Hochwasser in Niedersachsen: Ticker vom 28. Dezember zum Nachlesen
Die Hochwasser-Lage bleibt in einigen Regionen Niedersachsens weiter kritisch - zum Beispiel in Meppen und in Verden. Schaulustige behindern die Arbeit der Einsatzkräfte. Die Ereignisse vom Donnerstag, 28. Dezember, im Blog.
Das Wichtigste im Überblick:
- Scheitelpunkt bei Verden am Wochenende
- Leichte Entspannung bei den Talsperren
- Wegen Hochwasser: Verspätungen und Zugausfälle
- Lage in Lilienthal bleibt angespannt
- Mögliche Evakuierung in Meppen-Esterfeld
- Weitere Evakuierungen in Lilienthal
Die Polizei warnt: Bitte treffen Sie Vorkehrungen und sichern Sie tiefergelegene Räume. Halten Sie Abstand zu Fließgewässern.
Liveticker pausiert bis zum Morgen
Das war es für heute mit unserem Liveticker zur Hochwassersituation in Niedersachsen. Morgen früh geht es auf dieser Seite mit frischen Informationen weiter. Schlafen Sie gut!
Lilienthal, Meppen, Verden: Die Hochwasserlage am Abend
In drei niedersächsischen Orten ist die Hochwasserlage derzeit besonders kritisch. NDR Info berichtete im Fernsehen am Abend aus Lilienthal, Meppen und Verden. Dort blicken Einsatzkräfte sowie Einwohnerinnen und Einwohner mit Sorge auf die kommenden Stunden - zumal wieder mehr Regen erwartet wird, der weiter an der Substanz der Deiche nagen dürfte.
Pflegeheim in Meppen evakuiert
Ein Alten- und Pflegeheim direkt an der Ems in Meppen ist am späten Nachmittag von Einsatzkräften evakuiert worden. Die 47 Bewohner wurden nach Angaben der Heimleitung anderweitig untergebracht. Demnach sind 30 Senioren kurzfristig in ein Meppener Krankenhaus gebracht worden, 17 weitere Bewohnerinnen und Bewohner fanden Unterkunft in einem nahegelegenen Pflegeheim.
In Hannover werden Kanufahrer vermisst
In Hannover wird ein mit zwei Menschen besetztes Kanu vermisst. Die Kanuten wurde von Passanten um die Mittagszeit im Stadtteil Limmer auf der Leine entdeckt. Wie die Feuerwehr Hannover mitteilte, gelang es den umgehend alarmierten Rettungskräften nicht, das Boot ausfindig zu machen. Die Suche mit insgesamt 25 Einsatzkräften sei nach rund zwei Stunden abgebrochen worden. Die Feuerwehr schließt nicht aus, dass die Kanufahrer unbemerkt die Wasserfläche verlassen haben.
Hochwasserlage bleibt weiterhin angespannt
Die Flüsse in Niedersachsen sind voll, die Deiche vielerorts aufgeweicht, und auch in den kommenden Tagen bleibt die feuchte Witterung bestehen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sagt für Freitag und Samstag stellenweise noch einmal ergiebige Niederschläge voraus. Laut DWD sind für das Flussgebiet der Leine bis zum Jahresende flächendecked bis zu zehn Liter Regen pro Quadratmeter zu erwarten, im Harz können es auch bis zu 30 Liter werden. Zwar seien nahezu überall die Scheitelstände der Hochwasserwelle erreicht, dass das Wasser aber großflächig schnell abfließe, ist aufgrund dieser Wettervorhersage nicht zu erwarten. Die Hochwasserlage in Niedersachsen dürfte noch mindestens bis zum Jahreswechsel angespannt bleiben.
Feuerwehr Gifhorn räumt Altenheim in Müden
In Müden an der Aller werden wegen der Hochwasserlage 20 Bewohner eines Alten- und Pflegeheims in andere Einrichtungen verlegt. Das teilte die Kreisfeuerwehr Gifhorn auf Facebook mit. Die Verlegung der anderen Bewohnerinnen und Bewohner sei für Freitag geplant, heißt es weiter.
Ordnungsamt in Celle ist geschlossen
Das Ordnungsamt des Landkreises Celle musste geschlossen werden, weil Wasser in das Gebäude eintritt. Derzeit können keine Termine beim Ordnungsamt wahrgenommen werden, teilte die Stadt auf ihrer Internetseite mit. Die Kreisverwaltung hat angekündigt, eine Mitteilung zu veröffentlichen, sobald feststeht, wann das Ordnungsamt seine Arbeit wieder aufnehmen kann.
