Mann mit schmerzverzerrtem Gesicht fasst sich an Ohr © IMAGO/Westend61

Gehörgangsentzündung: Symptome und Behandlung

Stand: 17.03.2024 16:52 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Bei der Gehörgangsentzündung ist die Haut des Gehörgangs entzündet und verursacht oft starke Schmerzen und Juckreiz. Ursache sind meist Bakterien. Medikamente können helfen, Hausmittel unterstützen.

von Lucia Hennerici

Die Haut zwischen Ohrmuschel und Trommelfell ist empfindlich und kann leichter von Bakterien oder Pilzen befallen werden, als vielen bewusst ist - ein Schwimmbadbesuch oder ein verschmutzter Kopfhörerbügel reichen manchmal dafür aus. Entzündet sich die Haut des äußeren Gehörgangs, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer Otitis externa. Trommelfell und / oder Ohrmuschel können mit betroffen sein, müssen es aber nicht.

Ursachen für eine Gehörgangsentzündung können vielfältig sein, beispielsweise eine Reizung durch In-Ear-Geräte (etwa Kopfhörer, Hörgeräte, Ohrstöpsel), ein Pickel oder Furunkel (entzündete Haarwurzel). In der Regel und bei sonst Gesunden ist die Gehörgangsentzündung gut behandelbar. Hausmittel können unterstützen. Allerdings gibt es Personengruppen, für die eine Gehörgangsentzündung mitunter gefährlich werden kann.

Gehörgangsentzündung: Drei Fakten in Kürze

Häufiges Schwimmen und Tauchen, Grunderkrankungen wie Diabetes oder Grippe sowie das Reinigen der Ohren mit Wattestäbchen können das Risiko für eine Otitis externa erhöhen. Ursache für eine Gehörgangsentzündung sind konkret meist Bakterien, seltener Pilze.

Typische Ursachen: Wie kommt es zu einer Gehörgangsentzündung?

Der Gehörgang ist im Durchschnitt 3 bis 3,5 Zentimeter lang, beginnt mit der Ohrmuschel und endet am Trommelfell. Von außen (Ohrmuschel) nach innen (Trommelfell) betrachtet, unterteilt er sich grob in einen knorpeligen ersten Abschnitt und einen knöchernen zweiten Abschnitt. Wo sie aufeinandertreffen, ist der Gehörgang besonders eng und anfällig für Ablagerungen von Schmutz, Bakterien, Pilzen, aber auch Wasser, Allergenen oder Fremdkörpern, die von außen ins Ohr gelangen. Zudem herrscht im äußeren Gehörgang oft ein feucht-warmes Klima - günstige Voraussetzungen für die Ausbreitung einer Entzündung.

Ohrenschmalz schützt und reinigt das Ohr

Dem entgegen wirkt nur der Ohrenschmalz: Das Cerumen genannte fettige Sekret ist leicht wasserabweisend und pflegt die Haut. Außerdem ist Ohrenschmalz leicht sauer, was Bakterien das Wachstum erschweren soll. Die klebrige Konsistenz sorgt auch dafür, dass in vielen Fällen Schmutz und Krankheitserreger im Ohrenschmalz hängen bleiben und durch Bewegung feinster Haare auf der Haut gen Ohrmuschel und damit "nach draußen" befördert werden. Leider funktioniert das aber nicht immer.

Angriffspunkte für Bakterien im Gehörgang

Im äußeren Teil des Gehörgangs, also dem knorpeligen Teil, befinden sich außerdem unter anderem Haare / Haarfollikel, Talgdrüsen und spezielle Drüsen für den Ohrenschmalz. Auch hier kann es zu Entzündungen kommen - vor allem durch Bakterien, die normalerweise fast überall auf der Haut zu finden sind: Staphylokokken. Aber zum Beispiel auch durch Wasser beim Baden oder Tauchen (Badeotitis), durch Reinigungsversuche mit Fingern oder Wattestäbchen (auch bei Verletzungen) oder durch In-Ear-Geräte beziehungsweise Ohrstöpsel. All das kann Bakterien oder Pilze in den Gehörgang eintragen und so zu einer Otitis externa führen.

