Album der Woche: Jean-François Heisser spielt Ravel
Maurice Ravels Geburtstag jährt sich in diesem Jahr zum 150. Mal. Der Pianist und Dirigent Jean-François Heisser präsentiert auf seinem neuen Album Ravels Klavierkonzert, ergänzt um einige Orchesterwerke.
Zu Beginn von Maurice Ravels G-Dur-Klavierkonzert ertönt ein trockener Peitschenknall, fast wie im Zirkus. Natürlich ist es keine wirkliche Peitsche, die wir hier hören, sondern der Klang zweier aneinander geschlagener Hölzer. Über einer flirrend-sirrenden Klangfläche hebt sich dann die Flöte erkennbar ab. Das Klavier tritt solistisch erstmals nach knapp einer Minute hervor. Das klingt beim Pianisten dieser Aufnahme, bei Jean-François Heisser, fast wie improvisiert. Sein Spiel hat etwas Nachdenkliches und Versonnenes. Er erlaubt sich kleine Finessen und Freiheiten.
Oft hört man dieses Konzert betont mechanisch und auf einen eher straffen Rhythmus hin ausgerichtet. Das ist hier nicht der Fall. Dieser Ansatz gilt auch für das Orchester, das Heisser vom Klavier aus dirigiert. Vielleicht ist diese Personalunion von Solist und Dirigent auch ein Grund dafür, dass das Orchestre de Chambre Nouvelle-Aquitaine einerseits sehr genau spielt, andererseits aber auch in gewisse Freiräume vorstößt.
Ein kammermusikalisches Geben und Nehmen
Gerade der langsame zweite Satz zeichnet sich durch ein hohes Maß an Intimität und durch ein kammermusikalisches Geben und Nehmen aus. Gesanglichkeit und Atem bilden bei dieser Aufnahme wichtige Kriterien.
Im Finale hört man das Ravel-Konzert oft etwas überdreht, motorisch oder virtuos-sportiv. Das ist bei Jean-François Heisser glücklicherweise anders. Er reduziert den Drive und gewinnt dadurch an Musikalität - ohne dass die Energie der Musik darunter leiden würde.
Heissers Album glänzt durch Feinheiten und Nuancen
Neben dem Klavierkonzert enthält das Album auch drei Orchesterwerke aus unterschiedlichen früheren Phasen in Ravels Schaffen: die "Pavane" von 1899, "Ma Mère l’Oye" aus der Hoch-Zeit seiner Meisterwerke und "Le Tombeau de Couperin" aus der Zeit, als der Erste Weltkrieg zu Ende ging.
Auch in diesen Werken besticht das Kammerorchester der Nouvelle-Aquitaine durch fließende Übergänge, sinnliche Farben und ein hohes Maß an Transparenz. Insgesamt eine Aufnahme, die nicht durch Prunk und vordergründiges Funkeln punkten möchte, sondern die ihr Publikum durch Feinheiten und Nuancen gewinnt.
Ravel: L'Alchimiste
- Zusatzinfo:
- Maurice Ravel: Klavierkonzert G-Dur; Ma mère l'oye; Le Tombeau de Couperin; Pavane pour une infante défunte; Jean-François Heisser (Klavier) Orchestre de Chambre Nouvelle-Aquitaine
- Label:
- Mirare