Von Waldglas bis Dampfkraft: Neu gestaltete Ausstellung im Museum Hagenow
Hagenow als Schuster - und Töpferstadt, die Griese Gegend als Zentrum der Waldglas-Produktion: Damit wirbt das Museum Hagenow für sich. Gerade ist die neu gestaltete Ausstellung eröffnet worden. Zugleich feiert das Haus sein 50-jähriges Bestehen - und Direktor Henry Gawlick macht Schluss.
Wie haben die Menschen in dieser Region jahrhundertelang gelebt? Museumsdirektor Henry Gawlick hat seit Jahren bewusst auf den Begriff Alltagskultur gesetzt: "Das heißt, dass hier ein Rembrandt nicht zu erwarten ist, höchstens als Kunstdruck", so Gawlick. "Auch keine Brillis und ähnliche Preziosen, sondern die Dinge des Alltags der Menschen, die hier im 18., 19. und 20. Jahrhundert gelebt haben. Wir haben mehr als 20 Ausstellungsräume mit hunderten, wenn nicht gar tausenden Objekten."
Urkundlich erwähnt: 40 Töpfermeister von 1600 bis 1935
Eine Besonderheit für die Griese Gegend und für Hagenow war die Konzentration im Töpferhandwerk. "40 Töpfermeister lassen sich urkundlich belegen, seit 1600 bis ins Jahr 1935", sagt der Museumsdirektor. "Von dem Letzten haben wir zum Glück Produkte, das ist ja auch wieder Alltagsgut. Als der seine Töpferei aufgab, hat er das entstehende Bauernmuseum kontaktiert und Objekte wie die Töpferscheibe nach Schwerin gegeben. Einen Teil der Dinge fand ich im Heimatmuseum Warnemünde, und so konnte ich dann aus Schwerin und Warnemünde und eigenem Bestand eine kleine Kollektion ausstellen."
Auch die Produktion von Waldglas war in Südwestmecklenburg stark ausgeprägt. "Um 1600 fing hier die Waldglas-Produktion an", erzählt Gawlick. "Der Rohstoff Sand war da, und der war eisenhaltig. Daraus wurde grünes Glas - Alltagsglas, was hier in Massen hergestellt wurde."
Hagenows Bürgermeister: "Werden Museum nicht ohne Leiter lassen"
30 Jahre lang hat Henry Gawlick das Hagenower Museum geleitet. Rentner ist er bereits seit dem Sommer, und zum Jahresanfang ist dann endgültig Schluss mit der Arbeit im Museum. Gawlick merkte jetzt an, dass seine Stelle nicht wieder besetzt werden soll. Dazu sagt Hagenows Bürgermeister Thomas Möller: "Wir werden das Museum natürlich nicht ohne Leiter lassen. Wir haben jetzt zwei Museumsmitarbeiter. Einer von beiden wird wohl die Nachfolge antreten von Henry Gawlik. Wie wir mit der dann frei werdenden Stelle umgehen können, müssen wir gucken. Die Zeiten sind nicht einfach. Wir schauen, ob wir irgendwie Möglichkeiten über Förderungen kriegen, hier zumindest in Teilzeit noch eine Stelle zu besetzen."
Egal, wer neuer Museumsdirektor werde, das Haus bleibe auch künftig sehr bedeutend für die Stadt, so der Bürgermeister: "Das Museum ist 50 Jahre alt, und trotzdem ist es total neu. Sein Team hat eine hervorragende Arbeit geleistet, um das Leben in der Grise Gegend zu dokumentieren. Ich selbst war als Schüler mal vor vielen Jahren in diesem Haus. Heute ist es nicht wiederzuerkennen. Ich wünsche mir, dass viele unserer jungen Leute sich angucken, wie ihre Vorfahren gelebt haben."
Dampfmaschine "Eiserner August": Eine der zwei letzten ihrer Art
Wie diese Vorfahren gearbeitet haben, ist besonders plastisch an der hier ausgestellten Dampfmaschine "Eiserner August" zu sehen. "Ein Sägewerksbesitzer hat sie 1902 anfertigen lassen bei den Gebrüdern Scheven in Teterow", erzählt Thomas Kühn, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums. "Die Maschine ist dann 1930 in einem Sägewerk in Hagenow installiert worden und hat dort Sägegatter angetrieben. "Sie ist eine der wenigen in Mecklenburg gebauten Dampfmaschinen, die auch heute noch erhalten ist und sich tatsächlich noch bewegt." Eine steht im Deutschen Museum in München - die andere hier, im Hagenower Museum für Alltagskultur der Griesen Gegend.