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Ohrenschmerzen: Ursachen, Behandlung und Hausmittel

Stand: 10.01.2025 08:29 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Ohrenschmerzen werden meist durch Entzündungen ausgelöst. Aber auch Verletzungen oder ein Verschluss des Gehörgangs können Ursachen sein. Welche Behandlung und Hausmittel helfen?

von Ursula Stamm

Zum Hals-Nasen-Ohrenarzt sollte man immer dann gehen, wenn die Ohrenschmerzen länger anhalten und/oder von weiteren Symptomen begleitet werden. Das können zum Beispiel sein: Fieber, Hörprobleme, Ohrgeräusche (Tinnitus), Schwindel sowie Sekret- oder Blutfluss aus dem Ohr.

Entzündungen als Ursache von Ohrenschmerzen

Entzündungen und Infektionen gehören zu den häufigsten Auslösern von Ohrenschmerzen und Druck im Ohr. Sie treten meist zuerst einseitig auf. Dazu gehören:

  • Akute Mittelohrentzündung (Otitis media acuta): Sie entsteht vor allem bei Kindern durch einen akuten Atemwegsinfekt. Zusätzlich sind bei Kindern die anatomischen Strukturen noch enger. Dadurch ist die Belüftung im Ohr gestört und Bakterien und Viren haben ein ideales Milieu für Entzündungen. Typische Symptome sind akut auftretende, heftige Ohrenschmerzen, Fieber, Hörprobleme, Abgeschlagenheit, mitunter auch Schwindel und Tinnitus.
  • Akute Gehörgangsentzündung (Otitis externa): Diese Infektion entsteht zum Beispiel durch verunreinigtes Badewasser oder gemeinsame Nutzung von Ohrstöpseln. Auch Viren, Pilze und Allergien können Auslöser einer Gehörgangsentzündung sein. Typische Symptome sind starke Ohrenschmerzen, Druck im Ohr und Schmerzempfindlichkeit, Hörprobleme und eine geschwollene Ohrmuschel.
  • Mandelentzündung (Angina/Tonsillitis): Eine akute Rachenmandelentzündung oder Gaumenmandelentzündung entsteht durch eine Infektion mit Viren, auf die oft eine bakterielle Superinfektion, meist mit Streptokokken, folgt. Typische Symptome sind: Ohrenschmerzen, behinderte Nasenatmung, eitrige Absonderungen aus der Nase, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und belegt klingende Sprache.
  • Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis, Rhinosinusitis): Sie entsteht oft im Verlauf eines Schnupfens oder einer viralen Erkältung - nur selten sind Bakterien verantwortlich. Typische Symptome neben Ohrenschmerzen sind: Druckgefühl im Stirnbereich (verstärkt beim Bücken), Kopfschmerzen, verstopfte Nase, Abgeschlagenheit, Husten und Halsschmerzen.

Auch verschiedene Entzündungen der Haut können Ohrenschmerzen auslösen: zum Beispiel ein Gehörgangsfurunkel, Entzündungen der Ohrmuschel oder eine Rosazea mit Beteiligung des Ohrs.

Infektionskrankheiten mit Begleitsymptom Ohrenschmerzen

Infektionen, die den ganzen Körper betreffen, können auch zu Druck im Ohr und Ohrenschmerzen als Begleitsymptom führen. Das gilt vor allem für:

  • Mumps (Parotitis epidemica): Die Krankheit wird durch das Mumps-Virus hervorgerufen. Typische Symptome sind: Ohrenschmerzen, schmerzhaft geschwollene Speicheldrüsen mit dicken Backen, Kaubeschwerden, Schluckbeschwerden, Abgeschlagenheit, leichtes Fieber.
  • Pfeiffersches Drüsenfieber (Mononukleose): Hervorgerufen wird die Erkrankung durch das Epstein-Barr-Virus. Typische Symptome neben Ohrenschmerzen sind: Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, schmerzhafte Schwellungen am Hals, Abgeschlagenheit, leichtes Fieber.
  • Gürtelrose des Ohres (Herpes zoster oticus): Ausgelöst wird die Krankheit durch eine Infektion mit Varizella-Zoster-Viren. Typische Symptome: Ohrenschmerzen und Brennen auf und im erkrankten Ohr, später Bläschenbildung, Schwerhörigkeit, Schwindel, mitunter Lähmungserscheinungen auf der betroffenen Gesichtshälfte.

