Schönheitsoperationen im Ausland: Was gibt es zu beachten?
Damit eine Schönheits-OP im Ausland zufriedenstellend verläuft, sollte man nicht nur auf die Wahl der Klinik, sondern auch auf die Folgekosten sowie die Rechtslage achten.
Die Türkei gehört zu den beliebtesten Ländern, in die die Deutschen für eine Schönheitsoperation reisen. Auch in Griechenland und Italien legen sie sich für die Schönheit unters Messer - beispielsweise für eine Haartransplantation, Fettabsaugung oder Nasenkorrektur. Die Gründe: Spezialisierungen auf bestimmte Eingriffe, aber auch die oftmals günstigeren Preise. Dr. Michaela Montanari, Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie, begründet die unterschiedlichen Preisstaffelungen mit der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ), an die sich deutsche Mediziner halten müssten. Hinzu komme die Mehrwertsteuer auf rein kosmetische Eingriffe.
Nicht von Vorher-Nachher-Fotos locken lassen
Wer mit dem Gedanken spielt, sich einem ästhetischen Eingriff zu unterziehen, sollte bereits bei der Wahl der Klinik und des behandelnden Arztes sehr gründlich vorgehen und sich nicht von Werbung und Social-Media-Auftritten locken lassen. Während in Deutschland Vorher-Nachher-Fotoreihen von operativen plastisch-chirurgischen Eingriffen nach dem Heilmittelwerbegesetz (HWG) verboten sind, darf im Ausland damit geworben werden. Selten lässt sich dabei nachverfolgen, zu welchem Zeitpunkt die Bilder entstanden und ob sie unbearbeitet sind. Auch Online-Bewertungen und Erfahrungsberichte können möglicherweise gefälscht sein.
Wie finde ich einen kompetenten Arzt?
Eine seriöse Klinik führt das internationale ISO-Zeichen. Dieses weist darauf hin, dass die Qualitätsstandards der Eingriffe in regelmäßigen Abständen überprüft werden. Mindestens das ISO-Logo, noch besser ein hinterlegtes und unterschriebenes Zertifikat, sollten auf der Website der Klinik einsehbar sein. Grundsätzlich sollte der behandelnde Arzt über die nötige Erfahrung im jeweiligen Fachbereich verfügen und regelmäßig auf seinem Gebiet operieren.
Wichtig ist zudem ein ausführliches und persönliches Beratungsgespräch, in dem die Behandlung und das Wunschergebnis besprochen werden. Eine Beratung via Social Media oder Chat-Nachricht ist bei seriösen Kliniken oder Fachärzten unüblich - genauso wie Vorgespräche ausschließlich über eine Vermittlungsagentur. Der behandelnde Operateur sollte die Beratung immer selbst durchführen, um auch mögliche Herausforderungen wie Vorerkrankungen bewerten zu können. Hilfreich bei der Suche nach einem geeigneten Arzt kann das Mitgliederregister der International Society of Aesthetic Plastic Surgery sein.
Wie lassen sich Sprachbarrieren mit dem Arzt überwinden?
Eine besondere Herausforderung bei Beauty-OPs im Ausland ist die Sprachbarriere. Seriöse Kliniken bieten die Begleitung durch einen Dolmetscher an. Am sichersten ist es jedoch, eine gemeinsame Sprache zu finden, die Arzt und Patient sprechen. Ob mit oder ohne Übersetzer ist es in jedem Fall hilfreich, ein Gedächtnisprotokoll über die Beratungstermine und Behandlungen zu notieren, um sie jederzeit noch einmal nachvollziehen zu können. Dazu gehören besonders Punkte wie gemachte Zusagen und mögliche Risiken der Eingriffe.
Wer zahlt die anfallenden Kosten?
Grundsätzlich übernehmen gesetzliche Krankenkassen keine Kosten für Schönheitsoperationen, besonders wenn diese medizinisch nicht notwendig sind. Für den Überblick ist ein Kostenvoranschlag ratsam. Darin enthalten sein sollten die eigentliche Operation, aber auch die Anästhesie, Laborkosten, die Unterkunft und Nachsorgegebühren. Wer sparen möchte mit Rundum-sorglos-Paketen oder All-in-one-Angeboten, bei denen mehrere Eingriffe in einer Operation vorgenommen werden, muss vorab gründlich die Bedingungen überprüfen. Nur so kann sichergestellt werden, dass im Nachhinein keine versteckten Kosten auftreten. Die Alarmglocken sollten läuten, wenn die Bezahlung ausschließlich in bar gefordert und nicht quittiert wird.
All-in-one-Operationen sind besonders risikoreich
Experten raten grundsätzlich davon ab, so viele Eingriffe wie möglich zu kombinieren. Denn: Jede OP birgt Risiken, die sich aufsummieren, bestätigt auch Dr. Michaela Montanari: "Die Patientinnen oder die Patienten, die mit Komplikationen zu einem kommen, sind leider Patientinnen und Patienten die im Ausland operiert worden sind oder aber die Kombinationseingriffe gemacht haben, wo man dann vielleicht im Nachgang überlegt, wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, diese Eingriffe zu trennen." Zu den besonders beliebten Kombinationseingriffen gehören das sogenannte Mommy Makeover oder der Brazilian Butt Lift gepaart mit einer Fettabsaugung.
Wer haftet im Fall von Komplikationen?
Dr. Michaela Montanari rät dazu, sich frühzeitig über die Rechtslage im Land der gewählten Klinik zu informieren: "Ganz wichtig ist, zu klären: Was ist, wenn Komplikationen auftreten? Wie werden die behandelt, wo werden die behandelt und wer bezahlt die letztendlich?" Die Verbraucherzentralen empfehlen genau deshalb, die Gewährleistung in einem privaten Behandlungsvertrag nach deutschem Recht schriftlich festzulegen. Sollte es zu Komplikationen kommen, kann die Klinik so haftbar gemacht werden. Sonst kann es am Ende teuer werden. Kommt es tatsächlich zu Schwierigkeiten, prüfen die Krankenkassen den Fall individuell, da es keine pauschale Regelung gibt. Die Kassen können die Versicherten an den Kosten für die nötigen Folgebehandlungen beteiligen.
Was tun, wenn in der Heimat Schmerzen auftreten?
Wichtig ist es, so schnell wie möglich den behandelnden Arzt zu kontaktieren. Am besten erhält die Klinik als Vertragspartner schriftlich eine detaillierte Dokumentation des Zustands als Reklamation des vorgenommenen Eingriffs. Sichtbare Veränderungen wie Entzündungen sollten mit Fotos festgehalten werden. Helfen kann zudem ein ärztliches Gutachten von einem medizinischen Sachverständigen aus Deutschland. Der eigene Hausarzt kann bei den nächsten Schritten beraten, um Schlimmeres zu verhindern.
Wie eine Schönheitsoperation im Ausland ablaufen kann, zeigt die NDR Dokuserie "Bin ich schön?". Darin begleitet werden unter anderem Giusy und Marie, die für Eingriffe im Gesicht in die Türkei und nach Spanien reisen.
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