Toiletten in Weyhausen funktionieren wieder
Gute Nachrichten aus Weyhausen im Landkreis Gifhorn: Die Schmutzwasserschächte für Abwasser sind in den meisten Straßen wieder frei. Das hat die Samtgemeinde Boldecker Land mitgeteilt. Ausnahmen sind die Rosen- und die Tulpengasse. Tagelang konnten die Menschen in Weyhausen ihre Bäder und Toiletten nicht benutzen, weil mit dem Pegelanstieg der Aller die Abwässer nicht abfließen konnten.
Deichsicherung: In Oldenburg werden Bäume gefällt
In Oldenburg werden am Freitag wegen des Hochwassers Bäume gefällt. Grund sei die Sicherung der Deiche, teilte die Stadt Oldenburg am Donnerstag mit. Die Maßnahme gelte als Gefahrenabwehr, da die Standsicherheit der Bäume im durchweichten Boden gefährdet sei. Umstürzende Bäume könnten die Deichbefestigung erheblich beeinträchtigen.
Straßen gesperrt in Lingen - Evakuierung möglich
In Lingen an der Ems sind aktuell rund 20 Straßen im gesamten Stadtgebiet gesperrt. Anwohner der Ortsteile Reuschberge, Holthausen-Biene, Wachendorf und Darme sollten sich weiter auf eine mögliche Evakuierung vorbereiten, heißt es auf der Internetseite der Stadt. Unter der Rufnummer (0591) 91 44 999 ist demnach ein Bürgertelefon eingerichtet worden.
Anwohner klauen Sandsäcke, Schaulustige behindern Einsätze
Die Einsatzkräfte von Technischem Hilfswerk (THW) und Feuerwehr müssen Schaulustige immer wieder aus den Hochwassergebieten schicken. Sie würden zudem von Anwohnern beleidigt und in Diskussionen verwickelt. "All diese Dinge müssen wir im Augenblick erleben und das ist nicht in Ordnung", sagte der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes Karl Heinz Banse aus Bad Lauterberg (Landkreis Göttingen). Anwohnerinnen und Anwohner würden auch Sandsäcke von Deichen klauen, weil sie selber keine hätten, so Banse. Schaulustige, "die unbedingt an den höchsten Punkt des Hochwassers müssen, um zu fotografieren, was da gerade passiert", seien ebenfalls ein Problem, sagte Banse.
Angespannte Lange in sechs Landkreisen und Oldenburg
In sechs Landkreisen sowie der Stadt Oldenburg ist ein sogenanntes außergewöhnliches Ereignis festgestellt worden, teilte das niedersächsische Innenministerium am Donnerstagnachmittag mit. Bei den Kommunen handelt es sich um:
- Landkreis Celle
- Landkreis Emsland
- Heidekreis
- Landkreis Oldenburg
- Stadt Oldenburg
- Landkreis Osterholz
- Landkreis Verden
Durch das sogenannte außergewöhnliche Ereignis können Landkreise beispielsweise einfacher auf Hilfskräfte zugreifen. Ein Katastrophenfall hat bislang kein Landkreis festgestellt.
Scheitelpunkt bei Verden wird am Wochenende erwartet
Die Pegel von Aller und Weser steigen weiterhin, der Scheitelpunkt wird nach Einschätzung der Kreisfeuerwehr Verden aber erst am Wochenende erreicht. Das Hochwasser drückt weiter auf die Deiche in der Nähe von Verden. Es komme zu sogenannten Qualmwasseraustritten an mehreren Stellen, teilte die Feuerwehr mit. Qualmwasser bezeichnet Wasser, das durch die Deiche durchsickert. Einsatzkräfte würden versuchen, eine mögliche Ausspülung der Deiche zu verhindern. "Die Lage ist ernst", sagte ein Feuerwehrsprecher. Allerdings sei Qualmwasser ein häufig auftretendes Phänomen bei Deichen, die unter dem Druck von Hochwasser stehen, heißt es in einer Pressemitteilung der Feuerwehr.
Leichte Entspannung bei den Talsperren
Die Füllstände der Talsperren gehen mittlerweile wieder leicht zurück. Das kontrollierte Ablassen des Wassers aus der Okertalsperre und der Innerstetalsperre habe die Situation stabilisiert, teilten die Harzwasserwerke am Mittag mit. Gleichzeitig würden sich aktuell auch die Zuflüsse aus dem Einzugsgebiet der Wasserspeicher verringern. Insgesamt ist die Situation an den Talsperren nach den drei Hochwasserwellen aber weiterhin angespannt. Neben den beiden zu 100 Prozent gefüllten Talsperren an der Oker und der Innerste sind nach Angaben der Harzwasserwerke auch die anderen vier Talsperren im Westharz knapp unterhalb ihrer maximalen Kapazitäten.