Druckereignisse als Ursache von Ohrenschmerzen

Starke Druckveränderungen oder Schalleinwirkung kann zu einem Trauma im Ohr führen und Ohrenschmerzen verursachen:

  • Durch Luftdruckunterschiede im Ohrraum kann ein sogenanntes Barotrauma entstehen, meist während Flugreisen, Tauchgängen oder bei Gondelfahrten auf Berge - vor allem, wenn eine Erkältung besteht. Das Mittelohr kann den entstehenden Unterdruck nicht mehr ausgleichen, das Trommelfell reißt ein und es kann zu Schäden im Innenohr kommen. Typische Symptome sind heftige Ohrenschmerzen, Schwindel und Ohrgeräusche (Tinnitus).
  • Durch kurze, aber sehr starke Lärmeinwirkung wie Silvesterböller oder Explosionen, kann es zur Verletzung der Sinneszellen im Innenohr kommen. Typische Symptome eines Knalltraumas oder Explosionstraumas sind: kurzer, stechender Ohrenschmerz, je nach Stärke auch bleibend, Ohrgeräusche (Tinnitus), Schwindel, Geräuschüberempfindlichkeit, Blutung aus dem Ohr (bei Trommelfellriss) sowie anhaltende Schwerhörigkeit.

Verletzungen und Fremdkörper als Ursache von Ohrenschmerzen

  • Trommelfellverletzungen können durch starke Druckunterschiede (Barotrauma, Knalltrauma), aber auch durch Komplikationen bei einer Mittelohrentzündung entstehen. Typische Symptome sind: stechende Ohrenschmerzen und plötzliche Schwerhörigkeit.
  • Fremdkörper im Gehörgang können ebenfalls zu starken Ohrenschmerzen führen. Besonders bei kleinen Kindern, die unter Ohrenschmerzen leiden, sollte man daran denken, dass ein Fremdkörper im Ohr die Beschwerden auslösen könnte. Neben Fremdkörpern kann auch ein Ohrschmalzpfropf Ursache der Schmerzen sein. Typisch sind neben Ohrenschmerzen: Schwerhörigkeit, Druckgefühl - kleine Kinder fassen sich häufig ans Ohr und sind quengelig.

Weitere Ursachen von Ohrenschmerzen

Ohrenschmerzen können auch mit Problemen im Kieferbereich, der Halswirbelsäule und dem Gesicht zusammenhängen. So etwa bei:

Selten können auch Tumore der Ohrmuschel und im Gehörgang zu Ohrenschmerzen führen. Ohrenschmerzen sind auch ein mögliches Symptom von Mundkrebs, Rachenkrebs sowie Kehlkopfkrebs.

Woher kommen Ohrenschmerzen nach dem Schwimmen?

Beim Schwimmen können mit dem Wasser Keime - meist Bakterien - in den äußeren Gehörgang gelangen. Dort können sie Entzündungen auslösen, die sich durch Ohrenschmerzen, aber auch Juckreiz, Druckgefühl und Ausfluss aus dem Ohr bemerkbar machen. Ist Chlor im Wasser, reizt das die Haut des Gehörgangs und kann den Prozess befördern. Werden die Ohrenschmerzen stärker und stellt sich eine Hörminderung ein, sollte man unbedingt zum Hals-Nasen-Ohrenarzt gehen, um eine Mittelohrentzündung zu verhindern.

Um die sogenannte Bade-Otitis zu vermeiden, sollte man nach dem Schwimmen den Kopf seitlich neigen und Wasser herausfließen lassen. Auf keinen Fall Wattestäbchen nutzen, da die aufgeweichte Haut im Gehörgang damit geschädigt werden kann und Keime leichter eindringe. Zum Schutz der Ohren kann man grundsätzlich eine Badekappe und passende Ohrstöpsel nutzen.

Wie schnell entsteht eine Entzündung im Ohr?

Eine Mittelohrentzündung zum Beispiel kann innerhalb weniger Stunden entstehen und schnell sehr schmerzhaft sein. Auch eine Gehörgangsentzündung (beispielsweise Bade-Otitis nach dem Schwimmen) entwickelt sich meist innerhalb weniger Stunden.