Gehörgangsinfektionen treten in verschiedenen Formen auf

Der Begriff Otitis externa bezeichnet allgemein die Gehörgangsentzündung. Je nach Ursache, Symptomen und Beschwerden unterscheiden HNO-Ärztinnen und HNO-Ärzte aber zwischen verschiedenen Formen von Gehörgangsentzündungen:

  • Otitis externa diffusa ist die häufigste Form der Gehörgangsentzündung: Dabei ist grob der ganze Gehörgang betroffen (diffuses Entzündungsbild), die Haut ist gerötet, druckempfindlich, kann trocken und schuppig sein oder nässen (es kann auch zu eitriger, gelber Flüssigkeit aus dem Ohr kommen).
  • Otitis externa circumscripta ist eine punktuelle Entzündung im Gehörgang und wird manchmal auch Gehörgangs-Pickel oder -Furunkel genannt: Dabei entzündet sich ein Haarfollikel (Haarbalg) und die Haut um das Haar herum ist schmerzhaft entzündet. Auslöser sind auch hier in der Regel Bakterien, genauer: Staphylokokken.
  • Otitis externa necroticans (früher fälschlicherweise Otitis externa maligna genannt) ist eine seltene und bösartige Sonderform der Gehörgangsentzündung: Sie geht aus einer unbehandelten oder nicht erfolgreich behandelten Gehörgangsentzündung hervor und hat - entgegen dem früheren Namen Otitis externa maligna - keinen Zusammenhang mit einer Krebserkrankung. Sie wird durch Bakterien (meist Pseudomonas aeruginosa) ausgelöst und ist vor allem deshalb gefährlich, weil sich diese Gehörgangsentzündung leicht auf den Schädelknochen und Hirnnerven ausbreiten kann (zum Beispiel auf den Gesichtsnerv, was zu Fazialisparese, also Gesichtslähmung, führt). Der Name Otitis externa necroticans hat mit abgestorbenem Gewebe zu tun (Nekrose), das die Entzündung hinterlässt. Ein höheres Risiko für diese Form der Gehörgangsentzündung tragen Menschen mit Immunschwäche, Diabetes mellitus und / oder ältere Menschen.
  • "Grippeotitis" oder Otitis externa bullosa haemorrhagica ist eine ebenfalls eher seltenere Form der Gehörgangsentzündung, die - wie der Name Grippeotitis schon verrät - typischerweise nach einer Erkrankung an Grippe auftritt und von Influenzaviren ausgelöst wird. Sie geht meist einher mit einer Entzündung des Trommelfells (Myringitis) und oft auch mit einer Mittelohrentzündung. Typisches Symptom für die Otitis externa bullosa haemorrhagica sind blutige Blasen auf der Haut im Gehörgang und auf dem Trommelfell. Hintergrund ist eine Schädigung von kleinen Blutgefäßen, den Kapillaren. Da diese Gehörgangsentzündung durch Viren ausgelöst wird, helfen keine Antibiotika wie gegen bakterielle Infektionen.

Symptome einer Gehörgangsentzündung erkennen

Eine akute Gehörgangsentzündung kann sich sehr schnell entwickeln (binnen weniger Stunden). Typisch für alle Formen der Otitis externa sind vor allem die folgenden Symptome:

  • Starke Ohrenschmerzen (meist als brennend beschrieben)
  • Schmerzen bei Druck oder Berührung der Ohrmuschel (besonders Tragus-Knorpel am Eingang des Gehörgangs) und /oder Schmerzen bei Ziehen am Ohrläppchen
  • Schmerzen bei Kieferbewegungen, beispielsweise Schlucken, Kauen oder Sprechen
  • Juckreiz im Ohr
  • Rötung und Erwärmung der Haut im Ohr
  • (gelbe) Flüssigkeit läuft aus dem Ohr (Ausfluss), kann aber bei geringer Menge auch im Ohr verbleiben, antrocknen und Krusten bilden
  • trockene, schuppige Haut im Ohr
  • Schwellung im Gehörgang, die auch zu Hörminderung führen kann (Schallleitungsschwerhörigkeit).

