Maskiert. Kammermusik, Lesung und Kunst im Sprengel Museum
Für alle Kunstsinne: Die Veranstaltungsreihe "Blaue Stunde" verbindet Musik mit Textlesungen zu einem ausgewählten Kunstwerk - im Sprengel Museum.
"Und Dunkelheit und Verfall und der Rote Tod traten ihre unumschränkte Herrschaft an …" - mit diesen Worten beschließt Edgar Allen Poe seine Pest-Erzählung "Die Maske des Roten Todes". Es ist einer der abgründigsten Texte Poes, der ganz unterschiedliche Deutungen zulässt: als persönliche Verarbeitung einer Cholera-Epidemie, als Parabel auf menschliche Vergänglichkeit oder als bittere Parodie auf den amerikanischen Traum vom Glück. Der Gruselfaktor ist in jedem Fall garantiert!
Tanz am Abgrund
Poes Erzählung wurde vor allem in den Achtzigern von Gothic und Metal Bands aufgegriffen. Aber schon 1908 ließ sich der französische Komponist André Caplet, Freund und Kollege von Debussy, zu einer Sinfonischen Erzählung für Harfe und Streicher inspirieren. Faszinierend, wie Caplet die Farben und Stimmungen des Texts in Musik übersetzt: Fahlheit und Düsternis auf der einen Seite, Trotz, Feierwut und Überlebenswille auf der anderen. Hier wird getanzt, geliebt und gehofft bis zum letzten Schlag der Uhr. Bis zum Auftritt des Roten Todes …
Schaurig-schön
Caplets Gruselstück bildet den Abschluss unserer ersten Blauen Stunde. Was die Werke von Campra, Widmann und Schostakowitsch mit ihm zu tun haben? Nun, auch in ihnen wird getanzt, und auch bei ihnen liegen Tod und Vergänglichkeit nicht fern. Campras barocke Ballettmusik ist im Venezianischen Karneval angesiedelt, der schon immer das Dunkle und das Ausgelassene zusammenbrachte. Jörg Widmann lässt in seinen Duos walzern und schuhplattlern, kennt aber - wie Schostakowitsch - auch das Schaurige, Unheimliche.