90 Jahre Rolf Becker: NDR feiert ihn mit drei Krimi-Klassikern
Seit mehr als einem halben Jahrhundert steht der Wahlhamburger auf Bühnen und vor Kameras. Nun ist Rolf Becker 90 geworden - und NDR Kultur veröffentlicht drei Krimihörspiele mit ihm als Privatdetektiv Guido Blankenhorn.
Auch wenn er im "Großstadtrevier" oder im "Tatort" zu sehen war, mit Regielegende Peter Zadek gearbeitet hat und in Stücken von Thomas Bernhard dabei war: Die meisten kennen Rolf Becker wahrscheinlich aus der Arztserie "In aller Freundschaft". 1998 hatte Becker dort seinen ersten Auftritt, seit 2006 gehört er als Cafeteria-Wirt Otto und Vater des Serienarztes Martin Stein fest zum Ensemble.
In den Schauspielberuf "reingeschlittert"
Geboren wurde Becker 1935 in Leipzig. Mit Kriegsbeginn wurde er auf den Bauernhof der Großeltern nach Schleswig-Holstein geschickt, 60 Kilometer von Hamburg. Dass er Schauspieler geworden ist, sei kein Jugendtraum gewesen, sagte Becker einmal in einem Interview, sondern eher eine Folge des Krieges: "Mit der Bewusstwerdung ab der Pubertät begann mein Bedürfnis zu kapieren: Was läuft da? Wie richtet man sich in einer Welt ein, in der das nicht wieder vorkommt?" Er hätte sich daraufhin viel mit Literatur beschäftigt, vor allem fremdsprachiger. "Dann kamen die Kontakte mit Schauspielern am Bremer Theater - und dann bin ich so in den Beruf reingeschlittert."
Nach der Ausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München folgt zunächst eine Theaterkarriere, dann der Schritt vor das Hörspielmikro und die Kamera. Ob Fernsehfilme, Krimiserien oder Literaturverfilmungen wie "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" - der Vater von Ben und Meret Becker besticht durch Vielseitigkeit und ist wie seine Kinder aus der deutschen Schauspiellandschaft nicht wegzudenken. Dabei sei ihm die Frage, ob der Stoff eine Botschaft wert ist, immer wichtiger gewesen, als die Rolle selbst: "Ausschlaggebend ist für mich immer: Was ist das für eine Geschichte? Ist es eine Geschichte, die Menschen bewegen kann? Die mich beschäftigt?"
Rolf Becker als Guido Blankenhorn: Ein Ex-Kommissar ermittelt weiter
Immer wieder beschäftigt hat den Wahlhamburger seine Hörspielrolle als Guido Blankenhorn. Dieser sollte eigentlich Flötist werden, wurde aber Kriminalkommissar. Jedenfalls für eine ganze Weile. Bis er "ressortfremd" recherchiert hatte, warum bei der Durchsuchung einer "linken" Buchhandlung die Kollegen von der Schutzpolizei so vandalenhaft gewütet hatten - und daraufhin vorzeitig in Pension geschickt wurde. Aber so ganz kann er das ermitteln nicht lassen. Als Privatdetektiv löst er immer wieder auf ruhige, lakonische Art Fälle.
Die Blankenhorn-Krimis von Autor Uwe Friesel versetzen die Hörerinnen und Hörer in die 80er-und 90er-Jahre zurück. Der NDR hat die drei Hörspiele 1980, 1984 und 1994 produziert und hochkarätig besetzt. Neben Rolf Becker als Ex-Kommissar Blankenhorn sind Uwe Friedrichsen, Jan Fedder und Evelyn Hamann dabei. Das erste der drei Hörspiele steht ab dem 1. April in der ARD Audiothek, die weiteren werden jeweils eine Woche später veröffentlicht.
"Blankenhorn, sein erster freier Fall" (2 Teile): Ab 1. April in der ARD Audiothek

Kommissar Blankenhorn denkt auf Sylt über seinen "Rausschmiss im gegenseitigen Einvernehmen" nach, nachdem er recherchiert hatte, warum bei der Durchsuchung einer "linken" Buchhandlung die Kollegen von der Schutzpolizei so vandalenhaft gewütet hatten. Zufällig trifft er seine Primanerliebe wieder. Sonja Sautemann hat sich wenig verändert und die alten Gefühle noch nicht vergessen. Aber sie hat neue Probleme: Ihr 18-jähriger Sohn ist verschwunden, und ihr Mann, erfolgreicher Getränkegroßhändler, will die Polizei nicht benachrichtigen. Widerstrebend willigt Blankenhorn ein, Privatdetektiv zu spielen.
Schnell wird ihm klar: Die Familie ist ziemlich zerrüttet, der Junge einsam und wegen seiner Selbstdarstellungszwänge bei seinen Mitschülern und im Tennisclub unbeliebt. Und er findet heraus, dass der Vater Erpresserbriefe unterschlägt. Die Suche führt Blankenhorn nach Luzern - und als Ornithologe auf eine Nordseeinsel, wo er mittels Teleobjektiv und Recorder einige verblüffende und gefährliche Erkenntnisse sammelt.
"Blankenhorn: Lauenburg-Connection": Ab 8. April in der ARD Audiothek

Guido Blankenhorn, vorzeitig in Pension geschickter Kriminalkommissar, sitzt an der Elbe und wirft Steinchen ins Wasser. Plötzlich kommt ein umgekipptes, leeres Kanu vorbeigefahren. Als der Ex-Kommissar am nächsten Tag in der Boulevardzeitung eine merkwürdige Geschichte über das leere Kanu liest, die nach Berlin verweist, setzt sich Blankenhorn in den Zug in die geteilte Stadt und entdeckt dabei einen vermeintlich Toten unter den Lebenden.
"Blankenhorn und der Blaumörder": Ab 15. April in der ARD Audiothek

Beim Gartenfest bei Elena, umworbene Gattin des Galeristen und Kunsthändlers Lattenkämper, kommt Blankenhorn wieder mal unverhofft zu einem Auftrag als Privatdetektiv. Dabei erfährt der nicht sonderlich kunstinteressierte Ex-Kommissar einiges über den Unterschied zwischen einer künstlerischen Replik und einer Fälschung. Am Ende seiner Ermittlungen steht Blankenhorn vor einer Frage, die so manchen Kunstfreund quält: "Wie wirklich ist Kunst und was ist wirklich Kunst?"
