Hochwasser in Niedersachsen: Ticker vom 4. Januar zum Nachlesen
Der Regen der vergangenen Tage hat die Hochwasser-Lage in Teilen Niedersachsens weiter verschärft. Allerdings rechnen Meteorologen nun mit trockenerem Wetter. Alle Meldungen von Donnerstag zum Nachlesen hier im Blog.
Das Wichtigste im Überblick:
- Landkreis Verden warnt vor steigendem Grundwasserspiegel
- Mobiler Deich in Braunschweig wird abgebaut
- Hochwasser überflutet Feriensiedlung - Urlauber evakuiert
- Regen lässt nach - aber Entspannung der Lage kann noch dauern
- Nach dem Dauerregen: Wie entwickeln sich die Pegelstände?
- Hochwasser trifft Landwirtschaft: Hunderttausende Hektar überschwemmt
Die Polizei warnt: Bitte treffen Sie Vorkehrungen und sichern Sie tiefergelegene Räume. Halten Sie Abstand zu Fließgewässern.
Liveticker macht Pause - Gute Nacht!
In diesem Blog hat NDR.de Sie auch am Donnerstag über alle wichtigen Entwicklungen beim Hochwasser in Niedersachsen informiert. Der Liveticker macht jetzt eine kleine Pause - am Freitagmorgen startet er wieder. Gute Nacht!
Hochwasser in Niedersachsen - Der Überblick
Satellitenbild zeigt Ausmaße des Hochwasser in Niedersachsen
Auf einem Satellitenbild sind die Ausmaße des Hochwassers in Niedersachsen am Mittwoch zu erkennen. Die rot-markierten Bereiche zeigen Überschwemmungsgebiete der verschiedenen Regionen an.
ARD-Wetterexperte rechnet mit trockeneren und kälteren Tagen
2023 sei ein neues Rekordjahr für Norddeutschland, was die Summe des Regens angehe, sagte Karsten Schwanke aus dem ARD-Wetter-Kompetenzzentrum im Interview bei NDR Info. "Morgen werden im Laufe des Tages immer noch einzelne Pegelstände weiter steigen, wie beispielsweise in Huntlosen an der Hunte oder in Bokeloh an der Hase." In den nächsten Tagen werde es kälter und das sei eine gute Nachricht für die Hochwasser geplagten Gebiete, so Schwanke. Denn dadurch gehen laut dem Meteorologen die Niederschläge zurück und es wird in den nächsten Tagen eher trocken bleiben.
NDR Info extra: Übersicht zur Hochwasser-Lage im Norden
An vielen Flüssen in Niedersachsen ist die Situation weiter angespannt, an einigen Orten steigen die Pegel wieder. Der Zusammenhalt in der Bevölkerung und bei den Helfern ist dennoch groß: Ob Landwirte mit ihren Treckern oder Einsatzkräfte aus Frankreich - alle packen zu. Doch mit welchen Sorgen ringen die Menschen nach 14 Tagen Hochwasser an den Deichen?
Zweistufiges Sicherungssystem für Deiche unter Druck
Das Hochwasser in Niedersachsen zeigt: Bei anhaltendem Druck durch Wassermassen besteht eine Gefahr für die Deichsicherheit. Um diese weiterhin zu gewährleisten, kommen verschiedene Systeme zum Einsatz.
Kläranlage in Meppen von Hochwasser bedroht
In die Kläranlage in Meppen (Landkreis Emsland) fließt nach starken Regenfällen nicht nur Abwasser, sondern auch Oberflächenwasser. "Wir beobachten stetig die Lage", sagte Bürgermeister Helmut Knurbein (CDU) am Donnerstag. Um ein Überlaufen zu verhindern, seien bereits Maßnahmen getroffen worden. Knurbein bittet um einen sparsamen und sensiblen Umgang mit Wasser.