Weil: "Im Moment noch mit einem blauen Auge davongekommen"
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat sich in Hodenhagen (Heidekreis) über die Lage an der Aller informiert. Im vom Hochwasser stark betroffenen Serengeti-Park, in dem weite Teile des Geländes überflutet sind, sagte Weil, die Lage sei kritisch, aber stabil. Der Regierungs-Chef lobte das "großartige Engagement" der Feuerwehren und zahlreicher Organisationen sowie die Hilfe Zehntausender Bürgerinnen und Bürger, die mit anpacken würden. "Das ist die eigentliche Grundlage dafür, dass wir im Moment noch mit einem blauen Auge davon gekommen sind", sagte Weil. Er kritisierte den mancherorts zu beobachtenden Katastrophentourismus. Man dürfe die schwierige Arbeit der Helfer "wirklich nicht noch schwerer machen".
Wegen Hochwasser: Verspätungen und Zugausfälle
Der Zugverkehr der Nordwestbahn ist weiterhin beeinträchtigt. Fahrgäste müssen sich auch in den kommenden Tagen auf Verspätungen und Ausfälle einstellen. Heute bleibe die Strecke zwischen Bremen-Hauptbahnhof und Oldenburg wegen einer witterungsbedingten Störung eines Stellwerks gesperrt. Probleme auf der Strecke zwischen Oldenburg und Osnabrück werde es voraussichtlich bis Anfang Januar geben. Für die Linie des RE18 zwischen Wilhelmshaven, Oldenburg und Osnabrück gelte daher ein Ersatzfahrplan bis einschließlich 2. Januar: Züge aus Wilhelmshaven fahren nur bis Oldenburg und dann zurück, Züge aus Osnabrück nur bis Huntlosen und zurück. Die Nordwestbahn bemüht sich eigenen Angaben zufolge um einen Ersatzverkehr mit Bussen. Zu Halteausfällen und Verspätungen kommt es aktuell auch auf der Strecke zwischen Bremen und Leer. Der Bahnhof in Twistringen könne momentan ebenfalls nicht angefahren werden, hieß es.
Lage in Lilienthal bleibt angespannt
Die Lage in Lilienthal bleibe angespannt, so der Landrat des Landkreises Osterholz Bernd Lütjen (SPD). Dem schloss sich der Bürgermeister der Gemeinde, Kim Fürwentsches (Grüne), an: Der Regen werde nicht aufhören und der Wind frische auf. Die Gemeinde müsse Bäume fällen, da die aufgeweichten Deiche sie mitunter nicht mehr halten können. Wie ein Sprecher der Feuerwehr mitteilte, sind die Pegelstände so hoch wie noch nie. Die Polizei ist eigenen Angaben zufolge seit Mittwoch im Dauereinsatz - und kontrolliert auch nachts in den evakuierten Gebieten. Betroffene müssen sich demnach keine Sorgen vor potenziellen Einbrechern machen.
Weser kann Wasser der Aller nicht mehr aufnehmen
Der Feuerwehr in Hutbergen (Landkreis Verden) ist es am Morgen gelungen, mehrere weiche Stellen im Weserdeich abzudichten. Die Einsatzkräfte seien dort abgezogen worden, so eine Sprecherin der Polizei. Weitere kritische Stellen am Weserdeich gebe es aktuell nicht. Allerdings steige der Pegel der Aller im Bereich Verden-Eitze, weil das Wasser nicht mehr von der Weser aufgenommen werden kann, so ein Sprecher des Landkreises. Die Feuerwehr kontrolliert in dem Bereich weiter die Deiche.
Weitere Informationen zur Lage in Lilienthal am Mittag
In Lilienthal (Landkreis Osterholz) ist in einigen Ortsteilen der Strom abgestellt worden. Der Deich der Wörpe ist in Höhe Stadskanaal derartig durchgeweicht, dass die Feuerwehr die Stabilität nicht mehr gewährleisten kann. Einsatzkräfte sind weiterhin rund um die Uhr mit einem Großaufgebot vor Ort. 300 Menschen hatten ihre Häuser und Wohnungen in der Nacht verlassen müssen. Wer nicht bei Freunden oder Verwandten unterkommen kann, für den steht eine Notunterkunft in der Turnhalle Ostlandstaße bereit.
