Ein Arzt zeigt mit einem Stift auf das Röntgenbild einer Halswirbelsäule. © picture alliance/blickwinkel/McPHOTO

Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule: Wann ist eine OP nötig?

Stand: 06.06.2022 21:48 Uhr

Ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule macht sich häufig durch Nackenschmerzen bemerkbar, die bis in die Arme ausstrahlen. Helfen Übungen und Medikamente nicht weiter, kann eine Operation nötig sein.

Ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule (HWS) ist besonders schwerwiegend: Durch einen Unfall, Überlastung und Verschleiß kann es zu Rissen in der festen Hülle in den fünf Bandscheiben im Halswirbelbereich kommen. Der weiche Kern tritt heraus und kann auf das Rückenmark oder die abgehende Nervenwurzel drücken. Meistens reicht eine konservative Behandlung mit Übungen und Medikamenten aus, doch in einigen Fällen ist eine Operation unvermeidbar.

Wie entsteht ein Bandscheibenvorfall?

Die Bandscheiben liegen wie Stoßdämpfer zwischen den Wirbelkörpern und verteilen den Druck gleichmäßig auf die gesamte Wirbelsäule. Sie bestehen aus einem Faserring aus Bindegewebe und einem Gallertkern im Inneren des Rings. Wird der Faserring spröde und rissig, kann der Gallertkern austreten und den Nerv bedrängen. Die Folge: Der Nerv entzündet sich, schwillt an.

Ab einem gewissen Alter sind Bandscheibenvorfälle ganz normal: Über 40 gibt es kaum jemanden, bei dem die äußeren Faserringe der Bandscheiben nicht geschädigt sind. Auch erbliche Faktoren können bei der Entwicklung von Bandscheibenproblemen eine Rolle spielen. Die meisten Bandscheibenvorfälle haben keine Relevanz, weil der Körper die dadurch resultierenden Störungen selbst kompensieren kann.

Symptome für einen Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule

Die Symptome eines HWS-Bandscheibenvorfalls sind abhängig davon, in welcher Höhe der Halswirbelsäule der Vorfall liegt und ob er mittig auf das Rückenmark oder seitlich auf einen Ast der Spinalnerven drückt:

  • Nackensteife und Nackenschmerzen (Schulter-Nacken-Schmerz)
  • Ausstrahlende Schmerzen in Kopf, Arm, Hand und Finger
  • Taubheitsgefühl oder Kribbeln in Hand oder Arm
  • Schwäche oder Lähmung der Armmuskulatur
  • schlimmstenfalls Gangstörungen und Lähmungen der Beine

Jeder Spinalnerv der Halswirbelsäule versorgt eine bestimmte Armregion mit sensorischen und motorischen Impulsen. Anhand der Symptome können Ärztinnen und Ärzte auf den betroffenen Teil der Halswirbelsäule schließen. Drückt der Bandscheibenvorfall auf die Nervenwurzel, kommt es zu Kribbeln und Schmerzen in den Armen. Drückt er mittig auf das Rückenmark, können Gangstörungen oder sogar Lähmungen in den Beinen auftreten. Am häufigsten tritt ein HWS-Bandscheibenvorfall im unteren Teil der Halswirbelsäule auf.

Bei welchen Symptomen sofort zum Arzt?

Es gibt Beschwerden und Warnsignale, bei denen Betroffene sofort eine Orthopädin oder einen Orthopäden beziehungsweise eine Klinik aufsuchen sollten:

  • Lähmungserscheinungen oder sehr starke Schmerzen
  • Wasserlassen und Stuhlgang sind gestört: unwillkürlicher Abgang von Harn oder Stuhl beziehungsweise Harnverhalt
  • Gangunsicherheit oder Gleichgewichtsprobleme

Wann ist eine OP an der Halswirbelsäule nötig?

Ist im MRT oder Röntgenbild ein starker Bandscheibenvorfall mit deutlicher Kompression des Rückenmarks zu erkennen oder bessern sich Beschwerden mit konservativer Therapie nicht, ist eine OP unausweichlich. Dabei wird in der Regel von vorne über einen Hautschnitt nahe dem Kehlkopf die geschädigte Bandscheibe entfernt - in seltenen Fällen erfolgt der Eingriff von der Rückseite.

Anstelle der Bandscheibe wird entweder eigenes Knochenmaterial oder eine Bandscheibenprothese eingesetzt. Im Gegensatz zur Versteifung des betroffenen Wirbelabschnitts mit Knochenmaterial, erhält eine Prothese die vollständige Beweglichkeit der Halswirbelsäule.

Sind die umgebenden Wirbelkörper und Bandscheiben gesund, wird anstelle der geschädigten Bandscheibe meist eine Prothese aus Titan eingesetzt. Sie erhält die vollständige Beweglichkeit der Halswirbelsäule. Ist die Halswirbelsäule bereits verschlissen, wird der betroffene Wirbelabschnitt in der Regel versteift.

Bereits am Tag der OP dürfen sich Betroffene im Bett aufsetzen. In den ersten Tagen müssen sie sich mit einer Halskrause schützen. Je nach körperlicher Konstitution können sie nach zwei bis vier Tagen die Klinik verlassen und mit Reha-Maßnahmen beginnen.

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