Bewohner in Lilienthal bleiben mindestens bis zum Wochenende evakuiert
In der Gemeinde Lilienthal (Landkreis Osterholz) können die rund 100 Bewohner, die bereits Ende Dezember aus dem Flutgebiet evakuiert worden sind, noch immer nicht in ihre Häuser zurückkehren. Die Gemeinde geht nach eigenen Angaben davon aus, dass das Hochwasser in Wümme und Wörpe am kommenden Wochenende Lilienthal erreichen wird. Bis dahin müssten Bewohner betroffener Straßen mindestens noch bis Sonntag evakuiert bleiben. Spätestens dann will die Gemeinde die Lage durch Experten neu bewerten lassen.
Technisches Hilfswerk warnt vor falschen Spendensammlern
Das Technische Hilfswerk (THW) in Meppen warnt vor falschen Spendensammlern, die sich als Mitglieder ausgeben und nach Spenden fragen. Demnach waren zu diesem Zweck am Mittwoch Personen in THW-Bekleidung in Haren (Landkreis Emsland) unterwegs.
Gefahren durch ansteigendes Grundwasser im Landkreis Verden
Wegen der Überflutungslage in der Weser, Aller und Wümme steigt das Grundwasser im Landkreis Verden an. Auch abseits der Gewässer, teilte Melanie Winter-Lücking, Leiterin der Abteilung Abfall und Wasser beim Landkreis, mit. Das passiere demnach, weil das Grundwasser durch die steigenden Wasserpegel nicht mehr in die Flüsse ablaufen könne. Dadurch bestehe auch für Gebäude abseits der Hochwassergebiete Überflutungsgefahr. Besonders gefährdet sind laut Winter-Lücking aber Bereiche in den Flussniederungen der Gewässer. Auf der Webseite des NLWKN findet sich eine Grafik zum aktuellen Grundwasserspiegel in Niedersachsen.
Unbekannte stehlen Stromerzeuger für Wasserpumpen in Celle
Unbekannte haben in Wienhausen (Landkreis Celle) in den frühen Morgenstunden einen Stromerzeuger des Technischen Hilfswerks (THW) gestohlen. Wie die Polizei mitteilte, hatte dieser mehrere Wasserpumpen versorgt. Die Polizei bittet Zeugen, die Hinweise zu der Tat geben können, sich unter der Telefonnummer (05145) 28 42 10 bei der Dienststelle in Lachendorf zu melden. Die Polizei appelliert außerdem, keine Sandsäcke zu entwenden, die zum Schutz vor Hochwasser dienen.
Mann geht in Hannover in den Fluten schwimmen - und löst Großeinsatz aus
Im Hochwassergebiet von Hannover hat ein Mann einen unnötigen Großeinsatz von Rettungskräften ausgelöst, als er in den Fluten geschwommen ist. Am Donnerstagvormittag hatte zunächst eine Frau gemeldet, dass eine Person möglicherweise von der Strömung abgetrieben worden sei, so Feuerwehrsprecher Kristof Schwake. Demnach rückten bis zu 100 Kräfte mit Tauchern, Booten, Drohnen und einem Hubschrauber weiträumig im Stadtgebiet aus. Entwarnung gaben dann weitere Zeugen, die den Schwimmer mit Badekappe und Neoprenanzug gesehen hatten, wie er aus dem Wasser kam. Er sei dann auf ein Fahrrad gestiegen und weggefahren. Die Feuerwehr zeigte sich fassungslos: "Wir warnen seit Tagen davor, freiwillig in die Nähe des Hochwassers zu gehen", sagte Schwake.
Deich in Hatten-Sandkrug wird videoüberwacht
In Hatten (Landkreis Oldenburg) wird ein Deich im besonders betroffenen Ortsteil Sandkrug nicht mehr nur rund um die Uhr durch Deichläufer des Technischen Hilfswerks (THW) überwacht, sondern auch durch eine Fachfirma per Video. Das teilte die Kreisfeuerwehr Oldenburg mit. So sollen demnach Veränderungen des Deichzustands schnell erkannt werden. Um eine Gefährdung von Schaulustigen auszuschließen, ist die Überwachungsanlage auch mit einem Bewegungsmelder ausgestattet. Betritt jemand den Deich, dann verbindet sie sich mit der Sicherheitsfirma. Diese kann Schaulustige über Lautsprecher direkt ansprechen. Im Eskalationsfall wird auch die Polizei alarmiert.
