Ein Mann trägt Creme im Gesicht auf. © Colourbox Foto: -

Anti-Aging-Produkte: Hilft cremen gegen das Altern?

Stand: 05.12.2022 09:10 Uhr

Jung, straff, glatt - so eine Haut wünschen sich viele, doch mit dem Alter bilden sich Falten. Die Kosmetikindustrie verspricht Abhilfe. Aber was bringen Anti-Aging-Produkte?

Das Produktangebot ist riesig und bietet reichlich Auswahl für fast jedes Alter und jeden Geldbeutel. Auch die beworbene Wirkstoffpalette ist groß. Die wohl bekanntesten Anti-Falten-Wirkstoffe sind:

  • Co-Enzym Q10
  • Vitamin A (Retinol)
  • Vitamin E, C und B
  • Hyaluronsäure
  • Kollagen

Laut einer Verbraucherstudie verwenden rund 7,3 Millionen Frauen in Deutschland regelmäßig Anti-Falten-Cremes – und auch Männer greifen immer häufiger zu hautstraffenden Pflegeprodukten. Neben Cremes zur äußeren Anwendung liegen derzeit sogenannte Beauty-Drinks im Trend. Sie enthalten Kollagen oder Hyaluron und sollen die Haut von innen heraus "aufpolstern". Als Nahrungsergänzungsmittel bringen immer mehr Hersteller auch Kollagen- oder Hyaluron-Kapseln auf den Markt. Mediziner und Wissenschaftler zweifeln die Wirksamkeit von oralen Anti-Aging-Mitteln allerdings stark an.

Anti-Falten-Cremes: Rezepturen wohlgehütetes Hersteller-Geheimnis

Die Preisspanne bei Anti-Falten-Cremes ist riesig. Günstige Produkte mit Vitaminen und Coenzymen gibt es bereits ab etwa zwei Euro in der Drogerie. Teure Cremes mit angeblich wertvollen Wirkstoffen wie Kollagen können bis zu 150 Euro kosten. Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Wirkweisen von Anti-Aging-Cremes. Produkte mit Co-Enzymen oder Vitaminen sollen vor allem die hautschädigende  Wirkung der freien Radikale hemmen, während Hyaluronsäure und Kollagen vorhandene Falten auffüllen sollen.

Doch die genauen Rezepturen und Wirkstoffmengen der Anti-Falten-Cremes gehören zu den wohlgehüteten Geheimnissen der Hersteller. Nicht selten werden auf der Packung von Anti-Falten-Cremes mess- und sichtbare Ergebnisse versprochen: "Gemilderte Falten in einer Woche" heißt es bei einem Anbieter, "deutlich jüngere Haut nach 28 Tagen" beim nächsten. Andere machen Versprechen für die Zukunft wie "beugt Falten vor".

Tiefe Falten lassen sich nicht einfach wegcremen

Ein aufpolsternder, glättender Effekt lässt sich mit der einen oder anderen Creme zwar erreichen. Wunder darf man aber nicht erwarten. Tiefe Falten lassen sich nicht einfach wegcremen, entsprechende Versprechen in der Werbung sollten Verbraucher also kritisch hinterfragen. In der Leitlinie "Dermokosmetika gegen Hautalterung" der Gesellschaft für Dermopharmazie heißt es unter anderem: "Zahlreiche Kosmetika mit Anti-Aging-Anspruch versprechen viel, doch unterstützen oft nur wenige wissenschaftliche Daten die ausgelobte Wirkung."

Zum Beispiel haben Werbeversprechen wie "Wirksamkeit an 20 Probandinnen über vier Wochen getestet (in-vivo-Studie)" wenig Aussagekraft. Das Testergebnis basiert dabei auf der Selbsteinschätzung der Frauen, eine medizinische Überprüfung des Hautbildes muss nicht stattgefunden haben. Auch Aufschriften wie „unter dermatologischer Aufsicht getestet“ sind kein Qualitätsprädikat. Der Satz bedeutet lediglich, dass ein Arzt beim Test anwesend war. Das sagt nichts über das Ergebnis aus.

