Peter Maffay und seine Frau Hendrikje Balsmeyer Klein und Groß mit auf eine Traumreise zum Nachdenken. Das Musical "Anouk" feierte am Sonntag in Hannover sein Bühnendebüt.
Kann Kindermusical Gesellschaftskritik? Und wie! In nur 90 Minuten hat "Anouk - das Kindermusical" vom 75-jährigen Rockstar Peter Maffay und dessen Ehefrau Hendrikje Balsmeyer das Publikum zum Träumen und zum Mutigsein inspiriert, aber auch zum Nachdenken gebracht. Ihre kleine Tochter Anouk inspirierte Maffay und Balsmeyer schon vor einigen Jahren zu einer Kinderbuchreihe. Am Sonntagvormittag erwachten die Geschichten nun das erste Mal auf der Theaterbühne des GOP-Varieté in der Landeshauptstadt zum Leben.
Abenteuer im Traumland
"Schlafen ist oberoberlangweilig!" - schreit die kleine Anouk (gespielt von Sarah Laminger) in ihrem blau angemalten Kinderzimmer auf der Bühne des GOP-Varieté. Dem Kinderlachen im Saal nach zu urteilen, findet sie Zustimmung unter den kleinen Gästen.
Anouk weigert sich stoisch, ins Bett zu gehen, und für ihre Mutter (gespielt von Alina Hill) ähnelt die abendliche Routine des Kindes einem Kampf. Bis sie eines Nachts ein Licht in eine neue Welt führt, wo sie sich auf spannende Reisen begibt.
Erwachsene: "Manchmal viel zu erwachsen"
Für viel zu erwachsen hält die kleine Anouk ihre Eltern - denn diese glauben ihr nicht, wenn sie morgens begeistert von ihren Abenteuern während der Nacht erzählt - und sogar handfeste "Beweise" mitbringt. Schnell sind ihre Erlebnisse als fantasievolle Träume von den Eltern abgetan, denn sie haben vergessen, wie es ist, ein Kind zu sein. Dabei hat Anouk jede Menge spannende Geschichten zu erzählen, die sie nachts mit ihrem Plüschtier und treuem Begleiter Affi erlebt. Sie begibt sich auf Schatzsuche mit Piraten - und bringt ihnen etwa das "Piraten-ABC" bei.
Musik: Von Rap über Shanty bis hin zur Ballade
Fürs Publikum ist das eine musikalische Seefahrt mit stimmungsvollen Shanty-Klängen. So bunt wie Anouks Reisen sind dabei auch die musikalischen Performances auf der Bühne. Schnelle Rhythmen und viel Dynamik hört man bereits zu Beginn in "Mission Important" - mit dem bekannten rockigen Beigeschmack à la Maffay. Aber auch sanfte Balladenklänge und Liebeserklärungen runden das musikalische Spektrum bei "Anouk" ab.
Kindermusical mit Gesellschaftskritik
Verpackt in einfache Worte und eingängige Situationen, sprechen Maffay und Balsmeyer in ihrem Stück auch gesellschaftlich relevante Themen an. So hat Anouks Mutter häufig das Handy in der Hand und nimmt den nächsten dringlichen Anruf entgegen oder schreibt schnell eine wichtige Arbeitsmail.
"Das sind natürlich überspitzte Familiensituationen, die bei uns zu Hause nicht so stattfinden. Aber es geht darum, dass man im Arbeitsleben steht und manchmal das Kind zu kurz kommt, weil man sich nicht die Zeit bewusst dafür nimmt. Wir möchten einfach, dass die Kinder mit ihren Eltern am Abend den Tag reflektieren und überlegen, wo man Kapazitäten freischaufeln kann, um Zeit mit dem Kind zu verbringen und keinen Entwicklungsschritt zu verpassen", sagt Hendrikje Balsmeyer.
Aber auch Themen wie Mut, Freundschaften und Umweltschutz finden ihre Übersetzung auf der Bühne im Kindermusical. So erzählt etwa die Dschungelprinzessin Koko, dass die Touristen viele seltsame Gegenstände zurücklassen. Aber auch der schwindende Urwald durch Menschenhände für den Bau ihrer Möbel wird angesprochen. Für die Familien im Publikum ist das eine wichtige Botschaft: "Es war ein Musical auf einem hohen Level und mit tollen Ideen. Es geht hier nicht nur um Spaß, sondern auch um die wichtigen Themen wie unsere Umwelt", so Besucherin Julia Hansmann über das Musicalerlebnis mit ihrer Tochter Taisiya.
Johannes Oerding: "Ich will wieder so schön träumen wie damals"
Auch für Johannes Oerding ist das Musical ein besonders emotionales Erlebnis gewesen. Der Musiker und "The Voice"-Mentor hat an Peter Maffays Seite am Musical mitgewirkt und nimmt mehr als nur die Reaktionen des Publikums mit: "Tatsächlich sind mir ein paar Dinge aus meiner Kindheit wieder eingefallen - wie man früher selbst ins Bett gegangen ist und vor allem wie man sich da reingeträumt hat. Oder was die Eltern einem vorgesungen und vorgelebt haben. Was ich mitnehme, ist der Versuch, auch mal wieder so schön zu träumen wie damals."
Der Wunsch nach mehr Träumen zieht sich durch den mit rotem Velour bezogenen Saal des GOP. So etwa bei Zuschauerin Natalie Feit und ihren zwei Töchtern: "Man möchte auch in die Traumwelten von Anouk reisen. Und da ist eine große Wahrheit dabei - dass die Kinder das noch können und wir Erwachsene doch nicht. Nach dem Stück denke ich, das möchte ich auch wieder! Das ist etwas, was wir für unseren Alltag doch wieder zurückholen sollten".
Das Kindermusical "Anouk" läuft bis zum 5. Januar 2025. Insgesamt 90 Vorstellungen in Deutschland, der Schweiz und Österreich stehen auf dem Plan. Tickets und mehr Informationen gibt es hier.