Steigende Pegelstände auch an der Hunte erwartet
Das NLWKN warnt erneut vor größeren Überschwemmungen im Flussgebiet der Hunte. Das geht aus dem Hochwasser-Lagebericht des Landesbetriebs für Donnerstagmittag hervor. Dabei geht es insbesondere um den Pegel Huntlosen II, der sich bereits über der Meldestufe 3 befindet. Während an anderen Messtellen fallende Wasserstände verzeichnet werden, könnte der Pegel Huntlosen II bis Sonntag sogar leicht ansteigen. Der Scheitelwert werde sich nach aktueller Einschätzung aber knapp unter dem Niveau der vergangenen Woche einstellen, hieß es.
Bäume zur Deichsicherung fällen? Meppen entscheidet später
Die Stadt Meppen will im Laufe des Jahres prüfen, ob die Bäume auf den Deichen in der Stadt in Zukunft stehen bleiben dürfen. Wegen der aufgeweichten Böden kippen dort derzeit einige Bäume um - teilweise auch an den Deichen. Dort gehören sie eigentlich nicht hin, so eine Stadtsprecherin. Ob sie langfristig aus Sicherheitsgründen gefällt werden sollen, will die Stadt nach dem Hochwasser entscheiden. In Oldenburg und Lilienthal (Landkreis Osterholz) wurden in der aktuellen Hochwasserlage bereits mehrere Bäume an Deichen gefällt.
Neue Hochwasserwarnung für die Hase
Im Unterlauf der Hase drohen größere Überschwemmungen. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hat am Donnerstagmittag eine neue Warnung vor Hochwasser für den Fluss im Emsland herausgegeben. Bis zum Wochenende bleibe das Schauerwetter voraussichtlich bestehen. "Aufgrund der gefallenen Niederschlagsmengen und der hohen Vorfüllung der Gewässer liegen die Wasserstände im Flussgebiet der Hase auf sehr hohem Niveau", so das NLWKN. Sollten die angekündigten Niederschläge tatsächlich fallen, könnte der Wasserstand weiter steigen.
Französischer Zivilschutz unterstützt beim Hochwasserschutz
Im Kampf gegen das Hochwasser erhält Niedersachsen europäische Nachbarhilfe: Innenministerin Daniela Behrens (SPD) hat heute in Thören die 39 Einsatzkräfte des französischen Zivilschutzes begrüßt, die gestern in Celle angekommen sind. In dem Dorf bei Winsen an der Aller bauen die Männer und Frauen ein rund 1,2 Kilometer langes mobiles Deichsystem auf, um die Bewohner vor dem Hochwasser zu schützen, das in den nächsten Tagen erwartet wird. Die Ministerin dankte den Einsatzkräften aus Frankreich. "Wir bekommen derzeit nicht nur aus Deutschland, sondern auch von unseren europäischen Nachbarn Hilfe angeboten. Das ist ein tolles Zeichen der großen internationalen Solidarität", so Behrens.
Mobiler Deich in Braunschweig wird abgebaut
Während die Pegelstände vielerorts weiter steigen, gehen sie im Braunschweiger Stadtgebiet trotz der Regenfälle der letzten Tage weiterhin zurück. Für die nächsten Tage sagt der Deutsche Wetterdienst zudem zunehmend trockenes Wetter voraus. Die Feuerwehr Braunschweig geht daher davon aus, dass der mobile Deich am Kalenwall nicht weiter benötigt wird, um die Innenstadt vor Hochwasser zu schützen. Das teilte die Stadt am Vormittag mit. Daher sei mit dem Abbau des mobilen Deichs begonnen worden. Im Verlauf des morgigen Freitags sollen die Arbeiten abgeschlossen werden, anschließend wird die Straßensperrung am Kalenwall aufgehoben. Auch die mobilen Schutzdeiche in Goslar, Oker, Vienenburg und Wiedelah sollen morgen abgebaut werden, sagt Volker Junge vom Stadtfeuerwehrverband Goslar.
