Helene. Kammermusik, Lesung und Kunst im Sprengel Museum
Für alle Kunstsinne: Die Veranstaltungsreihe "Blaue Stunde" verbindet Musik mit Textlesungen zu einem ausgewählten Kunstwerk - im Sprengel Museum.
Ohne ihn wäre die Geschichte des deutschen Humors um ein Kapitel ärmer: Wilhelm Busch, der Meister von Ironie, Lakonie und grotesker Überzeichnung. Als seriöser Maler und Dichter gescheitert, hatte er mit seinen Bildergeschichten, frühen Comicstrips, geradezu sensationellen Erfolg. Und das, obwohl (oder gerade weil!) er in ihnen das Bürgertum in all seiner Spießigkeit aufs Korn nahm. Wein trinken, aber Wasser predigen: Nach diesem Motto hangelt sich die fromme Helene durch ihr sündiges Leben. Wenn sie am Ende in der Hölle landet, schrumpft bürgerliche Moral zur Binsenweisheit: "Das Gute - dieser Satz steht fest - ist stets das Böse, das man lässt."
"… wer Sorgen hat, hat auch Likör"
1957 schuf Bernd Alois Zimmermann im Auftrag des NDR eine Hörfassung der "Frommen Helene". An die Stelle von Buschs legendären Zeichnungen treten hier kurze musikalische Kommentare. Und auch sie sind wie mit spitzer Feder dahingetuscht: eine frivole Gavotte, ein schräger Trauermarsch, ein derber Ländler. Entspannter und volksnaher als in diesem "Rondo popolare" gab sich Zimmermann, immerhin einer der wichtigsten deutschen Nachkriegskomponisten, wohl nie. Ganz exquisit auch die Besetzung des Stücks mit grellen Bläsern, schmalzigen Streichern und einer rumpelnden Kontrabasstuba.
Busch-Fan Hindemith
Und was passte besser zu diesem musikalischen Spaß als Paul Hindemiths "Kleine Kammermusik" von 1922? In den fünf Miniaturen für Bläserquintett dominiert eine ganz ähnliche Lust an der Überzeichnung: Da wird marschiert und getanzt, gestolpert und wieder aufgestanden. Tatsächlich war Hindemith ein großer Busch-Fan: Er vertonte nicht nur mehrere von dessen Gedichten, sondern schrieb sogar ein Singspiel nach dem Einakter "Der Vetter auf Besuch", das leider verschollen ist.