HWS-Syndrom: Symptome, Ursachen und Behandlung
Das Halswirbelsäulensyndrom, auch HWS-Syndrom oder Zervikalsyndrom genannt, ist ein Sammelbegriff für Symptome wie Nacken- und Schulterschmerzen, die ihren Ursprung in der Halswirbelsäule haben.
Häufiges Arbeiten im Sitzen und eine hohe Bildschirmnutzung im Alltag trägt bei vielen Menschen dazu bei, dass ihre Halswirbelsäule (HWS) immer längere Zeit in der gleichen Stellung verharren muss. Dabei wirken enorme Kräfte: Bei 45 Grad Kopfneigung können bis zu 30 Kilo auf die sieben Halswirbel drücken. Auf Dauer verkürzen und verhärten sich die Muskeln, das führt zu den klassischen Beschwerden des HWS-Syndroms.
Was ist das HWS-Syndrom?
Der Sammelbegriff HWS-Syndrom beschreibt Nackenschmerzen und begleitende Beschwerden wie Schulterschmerzen, deren Ursachen in der Halswirbelsäule zu finden sind. Klassische Symptome sind Schmerzen und schmerzhaftes Ziehen im Nacken durch Verspannungen. Die Beschwerden können dabei auch in Schultern und Arme ausstrahlen. In anderen Fällen ist der obere Rücken betroffen.
Die Halswirbelsäule besteht aus den sieben obersten Halswirbeln und gilt als beweglichster Teil der ganzen Wirbelsäule: Sie versetzt uns in die Lage, den Kopf in viele Richtungen zu bewegen und trägt unser wichtigstes Organ, das Gehirn. Wer schon mal einen steifen Nacken hatte oder unter Nackenschmerzen leidet, weiß, wie beweglich die Wirbelgelenke sind und was fehlt, wenn diese Mobilität eingeschränkt ist.
Fehlhaltung als häufige Ursache für das HWS-Syndrom
Wie auch bei Rückenschmerzen sind die Ursachen für das Halswirbelsäulensyndrom sehr vielfältig. Allgemein zusammengefasst heißt das: Abgesehen von einem Unfall sind es vor allem Fehlhaltungen, einseitige Belastungen des Nackens und der Halswirbel, wie sie durch viel Bildschirmarbeit entstehen (Stichwort: Handynacken) sowie der Verschleiß oder Erkrankungen, die eine Veränderungen der Knochen- oder Knorpelsubstanz befördern oder verursachen.
Zu häufigen Ursachen des HWS-Syndroms gehören dementsprechend:
- überforderte Nackenmuskulatur, die verspannt oder verhärtet
- zu schwach ausgeprägte stützende Muskulatur des Nackens durch Bewegungsmangel
- Dauer- oder Fehlbelastung der Halswirbelsäule im Alltag
- Verletzungen der Halswirbelsäule
- degenerative Veränderungen der Halswirbelsäule durch Erkrankungen (zum Beispiel Arthrose, Rheuma, Osteoporose)
- altersbedingte degenerative Veränderungen (Verschleiß, weniger Flüssigkeit in den Bandscheiben)
- Bandscheibenvorfall an den Halswirbeln
- Entzündung eines Wirbelkörpers (Spondylitis)
- Infektionen des Rückenmarks
- Krebserkrankungen an der Wirbelsäule
Seltener kommt es zum Beispiel durch eine fehlgeschlagene Wirbelsäulen-OP zu Folgeschäden oder durch einen Vitamin-D-Mangel zu einer Erweichung des Knochens (Rachitis) an der Halswirbelsäule. Am häufigsten sind muskuläre Probleme Ursachen für Nackenschmerzen und es gibt vor allem fünf Faktoren, die das Risiko für das HWS-Syndrom erhöhen:
- berufliche Tätigkeit vor Bildschirmen mit langer Sitzhaltung
- schwere körperliche Arbeit
- Übergewicht
- (chronischer) Stress
- Gewichtsveränderungen während der Schwangerschaft
Typische Symptome eines Halswirbelsäulensyndroms
Die klassischen Symptome eines HWS-Syndroms sind Nackenschmerzen und ihre Begleitsymptome:
- harte, verspannte und druckempfindliche Muskeln an der Rückseite des Halses
- Schmerzen entlang der Nervenkanäle bis in die Schultern
- Bewegungsschmerz beim Nicken, Neigen oder Drehen des Kopfes
- Kopfschmerzen, vor allem Spannungskopfschmerz
- Schwindel
- Schulterschmerzen
- Kraftlosigkeit der Muskulatur der Schultern oder Arme
- Kribbeln in den Armen
Behandlung mit Wärme und Physiotherapie
Die Behandlung des HWS-Syndroms kommt auf die Ursache an. Nach einem Unfall oder in schweren Fällen bei einem Bandscheibenvorfall kann eine OP infrage kommen. Sind die Nackenschmerzen Begleitsymptom einer Krebserkrankung, muss die Therapie ganzheitlich und zusammen mit einer Krebstherapie gedacht werden.