Hochwasser lässt Gräber absacken - Bestattungen werden verschoben
Durch die Regenfälle der vergangenen Tage und das steigende Grundwasser sind auf Friedhöfen in Cloppenburg Gräber abgesackt. Das berichtet die NWZ. Demnach sind die Gräber teilweise bis zu 50 cm abgesackt. In Oldenburg seien wegen der hohen Grundwasserstände die Beisetzungen auf tiefer liegenden Grabflächen der städtischen Friedhöfe an der Sandkruger Straße und am Schafjückenweg verschoben worden, sagte eine Stadtsprecherin. Ein mobiler Deich soll die Grabstellen auf dem Friedhof an der Sandkruger Straße vor Überflutungen schützen.
Elbe-Hochwasser erreicht Lüneburg - bisher keine Gefahr
Der Hochwasserscheitel an der Elbe hat den Landkreis Lüneburg erreicht. Am Pegel Hohnstorf steht das Wasser nur noch einen guten Meter unter der Rekordmarke von 2013. Allerdings wurde der Deich damals leicht erhöht - der Artlenburger Deichverband sieht daher derzeit keine Gefahr, wie ein Sprecher mitteilte. Bis morgen oder übermorgen werde der Pegelstand voraussichtlich sehr hoch bleiben, der Elbdeich werde deshalb weiterhin auf Sickerstellen kontrolliert. Noch gebe es aber keine. Im Bereich Bleckede und Honhstorf steht hinter dem Deich zwar Wasser, teils auch auf Grundstückszufahrten. Das liege aber an hochgedrücktem Grundwasser, so der Deichverband.
Autofahrer überfahren Hochwasser-Straßensperrungen
Erneut haben Autofahrer hochwasserbedingte Straßenabsperrungen ignoriert. Von besonders rücksichtslosem Fahrverhalten berichtet die Feuerwehr in Hambühren (Landkreis Celle). Mehrere Autofahrer haben dort sogenannte Verkehrsleitkegel, die die Vollsperrung einer Straße signalisierten, vorsätzlich überfahren und fuhren anschließend weiter. Selbst direkte Ansprachen durch Feuerwehrleute seien ignoriert worden, teilte die Feuerwehr via Facebook mit. In zwei Fällen wurde demnach Anzeige wegen Fahrerflucht gestellt. Die betroffene Straße Bruchweg musste zuvor komplett gesperrt werden, nachdem am Dienstagabend ein Sattelzug bei der Durchfahrt ein Behelfsgerüst zur Wasserableitung beschädigt hatte.
CDU in Verden fordert mobiles Deichsystem
Um unter anderem das tieferliegende Fischerviertel in Verden bei Hochwasser künftig besser und schneller zu schützen, sollte die Stadt ein mobiles Hochwasserschutzsystem anschaffen - das zumindest fordert die CDU-Ratsfraktion in einem Antrag an den Stadtrat. Damit könnte der Deich um zusätzliche 60 Zentimeter erhöht werden, so der Fraktionsvorsitzende Jens Richter. Zudem könne das System bei Bedarf auch woanders in der Stadt eingesetzt werden. Das hätte die Überflutung des Fischerviertels Ende Dezember verhindern können, meint Richter. Der Stadtrat könnte über den Antrag in seiner nächsten Sitzung Mitte Februar entscheiden.
Schäden durch Hochwasser: Wer zahlt die Reparatur?
Viele Gebiete in Niedersachsen stehen unter Wasser, Deiche weichen auf: Schon jetzt sind Straßen und Deiche reparaturbedürftig und auch Privathäuser erleiden Schäden durch die Wassermassen. Wie hoch die Kosten ausfallen werden, kann erst im Nachhinein bestimmt werden. Doch wer kommt für sie auf?
