Nasenscheidewand-OP: Für wen ist die Septumplastik sinnvoll?

Stand: 12.11.2024 10:46 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Eine Nasenscheidewand-OP kann helfen, wenn die Nasenatmung stark eingeschränkt ist und das zu weiteren Beschwerden führt. Die Operation erfordert eine Vollnarkose und ist nicht immer erfolgreich.

von Ursula Stamm

Eine Nasenscheidewandverkrümmung ist eigentlich der Normalfall: Bei rund 70 Prozent der Menschen ist die Nasenscheidewand nicht gerade - die meisten leben gut damit. Wer allerdings ständig schlecht Luft durch die Nase bekommt und dadurch gesundheitliche Probleme entwickelt, für den kann die operative Begradigung der Nasenscheidewand hilfreich sein.

Nasenscheidewand-OP: Wichtige Fakten auf einen Blick

Die Operation findet in Vollnarkose über die Nasenlöcher statt und erfordert so keine sichtbaren Schnitte, Nähte und Narben.

Welche Probleme entstehen durch eine verkrümmte Nasenscheidewand?

Die Verkrümmung der Nasenscheidewand (Septumdeviation) kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Belastend wird es dann, wenn die Nasenatmung ständig eingeschränkt ist. Durch die Verkrümmung der Nasenscheidewand kann beispielsweise ein Nasenloch verkleinert sein und nur beschränkt Luft durchlassen.

Aber auch das größere Nasenloch kann verstopfen und die Nasenatmung unmöglich machen. Fällt das Luftholen durch die Nase schwer, atmen Betroffene vermehrt durch den Mund, wodurch ungefilterte Luft in die Atemwege gelangt. Das macht sie anfälliger für Infekte des Nasenrachenraums. Mögliche Folgen schlechter Nasenatmung sind beispielsweise:

Ursachen für die Verkrümmung der Nasenscheidewand

Eine Septumdeviation ist entweder angeboren oder sie entsteht während des Wachstums in der Pubertät, wenn die Nasenscheidewand zwischen Teilen des Gesichtsschädels und des Oberkiefers unter Druck gerät und nachgibt. Daher sollte vor Abschluss des Wachstums (um das 17. Lebensjahr) keine Nasenscheidewand-OP durchgeführt werden. Auch ein Unfall, Schlag oder Stoß auf die Nase kann die Nasenscheidewand verkrümmen.

Operation der Nasenscheidewand ist keine Option für jeden

Ist die Nasenatmung durch eine Verkrümmung eingeschränkt, werden zunächst oft abschwellende Nasensprays oder Kortison-Nasensprays eingesetzt. Hilft das nicht ausreichend und sind die Beschwerden anhaltend und belastend, kann über eine Begradigung der Nasenscheidewand nachgedacht werden. Wichtig vor einer OP ist, dass Arzt oder Ärztin prüfen, ob die gesundheitlichen Probleme tatsächlich durch Nasenscheidewandverkrümmung verursacht werden und ob sie sich durch eine Operation überhaupt beheben lassen.

Eine Nasenscheidewand-OP kommt nicht infrage für:

  • Kinder und Jugendliche, deren Wachstum noch nicht abgeschlossen ist. Das geschieht in der Regel zwischen dem 16. und 18. Lebensjahr.
  • Menschen, die durch andere Erkrankungen stark geschwächt sind, etwa durch eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder eine Stoffwechselkrankheit.
  • Menschen mit akuten Infektionen der Nase oder Nasennebenhöhlen, etwa einer Sinusitis.

Andere Ursachen für behinderte Nasenatmung ausschließen

Ansprechpartner für eine Operation der Nasenscheidewand ist der Facharzt oder die Fachärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO). Diese führt die OP auch durch. Bevor die Entscheidung fällt, sollten andere Ursachen für Beschwerden ausgeschlossen werden. Hinter den Beschwerden können beispielsweise auch stecken:

Um das festzustellen, werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, wie ein Allergietest, eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) der Nasennebenhöhlen oder eine Untersuchung im Schlaflabor.

Diagnose sichern für echte Notwendigkeit einer Operation

Die Krümmung der Nasenscheidewand selbst beurteilt der Arzt oder die Ärztin durch eine Nasenspiegelung (Rhinoskopie). Dabei wird die Nasenhöhle mit einem Nasenspekulum oder einem Nasenendoskop untersucht und gemessen, wie stark die Nasenscheidewand (Septum) gebogen ist. Eine sogenannte Nasendurchflussmessung (Rhinomanometrie) zeigt außerdem, wie stark die Atmung wirklich eingeschränkt ist. Dafür setzt der Patient eine spezielle Atemmaske auf, die während des Einatmens und des Ausatmens den Druckunterschied vor und in der Mundhöhle misst. Außerdem wird die Symmetrie der Nase geprüft, auch ein gekrümmter Nasenrücken oder vergrößerte Nasenmuscheln können die Beschwerden verursachen. Liegt Letzteres vor, reicht es oft aus, nur die Nasenmuscheln operativ zu verkleinern.

