Stand: 24.07.2020 11:23 Uhr

Schmerzmittel Diclofenac: Risiko für Herz und Nieren

Ein Mann trägt Salbe aus einer Tube auf seinen Ellenbogen auf. © PantherMedia Foto: Igor Vetushko
Wer Diclofenac als Salbe ein bis zwei Tage kleinflächig aufträgt, muss nicht mit Nebenwirkungen rechnen.

Das in Apotheken frei verkäufliche und auch von Ärzten häufig verschriebene Schmerzmittel Diclofenac ist eines der wirksamsten und weltweit meistverkauften Schmerzmittel. Bei regelmäßiger Einnahme kann es zu Herzinfarkten, Schlaganfällen und Herzschwäche führen. Experten halten die Substanz für ähnlich riskant wie das Medikament Vioxx, das 2004 nach Todesfällen vom Markt genommen wurde.

Diclofenac zu oft sogar für Herzkranke verschrieben

Bereits 2013 hatte ein sogenannter Rote-Hand-Brief Ärzte gewarnt, Diclofenac bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen einzusetzen. Dazu gehören zum Beispiel alle, die Bluthochdruck haben, an Diabetes leiden oder rauchen. Doch eine aktuelle Auswertung von Krankenkassendaten ergibt: Auch wenn die Verordnungen von Diclofenac zurückgegangen sind, ist der Anteil der Herzkranken, die das Medikament verschrieben bekommen, genauso hoch wie vorher. Dabei kann das zusätzliche Risiko durch eine regelmäßige Einnahme von Diclofenac in diesen Fällen zum Tod führen.

Schäden an Nieren, Herz und Magen möglich

Diclofenac hilft besonders gut gegen Gelenkschmerzen, hat aber im Vergleich zu anderen Mitteln aus derselben Wirkstoffgruppe (NSAR), die stärksten Nebenwirkungen.

Diclofenac hemmt in den Körperzellen bestimmte Enzyme, die für Schmerzen und Entzündungen verantwortlich sind, aber auch unsere Organe schützen. Werden sie ausgeschaltet, können Nieren, Magen oder Herz Schaden nehmen.

Ein Alarmzeichen für ein sich anbahnendes Nierenversagen ist der sogenannte Kreatininwert im Blut. Den Laborwert sollten Ärzte im Blick behalten, wenn sie Diclofenac über einen längeren Zeitraum verschreiben.

Alternativen zum Schmerzmittel Diclofenac

Wenn eine Physiotherapie Gelenkschmerzen nicht ausreichend lindert, können statt Diclofenac andere Schmerzmittel wie Naproxen eingesetzt werden. Aber auch hier gilt es, die Dosierung möglichst gering zu halten und die Mittel nur bei Bedarf so kurz wie möglich einzunehmen.

Auf ärztliche Verordnung gibt es noch weitere Schmerzmittel, die Menschen mit besonders starken Schmerzen helfen können. Dazu gehört das Novaminsulfon, das zwar keine Nebenwirkungen auf das Herz-Kreislauf-System hat, allerdings wegen seltener anderer Nebenwirkungen verschreibungspflichtig ist.

Grundsätzlich gilt: Nebenwirkungen können bei allen Schmerzmitteln auftreten. Deshalb sollten auch Gesunde höchstens zehn Schmerztabletten im Monat einnehmen.

Diclofenac-Gel: Geringe Wirkung, große Umweltbelastung

Wer Diclofenac-Gel ein oder zwei Tage kleinflächig auf ein schmerzendes Gelenk aufträgt, muss nicht mit unerwünschten Nebenwirkungen rechnen. Bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Vorerkrankungen kann das großflächige und regelmäßige Auftragen der Salbe jedoch das Risiko erhöhen.

Diclofenac-Gel gilt als besonders umweltschädlich: Nur etwa vier Prozent der Salbe wird nach dem Auftragen über die Haut aufgenommen, der Rest gelangt ins Abwasser. Trotz moderner Kläranlagen bleiben Diclofenac-Rückstände im Wasser. Sie können bei Fischen zu Nierenschäden führen und Teil der Nahrungskette werden.

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Experten zum Thema

Dr. Martin Dusch, MME
Leiter Fachbereich Schmerzmedizin
Klinik für Anästhesiologie und
Intensivmedizin
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
www.mhh.de

Dr. Ute Jacubaschke, Fachärztin für Innere Medizin, Kardiologie und Notfallmedizin
Kardiologisch-Angiologische Praxis - Herzzentrum Bremen
Senator-Weßling-Straße 1A
28277 Bremen
(0421) 432 55-5
www.kardiologie-bremen.com

Dr. Jan-Henrich Stork,       Chefarzt Anästhesie
Spezielle Intensivmedizin, spezielle Schmerztherapie, Notfallmedizin, Palliativmedizin
Krankenhaus Tabea GmbH & Co. KG im Artemed-Klinikverbund
Kösterbergstraße 32
22587 Hamburg
(040) 866 92-240
www.tabea-fachklinik.de

Prof. Dr. sc. hum. Ulrike Haug, Abteilungsleiterin
Klinische Epidemiologie
Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS GmbH
Achterstraße 30
28359 Bremen'
www.bips-institut.de

Dr. Matthias Janneck,   Nephrologe
Sektion Nephrologie
Albertinen Herz- und Gefäßzentrum
Albertinen Krankenhaus
Süntelstraße 11a
22457 Hamburg-Schnelsen
(040) 55 88-22 38
www.albertinen-herzzentrum.de

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Visite | 28.07.2020 | 20:15 Uhr

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