Kanalisation in Haselünne läuft teilweise über
Als Folge des Hochwassers und des lang anhaltenden Regens kämpft die Stadt Haselünne mit einer vollen Kanalisation. Wasser, das nicht ablaufen kann, verursacht dort teilweise einen Überlauf. Wie Bürgermeister Werner Schräer (CDU) dem NDR Niedersachsen mitteilte, werden Pumpen eingesetzt und Güllefässer befüllt, um betroffene Gebiete zu entlasten. Das funktioniere gut, so der Bürgermeister. Die Deichanlagen entlang der Hase halten dem Hochwasser derzeit Stand.
PETA appelliert: Tiere nicht zurücklassen
Aufgrund des Hochwassers müssen immer wieder Menschen ihre Häuser verlassen, in Oldenburg wird bereits die eventuelle Evakuierung ganzer Stadtteile vorbereitet. Die Tierrechtsorganisation PETA ruft dazu auf, Haustiere im Falle einer Evakuierung unter keinen Umständen zurückzulassen. "Oft werden Gebäude oder ganze Gebiete tagelang gesperrt, bevor eine Rückkehr möglich ist". Damit seien die Tiere in Todesgefahr, sie könnten "ertrinken, verhungern oder von Schutt lebendig begraben werden", so eine Sprecherin. Tierbesitzerinnen und -besitzern rät die Organisation, Notfallrationen an Nahrung, stoßsichere Transportboxen, Leinen, Brust- oder Sicherheitsgeschirr und wärmende Decken mitzunehmen.
Hochwasser überflutet Feriensiedlung - Urlauber evakuiert
In Südbrookmerland (Landkreis Aurich) ist der See Großes Meer übergelaufen und hat eine Feriensiedlung unter Wasser gesetzt. Die Urlaubsgäste der Anlage bei Aurich wurden evakuiert. Durch den steigenden Pegelstand der zulaufenden Kanäle war das Wasser gestern Abend unerwartet schnell über den Damm getreten. In der Folge musste in der Region auch der Strom abgeschaltet werden.
Regen lässt nach - Lage-Entspannung erst Ende nächster Woche?
Heute können die Helfer und Einsatzkräfte in den Hochwassergebieten in Niedersachsen immerhin weitgehend im Trockenen arbeiten. Am Freitag erwarten Meteorologen ein neues Tief, das aus Südwest-Niedersachsen nach Nordosten zieht. Bis zu 20 Liter Wasser können dann etwa an der Ems und an der Nordsee auf den Quadratmeter fallen. Perspektivisch sei eine Beruhigung in Sicht, sagte ARD-Wetter-Experte Tim Staeger bei NDR Info. Grund sei eine Umstellung der Großwetterlage - mit kälteren Temperaturen und deutlich weniger Niederschlägen. Weil die Pegelstände zeitversetzt reagierten, sei aber womöglich erst Ende nächster Woche von einer Entspannung der Hochwasserlage in Niedersachsen auszugehen.
Experte sieht Kommunikationsdefizite im Hochwasserschutz
Die aktuelle Hochwasserlage zeigt laut Experten Kommunikationsdefizite im Hochwasserschutz auf. "Die Informationen sind alle da, wir haben aber ein Kommunikationsproblem in der Hochwasservorsorge", sagt Torsten Schlurmann, Leiter des Ludwig-Franzius-Instituts an der Leibniz-Universität Hannover. Dies gelte für Behörden, Wissenschaft und auch die Politik. Schlurmann verweist auf eine seit 2007 gültige Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie der EU, aufgrund derer Gefährdungsgebiete ausgewiesen sein müssen. Eine entsprechende Gefahrenkarte existiere auch für die vom Hochwasser stark betroffene Gemeinde Lilienthal (Landkreis Osterholz). Es sei "frappierend, wie ähnlich diese Simulationen im Vergleich mit der heutigen Krisenlage aussehen. Die großflächigen Überschwemmungen sind da nahezu eins zu eins abzulesen", sagt Schlurmann.
Pegelstände der Aller weiter über Meldestufe 3
Auch an der Aller bleibt die Lage angespannt. In Celle und Eitze lag der Pegelstand am Morgen jeweils rund 60 Zentimeter über der Meldestufe 3. An weiteren Orten wie Rethem und Ahlden waren es jeweils mehr als 20 Zentimeter.
