VIDEO: Übungen: Mobilisation der Brustwirbelsäule (1 Min)

BWS-Syndrom: Was tun gegen Symptome bei Brustwirbelblockade?

Stand: 27.03.2024 12:16 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Schmerzen an Brustkorb und Rippen, Atemprobleme und Magenschmerzen sind Symptome für das BWS-Syndrom. Dabei handelt es sich um Blockaden der Brustwirbelsäule (BWS), die die Beweglichkeit einschränken.

von Constanze Löffler

Dumpfe, drückende Schmerzen im Brustkorb, die sich beim Einatmen oder in der Bewegung noch verstärken - das können Anzeichen einer Brustwirbelblockade sein. Das ziehende Gefühl zwischen die Schulterblätter kann sich über den Rippenbogen bis nach vorn ziehen und sogar bis in den Bauchraum gehen. Blockaden der Brustwirbelsäule schränken die Beweglichkeit ein und erschweren die Atmung. Manche klagen auch über Übelkeit - und die Schmerzen bei einer Brustwirbelblockade können sogar einem Herzinfarkt sehr ähnlich sein.

Was ist der Unterschied zwischen Herzinfarkt und Wirbelblockade?

Brustschmerzen, Atemnot und Übelkeit - das können auch Symptome eines Herzinfarkts oder bei Brustenge sein. Hinweise, ob die Schmerzen möglicherweise lebensbedrohlich sind, kann die Situation geben, in der sie auftreten:

  • Wirbelsäulenbedingte Beschwerden treten meist in Ruhe auf.
  • Schmerzen bei körperlicher Aktivität, Ärger, Stress oder durch Kälte sind eher auf das Herz zurückzuführen, betont die Deutsche Herzstiftung. Der Körper schüttet in diesen Situationen Stresshormone und andere Botenstoffe aus, die die Herzkranzgefäße verengen. Der Pumpmuskel wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, die Folge sind Schmerzen.
  • Auch ein Pneumothorax oder eine Lungenembolie können mit Brustschmerzen und Luftnot einhergehen.
Wichtig: Bei diesen Erkrankungen ist - ebenso wie beim Herzinfarkt - Eile geboten. Darum den Notruf lieber einmal zu häufig wählen, statt zu zögern.

Ursachen: Woher kommen Brustwirbelblockaden?

Es ist anders, als man vielleicht denken mag: Bei einer Brustwirbelblockade verhaken oder verkanten sich keine Brustwirbel, es ist nichts eingeklemmt oder blockiert. Vielmehr sind die Muskelpartien entlang der Brustwirbelsäule verspannt und schmerzhaft verhärtet - es handelt sich also um blockierte Muskeln nicht um Wirbel. Auslöser für die Beschwerden sind Stress, verspannte Muskeln im Nacken- und Brustkorbbereich, einseitige Belastungen, Fehlhaltungen und mangelnde Bewegung.

Im Alltag haben wir fast immer eine leicht vornüber gebeugte Haltung, insbesondere, wenn wir den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitzen. Eigentlich bräuchte unsere Muskulatur aber regelmäßigen Ausgleich. Weil sich aber kaum jemand ständig dehnt und streckt, verkürzt sich die Muskulatur auf unserer Körpervorderseite. Die Rückenmuskulatur als Gegenspieler ist ständig darum bemüht, uns wieder aufzurichten - und davon völlig überfordert. Die Muskeln befinden sich daher kontinuierlich im Ungleichgewicht. Auf Dauer und ohne gezielten Ausgleich verspannen, verkrampfen und verhärten sie. "Sitzen ist das neue Rauchen", heißt es. Und es stimmt!

Was tun bei BWS-Syndrom?

Eher ungünstig ist ärztlicher Aktionismus: Röntgenbilder und Kernspin-Aufnahmen zeigen zwar verschlissene Wirbel, knöcherne Auswüchse oder Schäden an den Bandscheiben. Doch egal, ob man Menschen mit oder ohne Rückenweh durchleuchtet, man findet immer allerlei Verschleißerscheinungen und Schäden am Halteapparat. Diese Befunde sind in der Regel nicht die Auslöser der Beschwerden.