Hochwasser in Niedersachsen: Die Bilder der vergangenen Tage
Fahrradfahrer rettet 84-Jährigen in Lauenbrück vor Hochwasser
Ein 84-Jähriger ist am Mittwoch in Lauenbrück (Landkreis Rotenburg) vor dem Hochwasser der Wümme gerettet worden. Wie die Polizei mitteilte, hatte ein 34-jähriger Fahrradfahrer das im knietiefen Wasser festgefahrene Auto des 84-Jährigen entdeckt. Der Senior war offenbar orientierungslos und laut Polizei stark unterkühlt. Er kam in ein Krankenhaus. Sein Zustand habe sich mittlerweile stabilisiert.
Bürgermeister Knurbein: "Sicherlich werden Keller volllaufen"
Am frühen Morgen gegen 5 Uhr hatte der Bürgermeister der Stadt Meppen in einem Pressegespräch Informationen zur aktuellen Hochwasserlage gegeben. Die Informationen an die Bürgerinnen und Bürger müssten unbedingt heraus, "damit sie vorbereitet sind", so Helmut Knurbein (parteilos). Wie hoch das Wasser bei einem möglichen Deichbruch stehen werde, sei unklar. "Sicherlich werden Keller volllaufen", sagte Knurbein. Geplant sei, eine mobile Deichanlage einzusetzen, um anschließend mit einem vor Ort befindlichen "großen Schöpfwerk" Wasser in die Ems abpumpen zu können. Es sei nicht auszuschließen, dass "uns dort noch einiges bevorsteht", sagte der Bürgermeister mit Blick auf die Lage in Esterfeld. Die Ems macht dort eine Kurve und weise eine starke Strömung auf. Zudem würden die Pegel noch immer steigen. Sollte es zu einer Evakuierung kommen, würde eine Sammelstelle eingerichtet.
Mögliche Evakuierung in Meppen-Esterfeld
In Meppen-Esterfeld (Landkreis Emsland) sollen sich die Menschen auf eine Evakuierung vorbereiten. Wegen der Hochwasserlage bestehe "eventuell Überschwemmungsgefahr für dieses Wohngebiet", teilte die Feuerwehr der Stadt Meppen mit. Die Betroffenen sollen unter anderem:
- ihre Nachbarn informieren
- persönliche Wertgegenstände in höher liegende Gebäudeteile bringen
- nicht in Keller oder Tiefgaragen gehen
Der Deich an der Ems sei auf einer Länge von 350 Metern fast durchgeweicht, so die Polizei. Dahinter werde ein Notdeich aus Sand errichtet. Lautsprecherwagen fahren durchs Wohngebiet und weisen auf die drohende Evakuierung hin.
Lage im Landkreis Verden bleibt bedrohlich
In einigen Orten im Landkreis Verden herrscht aufgrund des Aller-Hochwassers weiterhin eine bedrohliche Lage. "Die Deiche weichen langsam auf", sagte ein Feuerwehrsprecher am frühen Morgen in Langwedel. Allerdings rechne man damit, dass der Anstieg der Pegelstände wohl zeitnah stagnieren werde. Die Feuerwehr sei mit mehreren Hochdruckpumpen im Einsatz, um die Ortschaften zu schützen. Ursprünglich angedachte Evakuierungen mussten nach Angaben des Sprechers nicht stattfinden. In der Gemeinde Winsen im Landkreis Celle hingegen hatten gestern wegen des Hochwassers rund 300 Menschen ihre Wohnungen verlassen müssen.
Weitere Evakuierungen in Lilienthal
Wegen des Hochwassers in Lilienthal (Landkreis Osterholz) sind in der vergangenen Nacht weitere Straßen in der an Bremen angrenzenden Gemeinde evakuiert worden. Einsatzkräfte hatten einen bereits durchweichten Deich mit Sandsäcken befestigt, wie die Feuerwehr mitteilte. In der Nacht hieß es, es könne noch nicht abgeschätzt werden, ob die durchgeführten Maßnahmen eine dauerhafte Stabilität des Deiches gewährleisten. Mehrere Straßen wurden demnach "aus dringenden Sicherheitsgründen" evakuiert. Am Mittwoch war ein Deich in Lilienthal gerissen.
Liveticker zum Hochwasser am Donnerstag startet - Guten Morgen!
Hier berichten wir nun wieder im Liveticker über die wichtigsten Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Hochwasser in vielen Regionen in Niedersachsen. Guten Morgen! Hier geht's zum Blog vom Vortag.