Hochwasser stellt auch Gefahr für Wildtiere dar
Zwar sind laut NABU viele Wildtiere an starke Niederschläge und Überschwemmungen angepasst, doch einige Arten sind den Wassermassen ausgeliefert. So ist vor allem die im Boden nistende Brut einiger Insekten verloren. Aber auch Maulwurf und Igel sind gefährdet.
Hochwasser-Update: Kurzüberblick - der Stand am Morgen
Die Deiche und Dämme in Niedersachsen haben über Nacht gehalten. Aufgrund des anhaltenden Drucks der Wassermassen wird an vielen Orten zusätzlich gesichert. Laut Warnlagebericht des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) droht sich die Lage an einigen Orten zu verschärfen. Betroffen sind demnach die Einzugsgebiete von Aller, Leine und Oker sowie von Hase und Hunte.
Auffahrt zur A27 in Bremen geflutet und gesperrt
Auf der Autobahn 27 ist die Auffahrt Bremen-Vahr in Richtung Cuxhaven gesperrt. Dort steht Wasser auf der Fahrbahn. Zudem ist die Ausfahrt Bremen-Industriehäfen Richtung Ritterhude wegen Hochwassers gesperrt. Landesweit sind weiterhin auch viele Bundes-, Land-, und Kreisstraßen teilweise überflutet. Die Feuerwehr warnt davor, die gesperrten Bereiche zu durchqueren. Ein Überblick über betroffene Straßen:
Experte: Beruhigung wohl erst kommende Woche
Nach zwei Tagen mit viel Regen könnte der heutige Tag ein kleiner Lichtblick sein: In Niedersachsen soll es am Donnerstag größtenteils trocken bleiben, allenfalls Schauer werden erwartet. Dass sich die Situation aber nachhaltig entspannt, damit rechnen Wetter-Experten frühestens Ende kommender Woche. Das Problem seien vor allem die Zuflüsse, sagte Stefan Laps aus dem ARD-Wetter-Kompetenzzentrum im Interview bei NDR Info. So würden zum Beispiel Fulda und Werra gerade schon wieder eine neue Hochwasserwelle aufbauen, die Niedersachsen erst Mitte kommender Woche erreichen werde.
Nach dem Dauerregen: Wie entwickeln sich die Pegelstände?
Viele Pegel in Niedersachsen und in Teilen Bremens zeigen weiterhin die höchste Meldestufe an. Zwar soll es heute weitgehend trocken bleiben, der Dauerregen der vergangenen Tage droht die Situation jedoch an einigen Orten zu verschärfen, wie aus dem Warnlagebericht des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hervorgeht. Betroffen sind demnach die Einzugsgebiete von Aller, Leine und Oker sowie von Hase und Hunte.
Campingplatz und Freibad in Harsefeld überschwemmt
Das aktuelle Hochwasser hat in Harsefeld (Landkreis Stade) zu einem Großeinsatz geführt. Dort waren am Mittwoch die Rosenbornteiche über die Ufer getreten. Das Wasser strömte über einen Campingplatz und überschwemmte auch das benachbarte Freibad. Nach Angaben einer Feuerwehrsprecherin verhinderten rund 100 Helfer, dass das verschmutzte Wasser in die Schwimmbecken und in die empfindlichen Pumpenanlagen lief. Auch die nahegelegene Eissporthalle konnte geschützt werden. Um das Wasser fernzuhalten, hat die Feuerwehr vier Kilometer Schlauchleitungen verlegt. Zudem errichten sie Barrieren aus Sandsäcken und sogenannten Big Bags.