In den allermeisten Fällen und bei den meisten Formen des Halswirbelsäulensyndroms kommen für die Behandlung aber konservative Therapien in Frage, weil es um Probleme der Muskulatur geht. Das bedeutet vor allem: Patientinnen und Patienten möglichst schnell wieder in eine normale und gesunde Haltung und Bewegung zu bringen, beispielsweise mit Hilfe von Physiotherapie sowie Übungen zur Entspannung und zur Kräftigung. Lange Bewegungseinschränkungen oder Schonhaltungen gilt es auf jeden Fall zu vermeiden.
Klassische Mittel der Behandlung beim HWS-Syndrom sind:
- Wärmeanwendungen (Thermotherapie), um Muskeln zu entspannen
- Physiotherapie und Übungen zur Kräftigung vernachlässigter Muskulatur
- Schmerzmittel, um Bewegung zu ermöglichen (vor allem aus der Gruppe der NSAR, wie Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen)
- Medikamente zur Muskelentspannung (Muskelrelaxate)
Sind Nerven eingeklemmt oder handelt es sich um einen Bandscheibenvorfall, können auch Spritzen im Rahmen der Schmerztherapie zum Einsatz kommen (minimal-invasive Injektionstherapie). Um den typischen Ursachen des Halswirbelsäulensyndroms aber wirklich nachzukommen, braucht es auf Dauer oft mehr Bewegung und Sport, eine gesunde Haltung im Alltag und gegebenenfalls auch die Reduktion von Stress. Denn diese typischen Ursachen für Nackenschmerzen liegen vor allem in unserem Lebensstil und der "sitzenden Arbeitswelt".
Wie lange dauern Nackenschmerzen beim HWS-Syndrom an?
Die Dauer der Schmerzen hängt stark von der Ursache ab. Ganz allgemein gilt für ein gelegentlich auftretendes, akutes HWS-Syndrom, dass die Beschwerden in der Regel nach ein bis zwei Wochen wieder verschwunden sind. Von Arzt oder Ärztin empfohlene Übungen können diesen Prozess beschleunigen und Verspannungen aktiv mindern. Insgesamt sind die meisten Fälle von Nackenschmerzen akut, halten also meist nicht länger als maximal zwei Monate an.
Ab einer Dauer von mehr als drei Monaten sprechen Expertinnen und Experten davon, dass ein Halswirbelsäulensyndrom chronisch geworden ist. Außerdem gibt es sogenannte rezidivierende HWS-Syndrome, bei denen die Nackenschmerzen zwar nach kurzer Zeit verschwinden, aber regelmäßig wiederkehren.
Woher kommen Blockaden in der Halswirbelsäule?
Spricht man von einer Blockade der Halswirbelsäule ist damit in der Regel gemeint, dass ein oder mehrere Halswirbel schmerzen und in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind. Das kann sich auch in Kopfschmerzen und einem "steifen Nacken" äußern. Folge ist oft eine Schonhaltung, die zwar kurzzeitig gegen den Schmerz hilft oder ihn zumindest vermeidet, aber auf Dauer das Problem verstärken kann, weil beispielsweise andere Muskeln einspringen müssen und es an anderer Stelle zu Überlastungen kommt.
Wichtig ist es daher, der Ursache der jeweiligen Halswirbelblockade auf den Grund zu gehen. Bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall ist es wichtig, diesen zum Beispiel mit Hilfe von bildgebenden Verfahren auszuschließen. Klassische Ursachen für eine Blockade der Halswirbelsäule können Fehlhaltung oder ein Unfall sein, aber auch eine ungewöhnliche kurzzeitige Überlastung kann zur Blockade führen. Außerdem können mit dem Alter auch Verschleißerscheinungen der Halswirbelköper häufiger in Erscheinung treten. Davon können auch die Bandscheiben betroffen sein.
In aller Regel geht es bei Hilfe gegen eine Wirbelblockade darum, die verspannten Muskeln durch Übungen wieder zu mobilisieren und zu entspannen. Dabei können Wärme, Lockerungsübungen, Manuelle Therapie, aber auch Schmerzmittel oder Muskelrelaxanzien helfen. Die Behandlung kann und sollte man zuhause durch aktive Übungen unterstützen.