Chat-Protokoll: Morbus Bechterew, Speiseröhrenkrebs-Nachsorge, Übergewicht in der Schwangerschaft
Essen als Medizin: Wie packe ich selbst eine Ernährungsumstellung an? Was hilft bei Morbus Bechterew? Worauf muss ich bei der Speiseröhrenkrebs-Nachsorge achten. Was kann ich bei Übergewicht in der Schwangerschaft tun, um einen Schwangerschaftsdiabetes zu verhindern? Um diese Themen ging es in Folge 69 bei den Ernährungs-Docs. Nach der Sendung hat Dr. Viola Andresen Ihre Fragen zu diesen Themen im Chat beantwortet. Das Protokoll zum Nachlesen:
Hans: Ich ernähre mich ausgewogen und überwiegend pflanzlich. Allerdings habe ich einen sehr hohen Käse-Konsum. Mein HDL-Cholesterin liegt bei 69 mg/dl, mein LDL-Cholesterin bei 139 mg/dl und die Triglyceride bei 94 mg/dl. Wie kann ich den Cholesterinspiegel senken, ohne auf Käse verzichten zu müssen?
Dr. Viola Andresen: Lieber Hans, tatsächlich lässt sich das LDL-Cholesterin nur wenig durch die Ernährung beeinflussen, da es vom Körper selbst hergestellt wird. Sie können also weiterhin Käse essen. Allerdings enthält Käse viele gesättigte Fettsäuren und sollte unabhängig vom Cholesterin nur in Maßen verzehrt werden.
Ursula W.: Vor 16 Jahren hatte ich Brustkrebs. Behandelt mit Chemotherapie, Bestrahlung, Antikörper- und Antihormontherapie für acht Jahre. Leide seitdem unter Müdigkeit, bin energielos, habe Osteoporose und Arthrose. Lebe vegetarisch, da ich vor zwei Jahren die Diagnose hereditäre Hämochromatose [autosomal-rezessive Erbkrankheit, bei der es zu einer Eisenüberladung kommt] bekam und daher Eisen im Essen reduziere. Bitte um Rat, wie ich zu genug Eiweiß komme.
Andresen: Hier empfehlen sich Eiweiße aus Milchprodukten. Milch kann die Aufnahme von Eisen hemmen, was bei Hämochromatose von Vorteil ist.
EssFreude: Ich hatte 2020 Speiseröhrenkrebs ohne Betreuung nach der OP. Inzwischen habe ich meine Ernährung auf rundum Gemüse, Nüsse, Smoothies, Omega-3-Leinöl, Algenöl, Olivenöl und Walnussöl um- und eingestellt. Aber: Ich habe 15 Kilogramm abgenommen, bin klapperdürr und nehme überhaupt nicht zu. Bleibe bei 53,3 Kilogramm Körpergewicht. Trotz all der guten Sachen, die ich esse, nimmt der Körper nichts "an". Das betrübt mich.
Andresen: Hier wäre unbedingt zu empfehlen, Untersuchungen auf Dünndarmfehlbesiedelung und Fettverdauungsstörung vorzunehmen. Beides sind typische Folgen solcher Operationen und können dazu führen, dass die verzehrten Nährstoffe nicht ausreichend vom Körper aufgenommen werden.
Erika: Wie stellt man eine Dünndarmfehlbesiedelung fest?
Andresen: Das kann man am besten mit einem H2-Glukose-Atemtest feststellen. Fragen Sie Ihren Arzt danach. Man kann auch Selbsttests in Apotheken kaufen oder im Internet bestellen. Bitte bevorzugt Glukose als Test-Zucker nehmen.
U.F.: Vor einem halben Jahr wurde bei mir der Phasenwinkel [Messung der Körperzusammensetzung auf Basis der unterschiedlichen Leitfähigkeit von Knochen, Organen, Muskulatur, Körperflüssigkeiten und Körperfett] mit einem Wert von 4,1 gemessen. Ich war jahrelang erschöpft, durch Ausdauersport geht es mir aber wieder besser und ich achte auf gesunde Ernährung. Ist der Wert jetzt sehr bedenklich? Reicht eiweißhaltige Ernährung und Sport?
Andresen: Ist denn der Phasenwinkel noch mal kontrolliert worden, wenn es Ihnen jetzt besser geht? Dieser Wert ist aber nur ein Teilaspekt in der Beurteilung des Ernährungszustands. Weitere wichtige Punkte sind Muskelmasse, Fettmasse, Körpergewicht oder Bauchumfang und natürlich auch die erlebte Fitness.
Chiara: Ich bin weiblich und 27 Jahre alt. Im MRT festgestellt: ausgedehntes Knochenmarksödem ISG mit der Diagnose unilaterale Sakreolithis. Daraufhin erfolgte Einnahme von Cortison etwa sechs Wochen lang. Hatte danach noch Beschwerden, daher der Therapievorschlag: ein Jahr Immunsuppressiva mit zweiwöchiger Injektion von Imraldi. Hatte Infekt, daher noch nicht damit begonnen. Derzeit keine Beschwerden. Muss ich aus Ihrer Sicht trotzdem diese Therapie machen? HBLA27 nachgewiesen.
