Zwischen Zerrissenheit und Mut: "Der Steppenwolf" als Oper in Rostock
Einer der bekanntesten Romane von Hermann Hesse wird zur Oper: "Der Steppenwolf" feiert heute am Rostocker Volkstheater Premiere. Was bleibt von dem Klassiker fast hundert Jahre nach seinem Erscheinen?
Harry Haller, der Steppenwolf, eckt an und zweifelt. Im Roman steht er zwischen zwei Leben: dem angepassten Alltag und dem freien, wilden Leben voller Musik, Sehnsucht und Rausch. In dieser Oper soll der innere Konflikt sichtbar werden - auf der Bühne des Volkstheaters Rostock.
"Es zeigt auf, dass man sich selbst nicht zu ernst nehmen soll"
Regisseurin Vera Nemirova hat eine ganz persönliche Verbindung zu diesem Werk: "Es gibt Leute, die mir gesagt haben: 'Das Buch hat mir das Leben gerettet. Ich war in einer solchen Depression und einer so tiefen persönlichen Krise, dass ich nie daran geglaubt habe, dass das irgendwann mal wieder gut werden würde.'" Das Buch würde Mut machen. "Es zeigt auf, dass man sich selbst nicht zu ernst nehmen soll, dass man gelassener umgehen kann mit dem Leben, mit Humor."
Harry Haller ist das Alter Ego von Hermann Hesse. In der Inszenierung gibt es die Hauptfigur deswegen gleich dreimal: als Sänger, Tänzer und Schauspieler. Der Autor sitzt an einem Schreibtisch, tippt wild auf der Schreibmaschine und singt. Der Tänzer ist die wilde Seite, der Steppenwolf. Und Harry Haller kauert verzweifelt auf einer Treppe im Bademantel. Drei Darsteller, die für Zerrissenheit stehen.
Komponist Viktor Åslund liefert aktualisierte Musik
Die Musik komponiert hat der Schwede Viktor Åslund. Auch er kennt das Buch von Hermann Hesse schon lange: "Ich habe es mit 15 gelesen, ich war also sehr jung. Dieser Eindruck bleibt das ganze Leben. Und jedes Mal, wenn man es wieder liest, entdeckt man etwas anderes." Åslunds Oper wurde 2016 in Würzburg uraufgeführt. Für die Inszenierung in Rostock hat er die Musik noch einmal aktualisiert. Mit ständig wechselnden Takten und schiefen Tönen will er die Zerrissenheit von Harry Haller hör- und sichtbar machen. Begleitet werden die Gesangssolisten von zehn Tänzerinnen und Tänzern und dem Opernchor des Volkstheaters.
Auch Nemirova las den Roman von Hermann Hesse als Jugendliche. Sie war 17 und lebte 1989, zur Wendezeit, in Rostock. "Ich las das Buch und um mich herum veränderte sich die ganze Wirklichkeit", erinnert sich die Regisseurin. "Die Mauer fiel, Menschen trafen sich und demonstrierten auf den Straßen und Plätzen der Stadt."
"Zauberkasten" auf der Bühne
Nun will sie dieses Gefühl aus dem Buch mit Hilfe der Musik darstellen. Das Bühnenbild ist dabei ein zentraler Bestandteil: Ein großer schwarzer "Zauberkasten", wie Nemirova ihn nennt, steht in der Mitte der Bühne. Er ist mehr als drei Meter hoch, lässt sich drehen und verwandeln. Mal ist das Objekt eine Kneipe, dann eine Wohnung oder eine Treppe.
Was bleibt vom Steppenwolf fast hundert Jahre nach seinem Erscheinen? Für Vera Nemirova ist klar: Eine Geschichte, die das Publikum berühren wird. "Ich denke, das wird ein Abend, der Mut macht - gerade, weil ganz viele Menschen in dieser schwierigen Zeit in einer Krise stecken."
Zwischen Zerrissenheit und Mut: "Der Steppenwolf" als Oper in Rostock
Einer der bekanntesten Romane von Hermann Hesse feiert heute als Oper am Rostocker Volkstheater Premiere.
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- Bühne
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Volkstheater Rostock
Doberaner Str. 135
18057 Rostock - Telefon:
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