Ja, ich will: Schlossmuseum Jever zeigt Hochzeitsausstellung
"Ja, ich will": Die neue Sonderausstellung im Schlossmuseum in Jever zeigt, wie sich Hochzeiten und Hochzeitsbräuche im Oldenburger Land seit dem 19. Jahrhundert verändert haben.
Der schönste Tag im Leben, ein rauschendes Fest, um die Liebe zu feiern: Das romantische Bild, das wir heutzutage von Hochzeiten haben, existierte nicht immer. Denn der sogenannte Bund fürs Leben erfüllte über Jahrhunderte hinweig vor allem wirtschaftliche Zwecke. Und auch das weiße Brautkleid ist ein relativ moderner Brauch. All das zeigt die Hochzeitsausstellung "Ja, ich will" im Schlossmuseum Jever.
Ein Kleid für Hochzeit und Beerdigungen
Zwar trug die Braut im Jeverland auch um 1870 ein Festtagskleid, aber weiß war es nicht. Zur Braut wurde die Frau durch den weißen Schleier, den Kranz und den Brautstrauß. Das Kleid dagegen konnte braun oder blau sein, schwarz oder geblümt, sagt Ausstellungskuratorin Maren Siems. Ihren Angaben nach bestand es aus Seidenatlas, Samt, Tüll und Spitze. "Das war das schöne Kleid für den besonderen Anlass, was eben mehrfach genutzt wurde im Leben und was man vielleicht auch zu der Hochzeit der Schwester anzog, zur Taufe oder zur Beerdigung", so Siems.
Weißes Kleid auf dem Land erst seit 100 Jahren Brauch
Queen Victoria von England gilt als die Braut, die das weiße Hochzeitskleid salonfähig machte. 1840 heiratete sie ihren Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha - in Weiß. Im 19. Jahrhundert blieb das weiße Hochzeitsgewand zunächst fast ausschließlich dem Adel vorbehalten. Um 1920 wurde dann auch im Bürgertum und auf dem Land Weiß die anerkannte Farbe des Brautkleides. Und während Bräute heute aus einer Vielzahl von Stilen wählen können, war die Auswahl früher eingeschränkter. "Deswegen atmen diese Kleider aber auch immer wieder den Zeitgeist", sagt Kuratorin Siems.
Museum zeigt Hochzeitsgarderobe und Fotos
Das Schlossmuseum besitzt mit 15 Brautkleidern eine ungewöhnlich große Sammlung. Für jedes Jahrzehnt wird eines gezeigt, das der jeweiligen Mode entspricht. Zum Beispiel ein cremefarbenes Kleid aus Tüll und Spitze von 1958, das eine heute 90-jährige Dame aus Zetel dem Museum geschenkt hat. Neben den Kleidern ist auch der jeweilige Hochzeitsanzug des Bräutigams ausgestellt, dazu ein Foto von der Hochzeit.
Hochzeit als gesellschaftliches Ereignis
Auch das Hochzeitsfest hat sich über die Jahrhunderte verändert: von einer kleinen Feier innerhalb der Familie zum großen Event, oftmals aufwendig organisiert von Hochzeitsplanerinnen oder -planern. Ein gesellschaftliches Ereignis ist die Hochzeit aber damals wie heute. Früher habe die Ehe in erster Linie die wirtschaftliche Grundlage gesichert, um eine Familie gründen zu können, sagt Museumsleiterin Antje Sander. Heute seien die Menschen sehr viel freier.
Liebe spielte zu allen Zeiten eine Rolle
Trotzdem: Die Liebesheirat gab es auch früher schon. Das zeigt der Liebesbrief einer Dame aus der Wesermarsch aus dem 17. Jahrhundert, der ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist. Nachdem ihr Liebster das Dorf verlassen hat, schreibt sie, wie sehr sie ihn liebt und sich wünscht, dass er zurückkommt. Übrigens spielt auch im Schloss selbst die Liebe unabhängig von der Sonderausstellung eine große Rolle: Bis zu 100 Mal pro Jahr geben sich Paare dort das Ja-Wort - öfter als im Standesamt der Stadt.