Anti-Aging-Produkte: Hilft cremen gegen das Altern?
Jung, straff, glatt - so eine Haut wünschen sich viele, doch mit dem Alter bilden sich Falten. Die Kosmetikindustrie verspricht Abhilfe. Aber was bringen Anti-Aging-Produkte?
Das Produktangebot ist riesig und bietet reichlich Auswahl für fast jedes Alter und jeden Geldbeutel. Auch die beworbene Wirkstoffpalette ist groß. Die wohl bekanntesten Anti-Falten-Wirkstoffe sind:
- Co-Enzym Q10
- Vitamin A (Retinol)
- Vitamin E, C und B
- Hyaluronsäure
- Kollagen
Laut einer Verbraucherstudie verwenden rund 7,3 Millionen Frauen in Deutschland regelmäßig Anti-Falten-Cremes – und auch Männer greifen immer häufiger zu hautstraffenden Pflegeprodukten. Neben Cremes zur äußeren Anwendung liegen derzeit sogenannte Beauty-Drinks im Trend. Sie enthalten Kollagen oder Hyaluron und sollen die Haut von innen heraus "aufpolstern". Als Nahrungsergänzungsmittel bringen immer mehr Hersteller auch Kollagen- oder Hyaluron-Kapseln auf den Markt. Mediziner und Wissenschaftler zweifeln die Wirksamkeit von oralen Anti-Aging-Mitteln allerdings stark an.
Anti-Falten-Cremes: Rezepturen wohlgehütetes Hersteller-Geheimnis
Die Preisspanne bei Anti-Falten-Cremes ist riesig. Günstige Produkte mit Vitaminen und Coenzymen gibt es bereits ab etwa zwei Euro in der Drogerie. Teure Cremes mit angeblich wertvollen Wirkstoffen wie Kollagen können bis zu 150 Euro kosten. Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Wirkweisen von Anti-Aging-Cremes. Produkte mit Co-Enzymen oder Vitaminen sollen vor allem die hautschädigende Wirkung der freien Radikale hemmen, während Hyaluronsäure und Kollagen vorhandene Falten auffüllen sollen.
Doch die genauen Rezepturen und Wirkstoffmengen der Anti-Falten-Cremes gehören zu den wohlgehüteten Geheimnissen der Hersteller. Nicht selten werden auf der Packung von Anti-Falten-Cremes mess- und sichtbare Ergebnisse versprochen: "Gemilderte Falten in einer Woche" heißt es bei einem Anbieter, "deutlich jüngere Haut nach 28 Tagen" beim nächsten. Andere machen Versprechen für die Zukunft wie "beugt Falten vor".
Tiefe Falten lassen sich nicht einfach wegcremen
Ein aufpolsternder, glättender Effekt lässt sich mit der einen oder anderen Creme zwar erreichen. Wunder darf man aber nicht erwarten. Tiefe Falten lassen sich nicht einfach wegcremen, entsprechende Versprechen in der Werbung sollten Verbraucher also kritisch hinterfragen. In der Leitlinie "Dermokosmetika gegen Hautalterung" der Gesellschaft für Dermopharmazie heißt es unter anderem: "Zahlreiche Kosmetika mit Anti-Aging-Anspruch versprechen viel, doch unterstützen oft nur wenige wissenschaftliche Daten die ausgelobte Wirkung."
Zum Beispiel haben Werbeversprechen wie "Wirksamkeit an 20 Probandinnen über vier Wochen getestet (in-vivo-Studie)" wenig Aussagekraft. Das Testergebnis basiert dabei auf der Selbsteinschätzung der Frauen, eine medizinische Überprüfung des Hautbildes muss nicht stattgefunden haben. Auch Aufschriften wie „unter dermatologischer Aufsicht getestet“ sind kein Qualitätsprädikat. Der Satz bedeutet lediglich, dass ein Arzt beim Test anwesend war. Das sagt nichts über das Ergebnis aus.
Anti-Falten-Drinks und -Kapseln: Wirkung nicht bewiesen
Die Hersteller von Beautydrinks und Kapseln mit Kollagen oder Hyaluron werben besonders gerne mit der wissenschaftlich belegten Wirksamkeit ihrer Produkte. Laut Biomedizinern und Dermatologen weisen die Studien jedoch oft erhebliche wissenschaftliche Mängel in der Durchführung auf, so dass die Ergebnisse fragwürdig sind. Hinzu kommt, dass die Labor-Studien von den Herstellern selbst in Auftrag gegeben und bezahlt werden.
Experten kritisieren daher die Objektivität solcher Studien. Außerdem produziert unser Körper auch selbst regelmäßig Kollagen und Hyaluron - sogar in weitaus größeren Mengen, als über Drinks oder Kapseln zugeführt werden können. So besteht unser Körper beispielsweise durchschnittlich aus 3,6 Kilogramm Kollagen, die meisten Drinks enthalten hingegen nur etwa 2,5 Gramm Kollagen - eine verschwindend geringe Menge.
