Aus alt mach Mode: Upcycling-Projekt setzt Zeichen gegen Fast Fashion
Nachhaltige Mode statt Wegwerfware: In Reinfeld zeigt das Projekt "Fast Fashion Forward Thinking" was geht - mit Teilnehmerinnen von elf bis 81 Jahren. Gerade bereitet die Gruppe um Künstlerin Berenike Binder eine Ausstellung vor.
Alle sind schwer beschäftigt: Knöpfe annähen, Applikationen aufkleben, Stoffe zusammennähen. Sie haben nicht mehr viel Zeit bis zur Ausstellung. Bis Ende April sollen alle Kleidungsstücke fertig sein - und die sind so unterschiedlich, wie die Ideen, die dahinterstehen.
Faltenrock aus Zeitungen

Zur Anprobe streift Sandra Hummel einer Puppe einen Faltenrock aus Zeitungen über. "Ich trage die Marktzeitung aus und da habe ab und zu welche über", erzählt Hummel. "Dann habe ich gedacht: Schade, die immer wegzutun. Jetzt ergab sich mit dem Projekt, da einen Rock draus zu machen."
Die Bekleidungstechnikerin ist eine der zehn Teilnehmerinnen des Projektes "Fast Fashion Forward Thinking", mit dem über Wegwerfmode nachgedacht und Alternativen zu dieser gefunden werden sollen. Initiiert hat das Projekt Berenike Binder. Sie treibt die Umweltverschmutzung durch den Überkonsum um. "Wir haben uns bereits 2022 mit Plastik beschäftigt - und uns jetzt das große Thema Mode auf die Fahne geschrieben, das im Zuge der Fast Fashion auch stark mit Kunststoff in Zusammenhang steht."
Die upgecycelte Lederjacke
Die älteste Teilnehmerin ist 81 Jahre alt, Lilly Musa gehört mit elf Jahren zu den jüngsten. Sie schneidet aus einem alten Stoff Blumen aus, die sie dann mit Textilkleber auf eine alte Lederjacke klebt. Die hat sie beim Roten Kreuz gekauft. "Ich mag es sehr gerne, Mode selber zu machen", sagt Lilly. "Und für Nachhaltigkeit interessiere ich mich auch."
Alle zwei Wochen trifft sich die Gruppe. Die Teilnehmerinnen haben sich mit den Umweltfolgen von Fast Fashion auseinandergesetzt, sich zur Geschichte der Mode schlau gemacht, unterschiedliche Techniken gelernt und alte Stoffe besorgt - alles Grundlagen, um nachhaltige Mode herzustellen. Wie das genau geht, nachhaltig produzieren, erklärt Initiatorin Binder so: "Indem man selber macht und upcycelt, umfunktioniert und repariert."
Eine Teilnehmerin hat Kleider nach Vorlagen aus den 1960er-Jahren genäht, aus Tischdecken und anderen alten Stoffen. Sogar der Reißverschluss, den sie benutzt hat, ist historisch.
Neues Leben für alte Knöpfe
Jede Teilnehmerin hat ein eigenes Thema gefunden. Iris Mallon etwa hat sich intensiv mit der großen Knopfsammlung beschäftigt, mit Exemplaren aus Holz, Kasein oder Glas. Die Knöpfe macht sie auf Stoffen aus alten T-Shirts zu Kunst. "Wir haben überall, auf Jacken und allem Möglichen Knöpfe gehabt, heute nicht mehr, wegen der Reißverschlüsse", erklärt Mallon. "Das Material würde ja kistenweise im Müll landen - und ich wollte daraus etwas machen, von dem Generationen noch etwas haben."
Die einen sind Profis - Schnittdirektricen oder Schneiderinnen - die anderen lernen den Umgang mit Stoffen, Nadeln und Fäden noch. Ideen und Inspiration aber kommen von allen. Ein Stockwerk höher hängen die bereits fertigen Stücke: 27 sehr individuelle, nachhaltig gefertigte Kleidungsstücke - Hosen aus alten Oberhemden, ein Oberteil bedruckt mit bunten Blumen, darauf ein aufgeklebter Leopard. Oder ein Sweatshirt, auf dem eine mit der Stickmaschine "Fashion Revolution" geschrieben hat.
Ausstellung am 26. und 27. April in Reinfeld
Am 26. und 27. April präsentiert sich "Fast Fashion Forward Thinking" in Reinfeld- jeweils ab 14 Uhr im Atelier Binderina, Schillerstraße 22. Finanziert wird das Projekt vom Kulturfonds Stormarn. Zwar läuft die Förderung nur bis zur Ausstellung, doch Initiatorin Berenike Binder will trotzdem weitermachen. Ideen hat sie schon.
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