Sparmaßnahmen: Was droht der Kulturszene in Hannover?
Hannovers Kulturszene soll kostendeckender arbeiten. Denn das Finanzloch der Stadt ist 230 Millionen Euro groß. 121 Millionen sollen gespart werden. Wie könnte das aussehen und was wären die Folgen?
Neben der Erhöhung der Grundsteuer und höheren Parkgebühren, umfasst das Spar- und Konsolidierungspaket auch die Forderung, Kultureinrichtungen sollen kostendeckender arbeiten. Eine Ankündigung, die für die Leiterin des Literaturhaus Hannover, Kathrin Dittmer, zwar nicht überraschend kommt, aber: "In diesem Umfang ist es doch beunruhigend. Wir haben allerdings noch keine ganz genauen Zahlen und Pläne. Kürzungen können wir nicht mehr verkraften, da haben wir jetzt einige Fragezeichen auf der Stirn und müssen schauen, was man konkret von uns erwartet", so Dittmer.
Defizite aus der Corona-Pandemie und Energiekrise wiegen schwer
Das Literaturhaus ist als eingetragener Verein ein freier Träger und wird von der Stadt Hannover gefördert. Gekürzte Subventionen würden das Haus sehr hart treffen. Zumal Defizite aus der Corona-Pandemie und gestiegene Energiekosten natürlich ohnehin gerade zu Buche schlagen. Wo das Literaturhaus da noch sparen soll, weiß Kathrin Dittmer nicht: "Ich sehe bei uns keine Sparmöglichkeiten. Das sagt natürlich jeder gerne, aber wir fliegen unterm Sparradar. Wir brauchen mindestens 350.000 bis 380.000 Euro im Jahr. Davon fördert uns die Stadt knapp 15 Prozent. Da ist also nicht mehr viel einzusparen von Seiten der Stadt."
Treffen würden die Sparpläne der Stadt Hannover wohl auch die Museen. Thomas Overdick vom Museumsverband Niedersachsen sieht das kritisch: "Mir ist kein Haushalt bekannt, den man mit Einsparungen im Kulturbereich sanieren konnte. Und an einer Stelle zu kürzen, an der sowieso schon Mangel verwaltet wird, ist natürlich fragwürdig." Welche Einrichtungen genau von den Sparplänen letztendlich betroffen sind, ist noch nicht klar.
Höhere Eintrittspreise stehen zur Debatte
Neben Museen und dem Literaturhaus Hannover müssen womöglich auch das kommunale Kino, Stadtteilbibliotheken oder die Herrenhäuser Gärten mit gravierenden Folgen rechnen. Die Maßnahmen, mit denen in Hannover Geld im Kulturbereich gespart werden soll, müssen allerdings erst noch beschlossen werden. Höhere Eintrittspreise wären beispielsweise eine Möglichkeit, um mehr Geld einzuholen. Aber auch das hält Kathrin Dittmer in Anbetracht der aktuellen Wirtschaftslage für keine gute Idee: "Wenn man jetzt mit Preiserhöhungen kommt, wo ja jeder belastet ist durch die Inflation und durch die Energiekosten, halte ich das nicht für opportun, um wieder wirtschaftlich zu sein."
Welches Signal senden die Spaßmaßnahmen?
Thomas Overdick vom Museumsverband Niedersachen warnt auch vor den sozialen Folgen höherer Eintrittspreise. "Wer kann sich dann solche Museumseintrittspreise überhaupt noch leisten? Ist dies das Signal, wenn man den gesellschaftlichen Wert von Museum stärker nach Außen transportieren will?" so Overdieck. Je nachdem, wie die sogenannten Kostendeckungsgrade von Kultureinrichtungen ausfallen, könnten schlimmstenfalls auch Stellen gestrichen werden. "Ich glaube, die größten Auswirkungen könnten eine deutliche Schwächung im Personalbereich sein. Und das ist eigentlich der Bereich, der eine gegengesetzte Entwicklung braucht, nämlich eine Stärkung, um auch Museumsarbeit in einer zeitgemäßen Art und Weise durchführen zu können", sagt Thomas Overdieck.
Wie auch immer die Sparpläne der Stadt Hannover am Ende konkret aussehen, diese hat bereits angekündigt, die zugesagten Subventionen für die Jahre 2023 und 2024 wie geplant zu zahlen. Ab 2025 kommen dann aber Einschnitte auf die verschiedenen Kultureinrichtungen der Stadt zu.