Pegelstand der Hase weiter angestiegen
In der Nacht ist der Pegelstand der Hase bei Herzlake (Emsland) auf 5,70 Meter gestiegen und hat damit Meldestufe 3 erreicht. Das bedeutet, dass dort auch einzelne Straßen, Grundstücke oder Keller überflutet werden können. Aktuell geht der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft-, Küsten und Naturschutz (NLWKN) davon aus, dass die Wasserstände bei Herzlake im Laufe des Tages wieder sinken. Anders in Meppen-Bokeloh: Dort soll der Pegel der Hase noch weiter ansteigen. Bisherige Scheitelwasserstände sollen dort im Laufe des Tages voraussichtlich erreicht oder sogar überstiegen werden, hieß es.
Mobiler Deich aus Frankreich wird an der Aller errichtet
Einsatzkräfte aus Frankreich werden heute in der Nähe von Thören bei Winsen an der Aller mit dem Aufbau eines mobilen Deichs beginnen. Das rund 30-köpfige Team des französischen Zivilschutzes war gestern in Celle eingetroffen. Sie sind Teil einer europaweit einheitlich strukturierten Einheit zur Hochwasserbekämpfung.
Deiche und Dämme haben über Nacht gehalten
Aufgrund weiterer Niederschläge in der vergangenen Nacht bleibt die Lage vielerorts in Niedersachsen angespannt. Nach bisherigen NDR Informationen gab es über Nacht keine Deich- oder Dammbrüche. Auch mussten keine weiteren Menschen aus Wohngebieten wegen des Hochwassers evakuiert werden. In mehreren Orten bleibt die Lage kritisch - etwa in Oldenburg. Dort ist der Pegelstand der Hunte nach Angaben aus dem Lagezentrum zwar weiterhin hoch, aber nicht gestiegen.
Weser an zwei Meldestellen über Meldestufe 2
An zwei Messstellen der Weser hat das Hochwasser erneut die Meldestufe 2 überschritten. In Höxter hat der Pegelstand in der Nacht die 500 Zentimeter-Marke geknackt, wie aus Daten des Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hervorgeht. An der Weser-Messstelle Karlshafen wurde am Mittwochabend mit 440 Zentimetern die zweite Meldestufe erreicht. In beiden Gebieten ist die Tendenz steigend. Meldestufe 2 bedeutet, dass vor allem land- und forstwirtschaftliche Flächen überschwemmt werden können.
Hunderttausende Hektar Acker und Grünland überschwemmt
Das Hochwasser trifft auch die Landwirtschaft. Fast jeder Landwirt ist nach Angaben des niedersächsischen Bauernverbandes derzeit von Überflutungen seiner Felder beziehungsweise von Nässeschäden betroffen. Grund dafür seien die großen Niederschlagsmengen der vergangenen Wochen, teilte das Landvolk in Hannover mit. Wie viele landwirtschaftliche Flächen direkt vom Hochwasser anliegender Flüsse oder anderer Gewässer beeinträchtigt seien, sei aktuell nicht genau abschätzbar. "Es sind mehrere Hunderttausend Hektar Acker und Grünland überschwemmt", sagte Landvolk-Präsident Holger Hennies. Auch Hunderte von Hofstellen seien von Überschwemmungen betroffen, "glücklicherweise aber nur sehr wenige Betriebe so stark, dass auch Ställe betroffen sind und Vieh evakuiert werden musste".
Langanhaltendes Hochwasser bringt Deiche an Grenze
Das Besondere an der aktuellen Lage sei, dass es Hochwasser großflächig an vielen Flüssen und Orten gleichzeitig gebe, sagte der Leiter des Ludwig-Franzius-Instituts für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen an der Leibniz Universität Hannover, Torsten Schlurmann, der Deutschen Presse-Agentur. Zudem dauere die Lage schon über Tage an. "Wir sehen keine schnell abfließende Hochwasserwelle an den Flüssen, sondern dass das Wasser quasi steht. Durch den lang anhaltenden Einstau gibt es nun das Risiko, dass die Deiche an ihre Leistungsgrenzen stoßen", sagte Schlurmann.
Liveticker startet wieder
Auch heute halten wir Sie hier auf dem Laufenden zum Hochwasser in Niedersachsen. Nach fast zwei Wochen ist für die Hochwassergebiete kaum eine Entspannung in Sicht. Hier geht's zum Blog vom Vortag.