Mammographie und Co: Methoden der Brustkrebs-Früherkennung
Wird Brustkrebs früh erkannt, besteht mit der richtigen Therapie eine gute Überlebenschance. Für das Mammographie-Screening wurde die Altersgrenze jetzt ausgeweitet. Welche Methoden zur Früherkennung gibt es noch?
In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 70.000 Frauen an Brustkrebs. Damit ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Die meisten erkrankten Frauen haben heute eine gute Überlebenschance. Das liegt an immer besseren Therapien - und an einer immer besseren Früherkennung.
Brustkrebs-Risiko steigt mit zunehmendem Alter
Generell steigt das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, mit zunehmendem Alter. Sind bereits Blutsverwandte wie Mutter, Tochter oder Schwester erkrankt, verdoppelt sich das Brustkrebs-Risiko. Sind zwei Verwandte betroffen, vervierfacht sich das Risiko. Daher gibt es für Frauen mit erhöhtem Risiko für familiären Brustkrebs spezielle Zentren, die eine engmaschige Betreuung gewährleisten.
Mammographie ab wann? Altersgrenze wird 2024 ausgeweitet
Bisher richtete sich das Mammographie-Screening als zusätzliches Angebot zur jährlichen Krebsfrüherkennungsuntersuchung an alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren. Jetzt hat der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) das Mammographie-Screening-Programm auf Frauen zwischen 70 und 75 Jahren ausgeweitet. Voraussichtlich ab 1. Juli 2024 haben auch sie alle zwei Jahre Anspruch auf eine Mammographie, also eine Röntgenuntersuchung der Brust. Bei der Röntgenuntersuchung wird jede Brust einzeln zwischen zwei strahlendurchlässige Plexiglasscheiben möglichst flach zusammengedrückt. Manchmal wird das als etwas schmerzhaft empfunden, dauert aber nur ein paar Sekunden. Die Kosten dafür werden von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen.
Mammographie entdeckt auch kleine Tumore
Die Mehrzahl der Fachleute ist vom Nutzen der standardisierten Früherkennungsuntersuchung überzeugt. Der entscheidende Vorteil des Screenings ist, dass Tumore früh entdeckt und von zwei spezialisierten Ärztinnen oder Ärzten unabhängig voneinander begutachtet werden. Im Gegensatz zu früher sind inzwischen 80 Prozent der Tumore, die mit dem Screening gefunden werden, kleiner als zwei Zentimeter. Solche Tumore, die früh entdeckt werden, können im Allgemeinen schonender und erfolgreicher behandelt werden - daher gibt es 25 Prozent weniger Todesfälle in der berechtigten Altersgruppe als früher. Weil das Screening so erfolgreich ist, wird momentan auch über eine Ausweitung des Programms auf jüngere Frauen ab 45 diskutiert. In Deutschland wird das derzeit noch vom Gemeinsamen Bundesausschuss geprüft.
Bedauerlich, dass von den rund drei Millionen eingeladenen Frauen nur jede zweite zum Screening geht. Viele fürchten sich vor der Untersuchung, aber nur bei sechs von tausend Frauen wird ein Brustkrebs entdeckt. Auch die Strahlenbelastung durch die Untersuchung ist eher gering - vergleichbar mit einem Langstreckenflug. Das nur wenige Sekunden dauernde Drücken der Brust ist für eine gründliche Untersuchung unabdingbar, damit auch kleine Tumore gut und sicher erkannt werden können. Je besser die Brust zusammengedrückt wird, desto weniger Röntgendosis wird gebraucht, es gibt weniger Streustrahlung und ein schärferes Bild. Sollte die Brust gerade sehr empfindlich sein, ist es ratsam, den Screening-Termin noch ein bisschen zu verschieben.
Ultraschall-Untersuchung bei jungen Frauen sinnvoll
Gerade bei jungen Frauen mit sehr dichtem Brustgewebe liefert die Mammographie eher unklare Ergebnisse. Die radiologische Dichte der weiblichen Brust (lateinisch Mamma) beschreibt das Verhältnis von Milchdrüsen und Milchgängen zu Fettgewebe. Je höher der Drüsenanteil, desto dichter ist die Brust und desto undurchsichtiger ist sie im Röntgenverfahren. Auffälligkeiten können daher leichter übersehen werden. Daher empfehlen Expertinnen und Experten bei jungen Frauen zusätzlich zur Mammographie auch immer eine Ultraschalluntersuchung der Brüste.
Studien bestätigen, dass durch eine zusätzlich durchgeführte Ultraschalluntersuchung bei Frauen mit dichtem Brustgewebe bösartige Veränderungen nachgewiesen werden konnten, die sowohl bei der Mammographie als auch bei Tastuntersuchungen übersehen wurden. Diese Ultraschalluntersuchung wird im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen nicht berücksichtigt. Die Kosten dafür werden nur bei Risikopatientinnen mit erblicher Vorbelastung oder bei unklaren Befunden mit dem Verdacht einer bösartigen Veränderung von den Krankenkassen übernommen. Viele Frauenärzte bieten den Ultraschall daher als IGeL-Leistung an.
Viele zertifizierte Therapiezentren
In den vergangenen Jahren hat sich nicht nur die Diagnostik, sondern auch die Therapie des Mammakarzinoms verändert und verbessert. Für keine andere Krebsart gibt es mehr zertifizierte Therapiezentren und bessere Behandlungsleitlinien der Fachgesellschaften als für das Mammakarzinom. Die Therapieplanung beginnt bereits mit der Diagnosestellung. Feingewebliche Untersuchungen liefern Informationen über die Art und die Aggressivität des Tumors. Der Nachweis über das Vorliegen oder Fehlen von Hormonrezeptoren sowie bestimmter Wachstumsfaktoren ist entscheidend für das therapeutische Vorgehen.
Regelmäßiges Abtasten wichtig
Neben der Tastuntersuchung beim Gynäkologen, die für alle Frauen ab dem 30. Lebensjahr einmal jährlich von ihrer Krankenkasse bezahlt wird, raten Frauenärzte zu regelmäßigen Selbstuntersuchungen der Brüste. Das Abtasten der Brust ist eine einfache Möglichkeit, Veränderung im Brustdrüsengewebe festzustellen. Die Selbstuntersuchung sollte immer zum gleichen Zeitpunkt des Zyklus erfolgen, um bessere Vergleichsmöglichkeiten zu haben. Dazu eignet sich insbesondere die Zeit zwischen dem dritten und siebten Tag nach dem Einsetzen der Regelblutung. Zu diesem Zeitpunkt ist die Brust relativ frei von hormonellen Gewebsverhärtungen.
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