Kunst aus Kalorienbomben: Wie Süßigkeiten den Weg in die Galerie finden
Zwei Künstlerinnen, die eine Bildhauerin, die andere Malerin, und beide arbeiten zum selben Thema: Süßigkeiten. Eigentlich etwas ganz Banales, aber Kunst kann eben auch dem ganz Einfachen Glanz verleihen.
Es gab eine Zeit, da wussten die beiden nichts voneinander. Aber am Ende mussten sie sich finden: die Hamburger Bildhauerin Anja Backhaus und die Ahrensburger Malerin Anita Schwieger. Beide huldigen quasi den Süßigkeiten. Die eine mag die Formensprache von Bonbons & Co. Und die andere fügt hinzu: Im Grunde seien das auch nur Designobjekte mit all den Verzierungen und Farben.
"Eigentlich gibt es sehr wenig Nahrungsmittel, die so doll auf die Tonne hauen, was Farbe angeht", sagt die Malerin Anita Schwieger. Sie malt seit 20 Jahren fast ausschließlich Essbares. Es gibt immer eine Gruppe Süßigkeiten, an der ich mich abarbeite. So hatte ich mal eine Phase, in der ich zwei, drei Jahre lang nur Schokolade gemalt habe.

Bildhauerin Anja Backhaus widmet sich mit Hammer und Meißel seit 14 Jahren den Süßigkeiten. "Ganz am Anfang stand der Leibniz-Butterkeks, von dem ich fasziniert war und dachte, den würde ich gern mal in groß herstellen. Danach kam das Toffifee, dann die Schaumwaffel und die Bonbons - und dann hört das nicht mehr auf." Und dann sind sich die beiden begegnet.
Pures Glück in riesengroß
"Ich habe sie schon vorher mal übers Internet gestalked," gibt Anita Schwieger zu, "weil ich die Info erhalten hatte, dass es Anja Backhaus gibt." Die Bildhauerin besuchte dann eine Ausstellung der Malerin, war "total begeistert" von ihren Kunstwerken und hat die Kollegin kurzerhand angesprochen. Das gleiche Objekt für die künstlerische Arbeit zu haben verbindet. Und so stellen sie nun schon zum zweiten Mal zusammen aus: ausschließlich Süßes aus industrieller Produktion, maßstabsgetreu vergrößert, so als wäre jedes Einzelstück etwas ganz Besonderes. Ikonen der Kindheit eben, die im Freibad, auf dem Spielplatz oder dem Pausenhof pures Glück verheißen haben.
Dabei sehen die Künstlerinnen ihre eigenen Werke mit einem Augenzwinkern und das kommt auch beim Publikum an: "Die Leute finden es witzig und ich mag es auch selber, nicht so bierernst zu sein", sagt Anja Backhaus. Und Anita Schwieger fügt grinsend hinzu: "Fehlt nur noch der Geruch!"
Die Ausstellung "Kleine Köstlichkeiten" ist noch bis Ende Juni zu sehen in der Galerie III in Barmstedt.
