Pierrot lunaire. Kammermusik, Lesung und Kunst im Sprengel Museum
Für alle Kunstsinne: Arnold Schönbergs "Melodram für Sprechstimme und Kammerensemble" und mehr. Die Veranstaltungsreihe "Blaue Stunde" verbindet Musik mit Textlesungen zu einem ausgewählten Kunstwerk - im Sprengel Museum.
Schoenfield und Schönberg - das klingt nicht nur ähnlich, sondern es gibt auch einige Gemeinsamkeiten zwischen diesen Komponisten. Beide waren jüdischer Abstammung und hatten ihren Lebensmittelpunkt lange in den USA. Aber während sich der Wiener Arnold Schönberg 1933 zur Emigration gezwungen sah, ging Paul Schoenfield den umgekehrten Weg: Geboren in Detroit, verbrachte er seine letzten Jahre in Israel, wo er im vergangenen April mit 77 Jahren starb.
Zum Mittanzen
Schoenfields Trio für Klarinette, Violine und Klavier, das er 1990 für den Klarinettisten David Shifrin schrieb, zeigt eindrucksvoll seine Fähigkeit, jüdische Folklore in ein klassisches Gewand zu kleiden. Lebenslust, Melancholie und eine überbordende Spielfreude prägen das Stück - spätestens im Finale möchte man am liebsten mittanzen!
Expedition in die Welt der Klänge
Ebenfalls ein Auftragswerk ist Schönbergs "Pierrot lunaire", dem 21 Gedichte des belgischen Symbolisten Albert Giraud zugrunde liegen. Das Besondere dabei: Schönberg komponierte den Zyklus nicht für eine Sängerin, sondern für die Rezitatorin Albertine Zehme. Die rätselhaft-mondsüchtigen Texte Girauds werden also gesprochen, nicht gesungen, wodurch sie in ein ganz neues, oft konkurrierendes Verhältnis zur Musik treten. Das machte den "Pierrot lunaire" zu einem Schlüsselwerk der Moderne - natürlich auch zu einem skandalumwitterten. Aber Schönberg wäre nicht Schönberg, hätte er seine Expedition in die unerforschte Welt der Klänge nicht durch traditionelle Mittel abgesichert: Kanon und Fuge kommen in seinen Vertonungen ebenso vor wie Passacaglia, Walzer und Barcarole.