Sonne bricht hinter einer dicken Wolke hervor. Man sieht schon die kräftigen Strahlen. © IMAGO / Bihlmayerfotografie

Was tun in Zeiten der Trauer: Sie haben uns geschrieben!

Stand: 24.11.2024 00:01 Uhr

In Zeiten der Trauer kann es helfen, in den Austausch zu gehen, von Mitmenschen zu lernen und zu hören, wie sie mit schmerzhaftem Verlust umgegangen sind. Nach einem Aufruf haben Sie uns geschrieben, um ihre Erfahrungen zu teilen und Trauernden Mut zu machen.

Trauer ist eine universelle Erfahrung, die jeden Menschen im Laufe des Lebens trifft. Verlust und Abschied sind schmerzhaft, teils überwältigen sie uns und machen ohnmächtig. In den Geschichten anderer findet man Trost und Verbundenheit.
In den vergangenen Tagen riefen wir deshalb im Radio, im Newsletter und in den Sozialen Medien dazu auf, uns zu schreiben, wie Sie Phasen der Trauer erlebt und überwunden haben. Ziel war es, anlässlich des Totensonntag an jene zu erinnern, die trauern und Ihnen ein Zeichen der Verbundenheit zu senden. Von der Resonanz waren wir überwältigt und gerührt! Vielen Dank!

Die heilende Kraft der Natur

Durch zwei Baumstämme und orange-gelbes Herbstlaub in einem Wald strahlt die Sonne. Das ganze Bild leuchtet in freundlichem Orange. © IMAGO / Bihlmayerfotografie
Ein Spaziergang in der Natur - insbesondere bei Sonnenschein - gibt vielen Menschen Kraft und Zuversicht.

Viele Menschen schrieben uns, dass die Natur ihnen bei der Bewältigung großer Trauer half. Klaus aus Hamburg schildert: "Spaziergänge am Meer, Musik, Musik... und allein tanzen", haben ihm zurück ins Leben geholfen. Auch Beatrix aus Schwerin fand am Meer eine heilsame Verbindung: "Das raue Nordmeer hat mir viel von der Trauerschwere genommen. Hier konnte ich sein, weinen und Abschied nehmen." Die Natur wird in vielen Zuschriften als Ort geschildert, in dem ein besonderes Selbstverständnis der eigenen Gefühle vorherrscht.
Urma aus Lachendorf teilt ähnliche Erfahrungen: "Waldspaziergänge, am liebsten allein, wo ich laut weinen und Dinge im Kopf verarbeiten konnte, haben mir erstaunlich gut geholfen."

Kreativer Ausdruck als Trostspender

Durch kreatives Schreiben können Gefühle greifbar werden und Trauernde ein Ventil dafür finden. Für viele, die uns schrieben, ist es eine Möglichkeit, inneren Schmerz in etwas Schönes und Bleibendes zu verwandeln. Jutta aus Köln hat in der Lyrik eine Form gefunden, ihre Gefühle zu verarbeiten. Ihre "Elfchen", kurze Gedichte aus elf Wörtern, spiegeln die Phasen ihrer Trauer wider.

Einen besonderen Trost findet Detlev auch aus Göttingen ebenfalls im Schreiben. Er nutzt diesen Weg, um seiner verstorbenen Frau in Gedanken nah zu sein: "Ich führe ein Tagebuch an meine Frau, in dem ich sie direkt anspreche. Das gibt mir eine Form von Kontakt, die mir sehr hilft."

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Grabkerzen leuchten abends auf einem Münchner Friedhof © picture alliance / Wolfgang Maria Weber | Wolfgang Maria Weber

Gedichte über Trauer, Tod und Trost

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Musik als Wegbegleiter

Ob durch vertraute Melodien, kraftvolle Klänge oder neue Entdeckungen - Musik kann eine gute Begleitung in der Trauer sein. Musik hat eine besondere Kraft, die in Zeiten der Trauer Trost spenden, Erinnerungen wachrufen und Hoffnung schenken kann. Viele Menschen haben ihre Erfahrungen geteilt, wie Musik sie in der Zeit nach einem Verlust begleitet hat. Die Vielfalt der genannten Stücke zeigt, wie individuell und doch universell die tröstliche Wirkung von Musik sein kann. Dabei ist die Musik, die die Trauernden berührt, so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Ob Klassik, Rock, Jazz oder persönliche Lieblingslieder - jeder findet auf seine Weise Trost. Wie Berta es auf Facebook ausdrückt: "Musik, die an den Verstorbenen erinnert, und Stücke, die einem selbst Trost geben – man merkt sofort, welche Lieder helfen."
Daniela aus Barsinghausen hat das Album "Wunder gescheh'n" von Popstar Nena als Begleiter erlebt: "Die Lieder haben mir geholfen, loszulassen und positiv in die Zukunft zu schauen."
Janina aus Münster teilt ihre persönlichen Lieder, die sie durch verschiedene Trauerphasen getragen haben: Von "Von guten Mächten" über "Amoi seg’ ma uns wieder" bis hin zu "Wenn wir uns wiedersehen". Sie schreibt: "Wenn ich diese Lieder höre, fühle ich mich den Verstorbenen sehr nahe."