Weitet sich die Gehörgangsentzündung auf den ganzen Körper aus (systemische Infektion), kommt es auch zu Fieber, geschwollenen Lymphknoten und einem starken Krankheitsgefühl mit Abgeschlagenheit / Erschöpfung.

Ist eine Gehörgangsentzündung ansteckend?

Da eine Otitis externa vor allem durch Bakterien ausgelöst wird, können sich diese Erreger auch durch Schmierinfektion verbreiten. Gleiches gilt, wenn eine Pilzinfektion Auslöser ist. Beim Schwimmen, Tauchen oder Baden können sich Bakterien oder Pilze ins Wasser verbreiten und so potenziell andere infizieren (Badeotitis).

In gemeinsamen Haushalten kann die Infektion über gemeinsam benutzte Gegenstände ablaufen: beispielsweise Handtücher, mit denen auch das Ohr abgewischt wird, oder Kopfhörer, die von mehreren verwendet oder berührt werden. Wird die Hand dann nicht gewaschen, können Bakterien darauf "mitwandern".

Behandlung mit Medikamenten: Was hilft bei Gehörgangsentzündung?

Die Art der Behandlung hängt von genauer Art (Erreger) und dem Umfang der Entzündung im Gehörgang ab. Grundsätzlich ist aber für alle Formen eine sorgfältige Untersuchung durch Ärztin oder Arzt wichtig, um genau diesen Status einzuschätzen. In einer HNO-Praxis wird außerdem der Gehörgang medizinisch vorsichtig gereinigt und es werden eingetrocknete Krusten und Rückstände entfernt.

Bei der häufigsten Form, der Otitis externa diffusa, folgt dann bei einem sonst gesunden Patienten oder einer Patientin in der Regel die Abtötung von Keimherden mithilfe von desinfizierenden Ohrentropfen. Manchmal werden dafür alkoholhaltige Tropfen eingesetzt, aber auch solche mit weißem Essig und Kortikosteroiden kommen zum Einsatz. Der Einsatz von Essig hat zum Ziel das sonst im Gehörgang herrschende leicht saure Milieu wieder herzustellen, das Bakterien die Vermehrung erschwert.
Bei einer leichten Gehörgangsentzündung reicht der Einsatz solcher Ohrentropfen über etwa eine Woche meist aus. Aber auch abschwellende und entzündungshemmende Medikamente in Tropfenform oder als Salben können die Beschwerden Betroffener lindern.

Sind Pilze die Ursache einer Gehörgangsinfektion oder infizieren Bakterien und Pilze beide den Gehörgang, gibt es auch Ohrentropfen mit Antipilzmittel (Antimykotikum). Tropfen können auch auf einem Mullstreifen zum Einsatz kommen, der in den Gehörgang gelegt wird und regelmäßig von Ärztin oder Arzt gewechselt wird - der Stoff wird dann einfach mit den Ohrentropfen getränkt.

Antibiotika können lokal oder systemisch zum Einsatz kommen

Bei schwereren Gehörgangsinfektionen können Antibiotika nötig sein und Schmerzmittel für die ersten etwa 48 Stunden zum Einsatz kommen, bis die Antibiotika anschlagen und die Entzündung abzuklingen beginnt. Auch bei Risikopatientinnen und Risikopatienten mit Vorerkrankungen wie Diabetes empfehlen viel Ärzte oder Ärztinnen einen zeitigeren Einsatz von Antibiotika. Bei schweren Fällen der Otitis externa müssen Antibiotika oft auch systemisch angewendet werden, also über Tabletten oder die Vene als Infusion gegeben werden.
Um Resistenzen einerseits und eine verzögerte Behandlung durch wirkungslose Medikamente andererseits zu verhindern, empfehlen Expertinnen und Experten ein Antibiogramm: also die Bakterien mittels Abstrich zu identifizieren, um vorab das effektivste und für den Patienten schonendste Antibiotikum zu finden.

