Ü-70-Clowns: Mit Humor das Leben meistern
Seit einigen Jahren stehen die Mitglieder der Clown Compagnie plusminus 71 gemeinsam auf der Bühne, allesamt Absolventen eines besonderen Kurses der Schule für Tanz, Clown & Theater in Hannover. Am Sonntag ist die Senioren-Crew in Hamburg aufgetreten.
Gabriele Klaas ist 78 Jahre alt. Sie ist Mutter von sechs und Großmutter von neun Kindern. Sie hat im Leben viel erlebt - und einmal auch einen schweren Schicksalsschlag erlitten. "Ich habe etwa ein Jahr getrauert und gedacht: Für dich geht das Leben zu Ende", erzählt Klaas. "Dann habe ich mich nochmal angeschaut und gedacht: Nein! Mach' doch etwas. Mach' doch das Gegenteil von deiner Traurigkeit." Gesagt, getan.
Die ehemalige Lehrerin besucht vor Jahren ein Seminar in der Schule für Tanz, Clown & Theater in Hannover. Der damalige Leiter Dieter Bartels und einige Teilnehmer der Truppe sagen ihr, dass sie Talent zum Clown sein hätte. "Dann habe ich gedacht: Probieren kann ich es ja", erinnert sich die 78-Jährige ausgebildete Grundschullehrerin. "Daraufhin habe ich ein Seminar belegt mit dem Namen 'Pädagogik und Humor'. Ich habe immer empfunden, dass es in der Pädagogik an Humor mangelt."
Clowns Company: "Großeltern" als Geschenk für die Trainerin
Humor wird in der Clowns Company groß geschrieben. Mittlerweile wird die Gruppe von Stephanie Höll geleitet. Sie arbeitet selbst als Clown, ist Zirkuspädagogin und Autorin. "Das Schöne ist, dass ich tatsächlich vor drei Jahren Großeltern geschenkt bekommen habe - einen ganzen Haufen", erklärt Höll. "Es war eine Herausforderung, weil ich ein sehr quirliges Wesen habe - so typisch ADHS, aber noch eine Schippe obendrauf. Die haben gleich gesagt: 'Steffi, wir mögen dich und arbeiten gerne mit dir, auch wenn du über dreißig Jahre jünger bist als wir. Aber kannst du auch langsam?!'" Sie kann.
Auftritt in der Kirche: Clownsnase, große Schuhe und weite Klamotten

Nach Jahren Pause tritt die Gruppe nun wieder auf und zwar in der Hamburger Apostelkirche. Acht Frauen und zwei Männer mit Clownsnase, großen Schuhen und weiten Klamotten. Emphatisch geht die Zirkuspädagogin bei den letzten Proben vor der Aufführung im Kirchenraum auf jeden einzelnen Charakter der Kompanie ein. Sie hört geduldig zu und beruhigt, wenn nötig. "Das Wichtigste ist, dass die Clowns Spaß haben", weiß Höll. "Auch wenn sie Senioren sind, die manchmal wieder wie kleine Kinder sind, weil die genauso aufgeregt und hibbelig werden, drücke ich ihnen ganz fest die Daumen, dass sie den Kopf ausschalten können und Spaß haben."
Viel Hingabe und Leidenschaft - mit roter Nase
"Protzen. Scheitern. Jubilieren. …was sonst!", so lautet der Titel der Clownrevue. Mehr als 700 Jahre Lebenserfahrung verpackt in kleine, clowneske Nummern: im Wartezimmer, im Thronsaal, oder im Kino. Gekommen sind Familie, Freunde und Neugierige. Und die sehen auf der Bühne immer vollen Einsatz und Hingabe mit roter Nase und Leidenschaft fürs Theater, auch im hohen Alter.
Stephanie Höll, die Leiterin der Truppe macht Mut: "Wenn man Lust hat, einfach nochmal auf die Bretter zu gehen - probiert es aus! Ihr müsst nicht perfekt sein. Auch wenn man sagt: Ich bin jetzt 53 oder 65, wollte immer schauspielern, habe es aber nie gemacht - dann macht das noch mal! Sucht euch eine Gruppe um die Ecke. Ihr müsst nicht vor Publikum auftreten, aber geht raus und probiert es einfach aus."