Auf unserem Facebook-Kanal haben wir die User gefragt, welche Lieder sie durch Trauer begleiteten.

Ruhige Klänge

Hilla fand Halt in den beruhigenden Klängen einer Handpan und Zungentrommel: "Nach dem Tod meines Sohnes waren es zunächst die Klänge einer RAV Drum, bei denen ich 'runterkommen‘' konnte. Heute begleite ich sogar Familie und Freunde bei Abschieden mit improvisierter Handpan-Musik." Auch ihr eigenes Lied "Füße in der Weser" gibt ihr Trost.
Sandra beschreibt ihre Trauer mit dem Stück "The Sound of Silence" von Disturbed: "Der sanfte Beginn, dann die Steigerung und am Ende wieder sanft – das ist meiner Trauer sehr ähnlich, auch nach fast vier Jahren noch."

Gemeinschaft und Mitgefühl geben Halt

Viele schrieben, dass der direkte Kontakt zu anderen Menschen ein Trost für sie war. Karleen aus Bad Überkingen hat einen besonderen Weg gefunden, Gemeinschaft zu erleben: "Es hilft mir, einem anderen Menschen, dem es schlechter geht als mir, etwas Gutes zu tun." Wilhelm aus Lübeck betont die Bedeutung von Humor in seinem Leben, gerade auch in schweren Zeiten: "So lebensverzerrend Trauer auch sein mag, der Humor sollte nie verloren gehen." Humor kann Momente der Erleichterung schenken, ohne den Verlust zu schmälern.

Detlev aus Göttingen erlebte mit dem plötzlichen Tod seiner Frau eine Erschütterung, die ihn an die Grenzen seiner Belastbarkeit brachte: "In der Nacht zum 1. Weihnachtstag 2021 ist meine Frau unerwartet verstorben. Es gab keinen Abschied." Die intensive Trauer, kombiniert mit der Isolation durch die Corona-Pandemie, führte ihn in eine tiefe Depression. Seine Familie stand ihm bei, und eine Kombination aus therapeutischer Begleitung und bewusster Lebensneuausrichtung half ihm, langsam wieder Boden unter den Füßen zu finden. "Ich habe mein Leben komplett neu ausgerichtet, bin mit meinem Hund in eine Mietwohnung gezogen und habe 95 Prozent der Einrichtung erneuert." Diese außeren Veränderungen wurden zum Symbol für seinen inneren Neuanfang. Diese Erfahrung hat ihn auch gelehrt, wie wichtig Offenheit sein kann: "Ich kann nur jedem raten, mit seiner Trauer offen umzugehen und so oft wie möglich darüber zu sprechen." Heute sucht er bewusst den Kontakt zu neuen Menschen.

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Trost im Alltag finden

Gabriele aus Hofheim hat eine eigene Form des Abschiednehmens in der Gestaltung der Beerdigung gefunden: "Wir gestalten die Trauerfeier selbst, schmücken den Raum, tragen den Sarg gemeinsam. Das hat uns geholfen, das Leben zu feiern und Abschied zu nehmen." Auch ihr Glaube spielt in diesem Ritual eine wichtige Rolle. "Ich weiß mich und uns alle von Gott getragen. Das hilft mir am allermeisten."

Auch alltägliche Dinge können Halt geben. Urma aus Lachendorf nennt ihre Katzen, einen starken Kaffee am Morgen und den Wiedereinstieg in die Arbeit als wichtige Stützen. Der Alltag kann helfen, wieder Boden unter den Füßen zu spüren, wenn man in der Trauer das Gefühl bekommt, dass alles aus den Fugen geraten ist. Janina aus Münster hat einen Weg gefunden, die Trauer als Alltagsbegleiter anzunehmen: "Die Trauer geht nicht weg, sie begleitet mich ein Leben lang. Am Anfang ist sie so schwer, dass man sie kaum tragen kann, aber mit der Zeit wird sie leichter."

Danke! Ihre geteilten Erfahrungen schenken Hoffnung

Die Geschichten zeigen, wie unterschiedlich Trauer bewältigt wird - und dass es keinen "richtigen" Weg gibt. Ob durch Musik, Rituale, die Natur oder Kreativität: Jeder Mensch findet seinen eigenen Zugang. Trauer ist universell. Die Worte, Bilder und Erfahrungen anderer zeigen, dass es Wege gibt, den Verlust zu bewältigen - und dass das Leben auch in der Trauer lebenswert bleibt.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Nachmittag | 22.11.2024 | 16:20 Uhr

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