Welche Hausmittel können bei Gehörgangsentzündung helfen?

Zusätzlich zu Medikamenten können ergänzend auch Hausmittel gegen eine Gehörgangsentzündung helfen - sie sollten aber außen an der Ohrmuschel zum Einsatz kommen.
Zwiebeln haben beispielsweise eine entzündungshemmende Wirkung: Dafür werden kleine Zwiebelstücke geschnitten, in ein Stück Stoff gelegt und zugebunden. Das Zwiebelsäckchen kann dann auf das Ohr gelegt werden.

Auch Kamille hat eine antientzündliche Wirkung: Ähnlich wie beim Zwiebelsäckchen kann auch ein benutzter (und auf eine angenehme Temperatur abgekühlter) Kamillenteebeutel auf die Ohrmuschel gelegt werden.

Manche Menschen empfinden auch Wärme am Ohr und Schläfenbereich als angenehm - beispielsweise in Form einer Wärmelampe, eines Körnerkissens oder warmen Tuches. Es sollte aber vermieden werden zusätzlich Wasser ans Ohr zu bringen - ein warmer Waschlappen ist darum keine gute Idee. Im Zweifel sollte Rücksprache mit Arzt oder Ärztin gehalten werden.

Wie lange dauert eine Gehörgangsentzündung?

Grundsätzlich hängt die Heilungsdauer immer von Art, Ursache und Schwere der Gehörgangsentzündung ab - je schwerer die Otitis externa, desto länger dauert die Heilung. Grundsätzlich kann man aber sagen: Etwa 90 Prozent aller Gehörgangsentzündungen sind akut - die Otitis externa ist also plötzlich auftretend, vorübergehend und von relativ kurzer Dauer. Bei sonst gesunden Menschen sowie richtiger und zeitiger Behandlung ist sie maximal binnen sechs Wochen überstanden. Kommt es allerdings häufiger als vier Mal pro Jahr zu einer Otitis externa oder dauert sie länger als sechs Wochen, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer chronischen Gehörgangsentzündung.

Wie kann man einer Gehörgangsentzündung vorbeugen?

Das Ohr ist ein selbstreinigendes Organ - wer das Risiko Gehörgangsentzündung mindern will, verzichtet also auf aktive Reinigung mit Wattestäbchen oder Ohrduschen. Das Reinigen trägt den natürlichen Schutzfilm der Haut im Gehörgang (durch Ohrenschmalz) ab, kann außerdem reizen oder Verletzungen der Haut bewirken, die dann zu Einfallstoren für Bakterien und Pilze werden. Außerdem birgt häufiges Schwimmen oder Tauchen ein erhöhtes Risiko für eine Gehörgangsentzündung - wer sportlich aktiv im Wasser sein will, sollte über die Verwendung einer Badekappe nachdenken, um Wasser samt Erregern aus dem Ohr fernzuhalten und so Erkrankungen zu vermeiden.

Mehrwegohrstöpsel sind zwar umweltschonend, sollten im Sinne der Ohrengesundheit aber regelmäßig gereinigt werden. An Ablageorten, beispielsweise auf dem Nachttisch und während des Transportes in Taschen, können sonst Erreger daran haften bleiben und ins Ohr gelangen. Gleiches gilt für In-Ear-Köpfhörer und Hörgeräte zur Vermeidung einer Erkrankung.

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Dieses Thema im Programm:

SWR l Kaffee oder Tee l 26.04.2023 l 17:50 Uhr

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