Behandlung: Hilfe bei Ohrenschmerzen

Die Behandlung von Ohrenschmerzen richtet sich nach der Ursache. Liegt eine Entzündung vor, geht es darum, die Infektion einzudämmen. Das geschieht bei Bedarf mit Antibiotika, Antipilzmitteln (Antimykotika) oder auch mit Kortisonpräparaten. Sind die Schleimhäute im Nasen-Rachen-Raum geschwollen, muss die normale Belüftung im Ohr wieder hergestellt werden. Dazu können für beschränkte Zeit abschwellende Nasentropfen eingesetzt werden. Länger als eine Woche sollte man Nasentropfen oder Nasenspray allerdings nicht zur Behandlung anwenden, weil die Nasenschleimhaut sonst ohne diese Mittel nicht mehr abschwellen kann.

Bei einer Gehörgangsentzündung kommen in der Regel entzündungshemmende oder antibiotische Ohrentropfen zum Einsatz. Bei einer Mittelohrentzündung müssen nicht immer Antibiotika eingesetzt werden. Oft reicht es aus, sich zu schonen und die Ohren mit Wärme, zum Beispiel Rotlicht, zu behandeln. Kleine chirurgische Eingriffe können notwendig werden, wenn sich Flüssigkeit oder Eiter im Mittelohr gesammelt hat oder das Trommelfell verletzt ist.

Zwiebel als Hausmittel bei Ohrenschmerzen

Das bekannteste Hausmittel ist wohl das sogenannte warme Zwiebelsäckchen: Die ätherischen Öle aus der Zwiebel wirken antibakteriell, stoffwechselanregend und schleimlösend. Die Wärme tut zusätzlich gut bei Ohrenschmerzen. Manche Betroffenen legen statt des Zwiebelwickels bei Ohrenschmerzen auch einfach eine halbe Zwiebel aufs Ohr. Ähnlich kann man auch mit Knoblauch verfahren, dessen ätherische Öle ebenfalls antibakteriell wirken.

Heilpflanzen und Wärme als Hausmittel bei Ohrenschmerzen

Weitere Heilpflanzen, die sich als Hausmittel bei Ohrenschmerzen bewährt haben, sind Melisse, Weidenrinde, Mädesüß oder Basilikum. Sie lassen sich entweder in Form von Kompressen oder gelöst in einem Dampfbad einsetzen. Eine Nasenspülung mit Kochsalz kann ebenfalls helfen, die Belüftung zwischen Nase, Nebenhöhlen und Ohren zu verbessern und damit Ohrenschmerzen zu lindern. Dazu gibt es fertige Nasenduschen, die man mit genau dosiertem Kochsalz befüllen kann. Alternativ löst man neun Gramm Kochsalz in einem Liter heißen Wasser auf und tropft die erkaltete Lösung mit einer Pipette in die Nase. Zudem gibt es in Drogerien und Apotheken fertige Meerwasser-Nasensprays.

Wärme verbessert die Durchblutung und unterstützt so den Heilungsprozess, außerdem wirkt sie lindernd auf die Ohrenschmerzen. Gut geeignet sind Lampen mit Infrarotlicht, vor die sich Patientinnen und Patienten im Abstand von 40 bis 50 Zentimetern setzen und jedes Ohr etwa zehn Minuten bestrahlen. Ein warmes Zwiebelsäckchen oder ein Baumwollwickel mit warmem Speiseöl hat ähnliche Effekte. Speiseöl speichert die Wärme besser als ein Wickel ohne Öl.

Kälte statt Wärme als Hausmittel bei Ohrenschmerzen

Für einige Betroffene verstärkt Wärme allerdings die Ohrenschmerzen. Wer unter Schmerzen im Ohr leidet, sollte beim ersten Einsatz des Hausmittels darum vorsichtig testen. Alternativ zur Wärme können Kälteanwendungen gegen Schmerzen helfen: Zum Beispiel indem ein mit kaltem Wasser getränktes Tuch auf das Ohr gelegt wird. Die Zugabe von Lehm oder Heilerde verlängert den kühlenden Effekt. Im Zweifel sollten Erkrankte aber immer Arzt oder Ärztin befragen, wenn Ohrenschmerzen schlimmer werden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen I Visite I 09.01.2024 I 20:15 Uhr

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