Anti-Falten-Drinks und -Kapseln: Wirkung nicht bewiesen

Die Hersteller von Beautydrinks und Kapseln mit Kollagen oder Hyaluron werben besonders gerne mit der wissenschaftlich belegten Wirksamkeit ihrer Produkte. Laut Biomedizinern und Dermatologen weisen die Studien jedoch oft erhebliche wissenschaftliche Mängel in der Durchführung auf, so dass die Ergebnisse fragwürdig sind. Hinzu kommt, dass die Labor-Studien von den Herstellern selbst in Auftrag gegeben und bezahlt werden.

Experten kritisieren daher die Objektivität solcher Studien. Außerdem produziert unser Körper auch selbst regelmäßig Kollagen und Hyaluron - sogar in weitaus größeren Mengen, als über Drinks oder Kapseln zugeführt werden können. So besteht unser Körper beispielsweise durchschnittlich aus 3,6 Kilogramm Kollagen, die meisten Drinks enthalten hingegen nur etwa 2,5 Gramm Kollagen - eine verschwindend geringe Menge.

Anti-Aging-Drinks und -Kapseln gelten als Nahrungsergänzungsmittel und sind rechtlich gesehen Lebensmittel. Hersteller dürfen daher nicht mit Gesundheitsversprechen werben. Um dies zu umgehen, fügen viele Unternehmen zusätzliche Inhaltsstoffe wie Vitamine oder Zink hinzu, für die bestimmte Gesundheitsversprechen erlaubt sind.

Sonnenschutz beugt Falten vor

Eine teure Anti-Falten-Creme ist also keine Garant für glattere Haut. Wichtiger ist, die Haut im Alltag mit ausreichend Feuchtigkeit zu versorgen. Dabei sollte die passende Pflege ausgewählt werden, denn die Haut von 20-Jährigen hat andere Bedürfnisse als die von 60-Jährigen. Mit zunehmendem Alter sollte die Creme in der Regel etwas reichhaltiger werden.

Eine Sonne aus Sonnencreme auf der Haut einer Frau. © fotolia Foto: rh2010
Sonnenschutz kann Faltenbildung vorbeugen.

Jede Haut ist außerdem anders beschaffen. Auch darauf sollten Verbraucher achten, denn eine Mischhaut braucht eine andere Pflege als eine sehr trockene Haut. Es ist daher sinnvoll, beim Dermatologen eine Hautanalyse durchführen zu lassen. Außerdem sollte im Sommer regelmäßig eine Creme mit Sonnenschutz aufgetragen werden. UV-Strahlung gilt als größter Risikofaktor für Faltenbildung.

Hierbei sollte beachtet werden, dass die Sonnencreme nicht älter als ein Jahr ist, weil sich chemische UV-Filter in geöffneten Cremes zu dem krebserregenden Stoff Benzophenon umwandeln können. Viel Flüssigkeit und ausreichend Schlaf können Falten nachweislich vorbeugen. Ungünstig sind dagegen Alkohol, Nikotin, Stress und eine schlechte Ernährung.

Pralle Lippen durch Hyaluron?

Um ihren Lippen eine schönere Form zu geben, lassen sich immer mehr Frauen und auch Männer die Lippen mit Hyaluron aufspritzen. Auch an anderen Stellen des Gesichts wird Hyaluronsäure eingesetzt: zum Beispiel gegen Nasolabialfalten (Nasenlippenfurche) oder sogenannte Marionettenfalten, die vom Mundwinkel hinunter zum Kinn verlaufen. Die Spritze durchdringt dabei die Haut, daher ist es aus rechtlicher Sicht eine Injektion, die in Deutschland nur Ärzte und Heilpraktiker verabreichen dürfen. Weil der Körper das Hyaluron mit der Zeit wieder abbaut, muss für den gewünschten Effekt nach einigen Monaten nachgespritzt werden.

Behandlung mit möglichen Nebenwirkungen und Risiken

Da es sich um einen medizinisch nicht notwendigen Eingriff handelt, haben die Behandelnden eine besondere Aufklärungspflicht. Sie müssen dem Patienten nach einem solchen Gespräch die Gelegenheit geben, den Eingriff noch einmal zu überdenken und sich dagegen zu entscheiden. Auf mögliche Nebenwirkungen muss hingewiesen werden.

