Bruxismus: Symptome und Therapie bei Zähneknirschen
Bruxismus schädigt Zähne, verursacht Kiefer-, Kopf- und Nackenschmerzen. Eine erfolgversprechende Therapie setzt gleichzeitig an mehreren Stellen an. Schienen sind die häufigste Behandlung bei Zähneknirschen.
Die Zähne werden beim Zähneknirschen einem hohen Druck ausgesetzt. Die Kraft des Kiefers ist enorm: Wissenschaftliche Studien gehen von 100 Kilo bis zu 400 Kilo aus, die bei einem Bruxismus auf Zähnen und Halteapparat lasten. Dadurch können Zähne in ihrer Substanz massiv geschädigt werden.
Was ist Bruxismus?
Wenn Menschen ihre Zähne aufeinanderpressen, dann spricht man in der medizinischen Fachsprache von Bruxismus. Zähneknirschen kann nachts während des Schlafes (Schlafbruxismus) oder im Wachzustand (Wachbruxismus) auftreten. Es schädigt den Zahnschmelz und kann Verspannungen der Kiefergelenke oder Kopf- und Nackenschmerzen verursachen. Zur Behandlung gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Symptome: Zähne leiden - im Extremfall bis zum Absterben
Betroffenen ist nicht immer bewusst, dass sie an einem Bruxismus leiden. Aufmerksam werden sie meist durch die Geräusche des Zähneknirschens. Bei einem Wachbruxismus nehmen die Betroffenen das Knirschen und Knacken meist selbst wahr, bei einem Schlafbruxismus sind sie auf Hinweise von Angehörigen angewiesen.
Auf einen bereits länger bestehenden Bruxismus können Schmerzen in den Kiefergelenken, Kopfschmerzen, vor allem im Bereich der Schläfe beim Aufwachen oder überempfindliche Zähne hinweisen. Häufig werden beim Zähneknirschen auch unbemerkt Wangen oder Zunge eingequetscht, was zu entsprechenden Verletzungen führen kann. Bei regelmäßigen Zahnkontrollen kann ein Zahnarzt das Zähneknirschen an typischen Defekten der Zahnsubstanz erkennen.
Unbehandelt kann ein ausgeprägter Bruxismus zu gravierenden gesundheitlichen Folgeschäden führen. Defekte an Zahnschmelz und Zahnbein können in extremen Fällen das Zahnmark angreifen, was sogar ein Absterben des Zahns verursachen kann. Zudem werden durch Reibung und Druck häufig Zahnfüllungen, Brücken oder Implantate geschädigt.
CMD durch Bruxismus: Probleme beim Öffnen des Mundes
Bruxismus kann in ausgeprägten Fällen auch eine kraniomandibuläre Dysfunktion (CMD) hervorrufen. Bei einer solchen Fehlregulation des Kauapparates und der Kiefergelenke kommt es zu Versteifungen, durch die Betroffene ihren Mund nicht mehr schmerzfrei öffnen können.
Auch eine Kiefergelenksarthrose als Folge eines Bruxismus ist möglich.
Therapie: Was hilft bei Zähneknirschen nachts oder am Tag?
Bei einem diagnostizierten Bruxismus sollte immer nach den Ursachen gesucht werden. So können zum Beispiel Stress, Schlafstörungen oder Schmerzen Zähneknirschen verursachen. Auch bestimmte Medikamente sowie einige psychische Störungen (etwa eine Angststörung oder Depression) erhöhen das Risiko zu Knirschen. Auslösende Faktoren sollten möglichst vermieden oder behandelt werden. Weitere Therapien setzen beim Zähneknirschen selbst an.
Behandlung der Ursachen
Stress: Bei Stress sollten die Auslöser für den Stress reduziert werden. Da das meist nur eingeschränkt möglich ist, können Entspannungsübungen helfen, besser mit dem vorhandenen Stress umzugehen. Infrage kommen dabei zum Beispiel Methoden wie Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Meditation, Qi Gong oder Yoga.
Schlafstörungen: Auch bei Schlafstörungen sollte man nach den Auslösern suchen. So leiden zum Beispiel häufig Menschen, die im Schichtdienst arbeiten, an Schlafstörungen und entwickeln in der Folge einen Bruxismus. Substanzen wie Coffein, Teein, Nikotin oder Alkohol sowie bestimmte Medikamente begünstigen Schlafstörungen. Zudem knirschen häufig Menschen mit den Zähnen, die unter einer Schlafapnoe, also Atemaussetzern in der Nacht, leiden. Gegebenenfalls können bei einer Untersuchung im Schlaflabor die Bewegungen des Unterkiefers sowie Knirschgeräusche erfasst werden. Neben der Reduzierung der auslösenden Ursachen helfen bei Schlafstörungen Verbesserungen der Schlafhygiene, Therapien wie die Restriktionstherapie sowie Ansätze aus der Naturmedizin.
Schmerzen: Bei chronischen Schmerzen als Auslöser eines Bruxismus gibt es je nach Ursache verschiedene komplexe Therapieansätze.
Behandlung des Bruxismus: Was hilft gegen das Knirschen?
Bruxismus-Schienen (auch Okklusionsschiene, Knirscherschiene): Zum Schutz der Zähne verordnen Zahnärzte bei einem diagnostizierten Bruxismus häufig individuell angefertigte Schienen, die nachts getragen werden. Studien belegen, dass diese Zahnschienen über die reine Schutzfunktion hinaus auch die Häufigkeit und Intensität der Kaumuskelaktivität vermindern können. Der Effekt hält jedoch nur während der Anwendungszeit an.
Achtsamkeitstechniken: Bei Patienten mit Wachbruxismus können Wahrnehmungs- und Achtsamkeitstechniken in Kombination mit Entspannungsübungen (etwa Progressive Muskelentspannung) für den Kiefer helfen, den Bruxismus zu reduzieren.
Medikamentöse Behandlung / Botox: Laut Bruxismus-Leitlinie von 2019 werden systemisch wirksame Medikamente nicht zur Behandlung von Bruxismus empfohlen. Die Injektion von Botox (Botulinumtoxin) in die Kaumuskulatur als "Off-Label-Use" kann in Einzelfällen erwogen werden.
Biofeedbackverfahren: Beim Biofeedback wird über eine Sonde am Kaumuskel die Muskelspannung gemessen und über bestimmte Töne an die Patientin oder den Patienten zurückgemeldet. Dadurch sollen sich Bruxismus-Patienten ihrer Anspannung so weit bewusst werden, dass sie gezielt durch Entspannung gegensteuern können. Einzelne kleinere Studien konnten eine kurzzeitige Reduktion des Bruxismus belegen. Insgesamt ist die Studienlage zum Biofeedback bei Bruxismus laut Leitlinie aber für eine abschließende Bewertung noch zu schwach.
Expertinnen und Experten aus dem Beitrag