Zu viele und zu frühe Untersuchungen sind eher kontraproduktiv, denn die Patientinnen und Patienten fühlen sich durch das Wissen um die Malaisen noch kränker, manche werden passiver. Und der Druck, sich behandeln zu lassen, erhöht sich. Dabei hilft gegen eine Brustwirbelblockade vor allem das:

  • Schmerzmittel, um sich wieder zu bewegen
  • körperliche Aktivität zum Lockern der Muskeln
  • Geduld und Vertrauen in die Selbstheilungskräfte unseres Körpers

Können sich Brustwirbelblockaden von selbst lösen?

Mit eigener Unterstützung ist es möglich, dass sich Brustwirbelblockaden von selbst lösen. Das Geheimnis lautet Bewegung: Über den Tag verteilt, gilt es immer wieder aktiv zu sein. Dehnen, strecken, recken ist das Mindeste. Häufiges Gehen ist günstig, Treppensteigen auch. Und zum Einkaufen lieber radeln oder rollern, statt das Auto zu nehmen. Wärme - etwa durch ein warmes Bad, eine Rotlichtlampe, Sauna, Fangopackungen oder Wärmepflaster - fördert die Durchblutung, Verspannungen lösen sich dadurch leichter.

Regelmäßige Dehnübungen, bei denen eine Muskelstreckung über einen längeren Zeitraum konstant gehalten wird, setzen willkommene Reize, um verhärteten Muskeln und verkürzten Bändern entgegenzuwirken. Und vor allem gilt: Kaputtmachen kann man damit nichts. Bewegung hilft!

Wie lange dauert eine Brustwirbelblockade?

Die Dauer einer Brustwirbelblockade hängt ganz von uns selbst ab, wie aktiv wir sind und wie viel Raum wir den Schmerzen geben. Schonen und Bettruhe sind jetzt nicht angesagt. Die Idee ist zwar naheliegend, den Rücken zu entlasten, indem man ihn möglichst wenig bewegt. Aber diese Ansicht ist mittlerweile überholt. Im Gegenteil: Bettruhe verstärkt die Beschwerden nur noch. Die Schonhaltung verhindert, dass die Muskulatur ordentlich mit Sauerstoff versorgt wird und verstärkt die Schmerzen so.

Damit man sich wieder bewegen und aktiv sein kann, sind jetzt sogar Schmerzmittel erlaubt. Bei muskulären Verspannungen eignen sich Ibuprofen und Diclofenac besonders gut. Ohne Rücksprache mit dem Arzt sollten sie nicht länger als eine Woche angewendet werden. Bei anhaltenden Beschwerden kann auch der Profi Hand anlegen:

  • Bei der manuellen Therapie und auch der Osteopathie beheben die Therapeutinnen und Therapeuten die Funktionsstörungen mit speziellen Griffen und möglichst geringem Kraftaufwand.
  • Physiotherapie oder Krankengymnastik helfen mit gezielten Übungen, die Schonhaltung zu überwinden und wieder beweglicher zu werden.

Welcher Sport hilft bei Brustwirbelblockade?

Die eine Aktivität oder Sportart, die gegen Rückenschmerzen hilft, existiert nicht. Damit die Brustwirbelblockade nicht erneut auftritt, bieten sich Kraftsport und Rückenschule an. Dabei wird die vernachlässigte Rückenmuskulatur gezielt trainiert. Um den Rumpf stabil zu bekommen, müssen aber auch die Bauchmuskeln fitter werden. Dafür eignen sich Sportarten, die möglichst viele Muskelgruppen trainieren - etwa Kickboxen oder Schwimmen. Letztendlich können nur Spaß und regelmäßiges Aktivsein die Schmerzen dauerhaft lindern und erneute Blockaden verhindern.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Die Bewegungs-Docs | 10.10.2023 01:05 Uhr

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