Rostocker wird für sein Engagement in der Flüchtlingshilfe geehrt
Bundespräsident Steinmeier ehrt ehrenamtlich Engagierte im Schloss Bellevue. Unter ihnen ist auch der in Rostock lebende Mohammad Aman Anosh, der sich für Menschen mit Migrationserfahrungen einsetzt.
Anosh serviert Tee und Knabbereien aus seiner Heimat Afghanistan. Seine Wohnung ist aufgeräumt. Keine Spur von der Arbeit, die er leistet. Doch von hier gibt er geflüchteten Menschen eine Stimme, die auch wie er aus ihrer Heimat flüchten mussten. So zum Beispiel beim Projekt "Ankommen in MV", erklärt Anosh: "In diesem Projekt wollen wir durch Kurzfilme, Interviews oder durch Dokumentarfilme im Bereich Medien sichtbar machen, was in den letzten Jahren viele geflüchtete Migranten erreicht , aber was sie auch erlebt haben."
2015 musste Anosh selbst aus Afghanistan flüchten, weil er mit der Regierung zusammengearbeitet hat. Den Taliban war er damals ein Dorn im Auge. In Deutschland angekommen, musste er drei Jahre kämpfen, damit sein Studium anerkannt wird. Vor einem Jahr machte er seinen Master im Dienstleistungsmanagement. Heute organisiert Anosh zudem Besuche des Bundestags, damit Geflüchtete auch dort gehört werden.
Mohammad Aman Anosh engagiert sich für emigrierte Mitmenschen
Für eine Initiative namens "Jugend spricht" gibt er Seminare. Themen wie Asylrecht, Ausbildung, Studium und Arbeit stehen dabei im Fokus. Er berät Menschen, wie sie mit Rassismus umgehen können. So zum Beispiel auch für das Medienprojekt "Klappe auf", das sich gegen Diskriminierung stark macht.
Anosh reagiert fast verschüchtert, als er hört, was Projektleiter David Mohr über ihn sagt: "In dem Rahmen hab ich Anosh vor allem als einen sehr kompetenten und zuverlässigen Kooperationspartner und Menschen wahrgenommen, der immer mit einem Lächeln im Gesicht bei den Treffen da ist, dass man gleich gute Laune hat. Er ist einfach ein sehr sympathischer Mensch, mit dem die Zusammenarbeit immer wieder eine Freude ist."
Motivation liegt Mohammad Aman Anosh im Blut
Ein Mensch, der offen - auch ruhig und bedacht wirkt. Innerlich so sagt er, sei er aber rastlos. Er müsse immer machen. Ständig ist er unterwegs - auch am Wochenende. Abschalten gelingt ihm nur selten. Deshalb hört er auch kaum Musik und wenn dann meist persische Lieder, wie die von Aryana Sayeed. In einem Song von ihm geht es darum, dass Frauen gleichbehandelt werden wollen. Auch für dieses Grundrecht kämpft Anosh.
Dabei stellt er selbst sich nie in den Vordergrund. Er spricht immer von wir, wenn er von seinem Engagement redet. Er sieht seine Hilfe nicht als Job, es sei ein Muss, wie er sagt. Seine Motivation, sich für andere einzusetzen, liegt ihm im Blut: "Das kommt von meiner Familie - mein Vater war Lehrer. Wir hatten immer Frauen zuhause, die in Afghanistan keine Bildung erhalten haben. Wenn ich daran denke, das war eine krasse Leistung, die mein Vater damals geleistet hat. Und jetzt, wenn ich daran denke, bin ich sehr stolz."
Verfolgte Künstlerin wird in Mecklenburg ausstellen
Stolz, dieses Wort benutzt Anosh auch, wenn er über seine Schwester spricht. Hafiza ist Künstlerin. Die Taliban zerstören kurz nach der Machtübernahme ihre Galerie in Kabul. Doch sie hat weiter gemalt, versteckt, aus Angst um ihre Familie. Eines ihrer Bilder stellt eine Frau dar, die ihr Gesicht zeigt. Ihr offenes Haar weht frei, geschmückt durch weiße Friedenstauben.
Dieses und andere Bilder musste Hafiza verbrennen, doch Anosh konnte Fotos der Werke in Mecklenburg-Vorpommern ausstellen. Noch in diesem Jahr werden die Bilder in Hamburg und Niedersachsen zu sehen sein. Hafizas Bilder sind in Deutschland angekommen, sie aber noch nicht. Zurzeit ist sie im Iran. Anosh hofft, sie in zwei Wochen in Deutschland in die Arme schließen zu können.