Cholesterinsenker: Nebenwirkungen bei Statinen vermeiden
Statine sind Cholesterinsenker und schützen deshalb vor Arteriosklerose, koronaren Herzerkrankungen und Schlaganfall. Sie erhöhen aber auch das Diabetes-Risiko um 38 Prozent und können weitere Nebenwirkungen auslösen.
Cholesterinsenker zählen weltweit zu den meistverkauften Medikamenten. In Deutschland werden vor allem Medikamente aus der Wirkstoffgruppe der Statine eingesetzt. Präparate wie Atorvastatin oder Rosuvastatin senken den Cholesterinspiegel im Blut. So wird das Risiko für die Entstehung von Arteriosklerose, koronaren Herzerkrankungen und Schlaganfällen nachweislich reduziert. Denn erhöhte LDL-Cholesterinwerte gelten als wichtigste Risikofaktoren für diese Erkrankungen. Eine häufige Nebenwirkung ist jedoch Diabetes, denn Statine erhöhen den Blutzuckerspiegel.
Statine erhöhen das Diabetes-Risiko
Zu Diabetes kann die Einnahme von Statinen führen, weil sie die Insulinausschüttung in der Bauchspeicheldrüse vermindern können. Dann kommt weniger Insulin in den Muskelzellen an, der Blutzuckerspiegel steigt und der Körper legt den nicht verbrauchten Zucker als Fettreserve an. Das fördert die Entstehung der Zuckerkrankheit.
Eine Studie aus den Niederlanden mit Menschen zwischen 55 und 75 Jahren hat gezeigt, dass diejenigen, die Statine einnahmen, ein um 38 Prozent höheres Diabetes-Risiko hatten.
Das bedeutet: Wenn das Risiko eines Menschen, in den nächsten zehn Jahren an Diabetes zu erkranken, bei fünf Prozent liegt, erhöht es sich durch die Einnahme von Statinen auf etwa 6,5 bis 7 Prozent. Gleichzeitig senken die Medikamente das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Risiko durch Blutfettsenker individuell abwägen
Ob eine Therapie mit Statinen trotz der möglichen Nebenwirkungen sinnvoll ist, hängt vom individuellen Risikoprofil der Erkrankten ab:
- Gibt es Vorerkrankungen in der Familie, Anzeichen von Arteriosklerose oder weitere Risikofaktoren wie Bluthochdruck?
- Auch wer bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten hat, braucht zur Vorbeugung meist Statine.
In der Regel ist die Wirksamkeit der Statine wichtiger als das Diabetes-Risiko, das sich durch Sport und gesunde Ernährung begrenzen lässt. Wichtig ist jedoch, den Blutzuckerspiegel regelmäßig kontrollieren zu lassen.
Statine können weitere Nebenwirkungen auslösen
Der Körper kann die Abfallprodukte des Statins nicht abbauen. Normalerweise nehmen sogenannte Träger (Carrier) die Statinabfälle auf und transportieren sie ab. Doch bei einigen Menschen verweigern die Träger bei bestimmten Statinen ihren Dienst. Sie lassen das Abfallprodukt nicht andocken. Dies kann genetisch bedingt sein oder durch andere Medikamente, Grapefruitsaft oder Johanniskraut verursacht werden. Die Abfallprodukte führen dann zu einer Art Vergiftung im Körper, die zu verschiedenen Nebenwirkungen führen kann, zum Beispiel Muskelschmerzen.
Coenzym Q10 hilft bei Muskelschmerzen
Besonders körperlich aktive Menschen leiden durch die Einnahme der Statine häufiger unter Muskelschmerzen (Statin-Myopathie). Die Statine stören die Energieversorgung der Muskelzellen. Das wichtige Coenzym Q10 wird reduziert. Dadurch erhalten die Muskeln nicht die nötige Energie. Bei Sport und der damit verbundenen Muskelarbeit wird das Enzym dann noch zusätzlich abgebaut.
In kleineren Studien machen Mediziner seit Jahren die Erfahrung, dass die zusätzliche Einnahme des Coenzyms Q10 gegen die Muskelschmerzen helfen kann, ohne dass ein Wechsel des Statins nötig wird. Die Substanz Q10 ist als Nahrungsmittelergänzung rezeptfrei erhältlich. Eine große wissenschaftliche Studie, die die Wirksamkeit von Q10 belegt, gibt es aber bisher nicht. Die Einnahme sollte immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
Da der Q10-Spiegel mit zunehmendem Alter ohnehin reduziert ist und alle Statine den Q10-Gehalt im Muskel zusätzlich reduzieren, wird bei jeglicher Statin-Einnahme - auch ohne Muskelschmerzen - die Einnahme des Coenzyms Q10 empfohlen. Es verkürzt auch die Regenerationszeit nach Muskelbelastungen durch Sport, die für Menschen mit Fettstoffwechselstörungen unverzichtbar sind.
Vitamin D kann Wirksamkeit von Statinen verbessern
Wichtig ist auch, die Wirkung von Statinen durch ausreichend Vitamin D zu unterstützen. Vitamin D ist bei vielen Menschen in Monaten mit wenig Sonne reduziert und sollte insbesondere bei nachgewiesenem Mangel substituiert werden.
Statine: Fragen und Antworten
Was ist noch wichtig bei der Einnahme von Statinen?
Johanniskraut und Grapefruitsaft können Wechselwirkungen hervorrufen. Ihre Inhaltsstoffe werden im Körper über denselben Weg verstoffwechselt wie die Cholesterinsenker. Die Statine werden dann nicht mehr abgebaut und ausgeschiedenen und deren Spiegel steigen kritisch an. Deshalb: Niemals Johanniskraut beziehungsweise Grapefruit zusammen mit Statinen (oder vielen anderen wirksamen Medikamenten) einnehmen.
Wann sind Statine im Alter sinnvoll?
Wenn man bis 80 nachweislich keine Gefäßarteriosklerose entwickelt hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dann noch eine zu entwickeln, sehr klein. Bei diesen Patienten besteht eher keine Notwendigkeit, noch mit einer prophylaktischen Statintherapie zu beginnen. Bei vorbelasteten Patienten besteht hingegen eindeutig die dringende Notwendigkeit, die Statintherapie auch im höheren Alter fortzusetzen. Bei der Statingabe aus prophylaktischen Überlegungen (genetisches Risiko, Familienanamnese, nachgewiesene Veränderungen an den Hals- oder Beingefäßen, schlechte Cholesterinverteilung: HDL < 45 und LDL >150) ist aber Statintherapie nicht gleich Statintherapie: Aufgrund der Wirkweise der Medikamente erreicht man mit einer niedrigen Statindosis in der Regel mindestens 70 Prozent des möglichen Effekts, das heißt mit hohen Dosen erreicht man nur weitere 30 Prozent Effekt, aber mit dem Nachteil, entsprechend mehr Nebenwirkungen zu haben.
Kann man bei einer Statin-Unverträglichkeit PCSK9-Hemmer einnehmen?
PCSK9-Hemmer sind neuartige Medikamente zur Senkung der Blutfettwerte. Sie sind seit 2015 auf dem Markt. Sie kommen nur dann zum Einsatz, wenn die LDL-Werte mit Statinen oder dem Mittel Ezetimib nicht ausreichend gesenkt werden können.
Wie lässt sich das individuelle Herzinfarkt-Risiko bestimmen?
Mit demPROCAM-Gesundheitstestlässt sich das individuelle Risiko bestimmen, innerhalb der nächsten 10 Jahre einen Herzinfarkt zu bekommen.
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