Andresen: Das sollten Sie mit Ihrem behandelnden Rheumatologen klären. Eine Ernährungstherapie bei rheumatischen Erkrankungen ist eine tolle Unterstützung, aber Medikamente sind dennoch oft erforderlich.
Marcus: Meine Frage bezieht sich auf das in der Sendung empfohlene Nicht-Trinkens während des Essens: Wie lange sollte der Abstand zum Essen davor beziehungsweise danach sein?
Andresen: Das Trennen von Essen und Trinken kann beim Dumping-Syndrom helfen. Ich würde mindestens eine Stunde warten.
Unbekannt: Wenn ich mich abends auf dem Sofa hinlege, bekomme ich oft Sodbrennen. Soll ich eine Magenspiegelung veranlassen?
Andresen: Wenn man viel Sodbrennen hat, spricht das für Säure-Reflux. Der erhöht das Risiko für Speiseröhren-Entzündungen und im schlimmsten Fall sogar Krebs. Man sollte das Sodbrennen behandeln. Wenn die Beschwerden durch die Therapie nicht verschwinden, sollte auf jeden Fall mal eine Magenspiegelung vorgenommen werden.
Gundel: Wo kann man denn Fischöl und Algenöl kaufen und kann dieses bedenkenlos zur Nahrungsergänzung eingenommen werden?
Andresen: Es gibt diverse Omega-3-Präparate, selbst im Supermarkt, aber auch in Apotheken und Drogerie-Märkten.
Christina: Kann es auch ein Dumping-Syndrom geben ohne vorangegangene Magen-OP? Ich habe manchmal etwa 30 Minuten nach dem Essen das Problem, dass der Darm sich von jetzt auf gleich durch starken Durchfall entleert. Dabei habe ich starke Schmerzen, Kreislaufprobleme, kalten Schweiß. Hatte eine unauffällig Magen-Darm-Spiegelung. Fructose- und Sorbit-Intoleranz sind ausgeschlossen.
Andresen: Ja, es kann auch ohne Magen-OP ein Dumping-Syndrom geben, wenn die Magenentleerung aus anderen Gründen, wie zum Beispiel durch Störungen im Magen-Darm-Nervensystem, beschleunigt ist. Der rasche Durchfall nach Nahrungsaufnahme hat aber meist einen anderen Hintergrund: Wenn Essen in den Magen kommt, wird die Dickdarm-Motorik durch einen Reflex angeregt. Das ist im Grunde normal, kann aber manchmal sehr stark ausgeprägt sein und dann Probleme machen.
Tina: Welche Lebensmittel würden Sie bei veganer Ernährung und zusätzlich starken Magen- und Darmbeschwerden empfehlen?
Andresen: Vegane Ernährung enthält ja meist sehr viele Ballaststoffe. Die sind zwar sehr gesund, können aber in größeren Mengen Magen-Darm-Probleme verursachen. Man kann dann versuchen, auf FODMAP-ärmere Gemüse-Varianten zu wechseln. Zu FODMAPs gibt es auch einige Infos auf unseren Internetseiten.
Ute: Kann ein gutes Verhältnis von Omega-3 und Omega-6 zur allgemeinen Verbesserung von Rheuma führen?
Andresen: Omega-6 gilt als entzündungsfördernd, Omega-3 als entzündungshemmend. Ein gutes Verhältnis mit mehr Omega-3 kann bei entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma hilfreich sein.
Cindx: Mein Sohn (3,5 Jahre alt) hat in den letzten Wochen immer wieder mit Verstopfung und Schmerzen beim Stuhlgang zu tun, einmal auch blutig. Er bewegt sich sehr viel und trinkt meist Wasser und Saftschorle. Mit welchen Nahrungsmitteln kann ich ihm die Verdauung und den Stuhlgang erleichtern, ohne gleich zu Medikamenten greifen zu müssen?
Andresen: Hier können quellende Ballaststoffe wie zum Beispiel Flohsamen oder geschrotete Leinsamen helfen. Gute Effekte bei Verstopfung sind auch für grüne Kiwi gezeigt worden. Ganz allgemein sollte viel Gemüse auf den Teller kommen.
Leeveke: Wegen meiner Fibromyalgie, Arthrose und Reflux bin ich sehr interessiert an der Fastenkur der Sendung. Was sind die Vorbereitungstage, und kann ich mit meinen Beschwerden die Gemüse-Fastentage danach machen oder wäre eine Haferkur besser?
Andresen: Es gibt verschiedene Möglichkeiten zu fasten. Details können Sie auf den Internetseiten der Ernährungs-Docs finden. Fragen Sie zuvor Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, ob gesundheitlich etwas dagegen spricht. Nicht für jeden ist Fasten geeignet.