Einer Frau wird eine Substanz mit einer Injektionsspritze in die Lippe injiziert (Themenfoto). © colourbox Foto: Zhanna Tretiakova
Bei falscher Durchführung ist Lippen aufspritzen riskant.

Werden Hygieneregeln nicht befolgt oder wird minderwertige Hyaluronsäure verwendet, kann die Behandlung ernste Folgen haben: Die Haut kann absterben, die Lippe kann sich verformen oder es können sich Knötchen bilden. Die Kosten für die Behebung solcher Folgeschäden übernimmt in der Regel nicht die Krankenkasse. Gegen die sogenannte Zornesfalte in der Stirn sollte übrigens in keinem Fall Hyaluronsäure verabreicht werden, denn es können empfindliche Gefäße verletzt werden, sodass Patienten sogar erblinden könnten.

Keine wirkliche Alternative: Der Hyaluron-Pen

Viele Kosmetikerinnen werben für eine Behandlung mit einem Hyaluron-Pen. Dieser ist frei verkäuflich und innerhalb weniger Stunden kann man auch ein Zertifikat erwerben, um ihn zu verwenden. Mit hohem Tempo schießt der Pen die Hyaluronsäure auf die Lippen. Dabei dringt sie in der Regel nicht tief unter die Haut ein. Ob es sich daher um eine Injektion handelt, ist umstritten. In Bayern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen ist die Rechtslage aber inzwischen geklärt: Dort wird die Benutzung des Hyaluron-Pens der Heilkunde zugerechnet. Damit ist sie - wie die Anwendung einer Hyaluron-Spritze - Ärzten und Heilpraktikern vorbehalten. Die meisten Ärzte bevorzugen jedoch die Verwendung einer Spritze, weil sich mit ihr genauer und gezielter arbeiten lässt.

Weitere Informationen
Melodie Michelberger © NDR

Melodie Michelberger: "Wir sind mehr als unsere Körper"

Influencerin Melodie Michelberger war früher magersüchtig. Sie wirbt dafür, den eigenen Körper so zu akzeptieren, wie er ist. mehr

Eine aeltere Frau sitzt am 27.03.2018 in einer Wohnung in Hamburg und betrachtet ihr Gesicht im Spiegel (gestellte Szene). Foto: Christin Klose © picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose

Kollagen als Pulver und Kapsel: Wirkung für Gelenke und Haut?

Im Alter produziert der Körper immer weniger Kollagen - die Haut wird faltig, die Gelenke schwach. Helfen Kollagen-Präparate? mehr

Ein junger Mann begutachtet seinen Haaransatz im Spiegel. © picture alliance/dpa Themendienst Foto: Christin Klose

Haarausfall: Behandlung mit Finasterid birgt Risiken

Bei erblich bedingtem Haarausfall verschreiben einige Ärzte Medikamente mit dem Wirkstoff Finasterid. Doch die Einnahme kann zu Stimmungsschwankungen und Potenzproblemen führen. mehr

In das Gesicht einen jungen Frau sind Striche aufgemalt. Mehrere Hände um sie herum bereiten einen kosmetischen Eingriff vor. © picture alliance / Zoonar | Jakub Mrocek Foto: Jakub Mrocek

Plastische Chirurgie, Botox und Hyaluron: Worauf kommt es an?

Das Geschäft mit Schönheitsoperationen boomt, doch es birgt viele Risiken. Wie erkennt man seriöse plastische Chirurgen? mehr

Dr. Jan Pasel © NDR

"Einen seriösen Arzt finden Sie nicht auf Instagram"

Was einen seriösen plastischen Chirurgen ausmacht und wer bei Behandlungsfehlern hilft, erklärt Facharztprüfer Dr. Jan Pasel. mehr

Dieses Thema im Programm:

Die Tricks | 05.12.2022 | 21:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Haut

Kosmetik

Mehr Gesundheitsthemen

Ein Arzt hält eine Röntgenaufnahme einer Hüfte in der Hand. © Colourbox Foto: Syda Production

Hüft-TEP OP: Wann beide Gelenke gleichzeitig operieren?

Etwa zehn Prozent der Betroffenen benötigen gleichzeitig auf beiden Seiten eine neue Hüfte. Für wen kommt diese OP infrage? mehr

Gesundheits-Themen

Ratgeber

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?