Anti-Aging-Drinks und -Kapseln gelten als Nahrungsergänzungsmittel und sind rechtlich gesehen Lebensmittel. Hersteller dürfen daher nicht mit Gesundheitsversprechen werben. Um dies zu umgehen, fügen viele Unternehmen zusätzliche Inhaltsstoffe wie Vitamine oder Zink hinzu, für die bestimmte Gesundheitsversprechen erlaubt sind.
Sonnenschutz beugt Falten vor
Eine teure Anti-Falten-Creme ist also keine Garant für glattere Haut. Wichtiger ist, die Haut im Alltag mit ausreichend Feuchtigkeit zu versorgen. Dabei sollte die passende Pflege ausgewählt werden, denn die Haut von 20-Jährigen hat andere Bedürfnisse als die von 60-Jährigen. Mit zunehmendem Alter sollte die Creme in der Regel etwas reichhaltiger werden.
Jede Haut ist außerdem anders beschaffen. Auch darauf sollten Verbraucher achten, denn eine Mischhaut braucht eine andere Pflege als eine sehr trockene Haut. Es ist daher sinnvoll, beim Dermatologen eine Hautanalyse durchführen zu lassen. Außerdem sollte im Sommer regelmäßig eine Creme mit Sonnenschutz aufgetragen werden. UV-Strahlung gilt als größter Risikofaktor für Faltenbildung.
Hierbei sollte beachtet werden, dass die Sonnencreme nicht älter als ein Jahr ist, weil sich chemische UV-Filter in geöffneten Cremes zu dem krebserregenden Stoff Benzophenon umwandeln können. Viel Flüssigkeit und ausreichend Schlaf können Falten nachweislich vorbeugen. Ungünstig sind dagegen Alkohol, Nikotin, Stress und eine schlechte Ernährung.
Pralle Lippen durch Hyaluron?
Um ihren Lippen eine schönere Form zu geben, lassen sich immer mehr Frauen und auch Männer die Lippen mit Hyaluron aufspritzen. Auch an anderen Stellen des Gesichts wird Hyaluronsäure eingesetzt: zum Beispiel gegen Nasolabialfalten (Nasenlippenfurche) oder sogenannte Marionettenfalten, die vom Mundwinkel hinunter zum Kinn verlaufen. Die Spritze durchdringt dabei die Haut, daher ist es aus rechtlicher Sicht eine Injektion, die in Deutschland nur Ärzte und Heilpraktiker verabreichen dürfen. Weil der Körper das Hyaluron mit der Zeit wieder abbaut, muss für den gewünschten Effekt nach einigen Monaten nachgespritzt werden.
Behandlung mit möglichen Nebenwirkungen und Risiken
Da es sich um einen medizinisch nicht notwendigen Eingriff handelt, haben die Behandelnden eine besondere Aufklärungspflicht. Sie müssen dem Patienten nach einem solchen Gespräch die Gelegenheit geben, den Eingriff noch einmal zu überdenken und sich dagegen zu entscheiden. Auf mögliche Nebenwirkungen muss hingewiesen werden.
Werden Hygieneregeln nicht befolgt oder wird minderwertige Hyaluronsäure verwendet, kann die Behandlung ernste Folgen haben: Die Haut kann absterben, die Lippe kann sich verformen oder es können sich Knötchen bilden. Die Kosten für die Behebung solcher Folgeschäden übernimmt in der Regel nicht die Krankenkasse. Gegen die sogenannte Zornesfalte in der Stirn sollte übrigens in keinem Fall Hyaluronsäure verabreicht werden, denn es können empfindliche Gefäße verletzt werden, sodass Patienten sogar erblinden könnten.
Keine wirkliche Alternative: Der Hyaluron-Pen
Viele Kosmetikerinnen werben für eine Behandlung mit einem Hyaluron-Pen. Dieser ist frei verkäuflich und innerhalb weniger Stunden kann man auch ein Zertifikat erwerben, um ihn zu verwenden. Mit hohem Tempo schießt der Pen die Hyaluronsäure auf die Lippen. Dabei dringt sie in der Regel nicht tief unter die Haut ein. Ob es sich daher um eine Injektion handelt, ist umstritten. In Bayern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen ist die Rechtslage aber inzwischen geklärt: Dort wird die Benutzung des Hyaluron-Pens der Heilkunde zugerechnet. Damit ist sie - wie die Anwendung einer Hyaluron-Spritze - Ärzten und Heilpraktikern vorbehalten. Die meisten Ärzte bevorzugen jedoch die Verwendung einer Spritze, weil sich mit ihr genauer und gezielter arbeiten lässt.