Kosten für eine Nasenscheidewand-OP

Eine Septumplastik erfolgt meist wegen gesundheitlicher Probleme, die durch die Verkrümmung der Nasenscheidewand verursacht werden. Ist diese medizinische Indikation gegeben, übernehmen die Krankenkassen die Kosten. Anders ist es bei Korrekturen der Nase aus ästhetischen Gründen, die müssen selbst bezahlt werden; die Kosten liegen, je nach Aufwand, meist bei mehreren Tausend Euro.

Ablauf der Nasenscheidewand-Operation

Die Nasenscheidewand-OP wird unter Vollnarkose durchgeführt und dauert etwa 30 bis 60 Minuten. Der Eingriff erfolgt durch beide Nasenlöcher - so entstehen keine sichtbaren Narben. Durch einen kleinen Schnitt innen in die Nasenschleimhaut werden störende Anteile von Knorpel und Knochen entfernt. Bei einer starken Nasenscheidewandverkrümmung kann diese auch aus der Nase des Patienten herausgenommen, begradigt und dann wieder mittig eingesetzt werden. Im Rahmen der Operation können auch vergrößerte Nasenmuscheln verkleinert werden.

Zum Ende der Operation näht der HNO-Arzt den Schnitt in der Nasenschleimhaut zu und stabilisiert die begradigte Nasenscheidewand mit Kunststoffschienen oder Silikonschienen. Die Schienen werden nach ungefähr einer Woche wieder entfernt. Das kann ambulant in der HNO-Praxis geschehen und ist nicht schmerzhaft. Gegen Nachblutungen werden oft Tamponaden eingeführt und von außen mit Fäden gesichert. Meist werden die Tamponaden am Tag nach der Operation schon wieder entfernt. Beim stationären Eingriff bleiben die meisten Patienten etwa drei Tage im Krankenhaus.

Ambulante OP möglich

Eine Operation der Nasenscheidewand kann auch ambulant durchgeführt werden. Allerdings ist die Entscheidung für oder gegen einen ambulanten Eingriff davon abhängig, wie körperlich fit ein Patient ist und ob er allein lebt oder Unterstützung zu Hause hat.

Wie schmerzhaft ist eine Operation der Nasenscheidewand?

Die Operation selbst erfolgt in Vollnarkose. Nach dem Eingriff sind Wundschmerzen für etwa zwei Tage normal, dagegen helfen herkömmliche Schmerzmittel. Weitere Folgen sind:

  • Kopfschmerzen
  • Schwellungen
  • Gefühl einer verstopften Nase
  • eingeschränkte Nasenatmung (in der Regel ist die Nase etwa eine Woche nach der Septumplastik so weit abgeschwollen, dass Nasenatmung wieder möglich ist).

Mögliche Komplikationen nach der Nasenscheidewand-OP

Leichte Komplikationen, die nach der Nasenscheidewand-OP auftreten können, sind Blutungen und Infektionen. Sie treten bei etwa sieben von 100 Menschen auf und können ambulant behandelt werden, etwa mit einer Tamponade. Bei einer Infektion gibt ein HNO-Arzt in der Regel ein Antibiotikum. Bei etwa ein bis zwei von 100 Menschen treten nach der Septumplastik starke Schmerzen, Schwellungen, Löcher oder Eiteransammlungen (Abszesse) an der Nasenscheidewand auf.

Weitere seltene Komplikationen sind Verwachsungen in der Nasenhöhle (Septum), ungewollte Veränderungen der Nasenform, ein gestörtes Geruchsempfinden oder ständig trockene Schleimhäute.

Risiken durch Kombination von Nasenscheidewand-OPs mit Verkleinerung der Nasenmuschel

Nicht selten wird die Nasenscheidewand-OP mit einer Verkleinerung der Nasenmuschel kombiniert, um durch eine Erweiterung der Nase die Nasenatmung zu verbessern. Das sehen einige HNO-Experten kritisch, denn dabei kann es passieren, dass eine für die Funktion der Nase wichtige Engstelle dann zu stark vergrößert wird und ihre Funktion nicht mehr ausfüllen kann: Diese Engstelle befindet sich natürlicherweise am Eingang der Nasenhöhle und sorgt dafür, dass sich die Atemluft gleichmäßig im großen Septum verteilt. So gelangt Luft zu den Riechzellen, Nasenmuscheln und Nasennebenhöhlen, die die Luft für die Lunge anwärmen. Wird diese wichtige Engstelle der Nase zu massiv vergrößert, kann Luft schlechter gezielt verteilt und erwärmt werden.

Heilung nach der OP unterstützen

Die Heilung nach der Operation nimmt etwa drei bis sechs Wochen in Anspruch. Nasenspülungen mit Salzwasser unterstützen die Genesung. Wem das zu unangenehm ist, der kann auch Meerwasser-Nasensprays nutzen. Zusätzlich sollte man die Nase für mehrere Wochen mit einer Wundsalbe pflegen.

Das sollte man nach der Septumplastik vermeiden

In den ersten Wochen nach der OP sind Nase und Nasenschleimhaut noch empfindlich. In der ersten Woche nach dem Eingriff sollten Patienten daher möglichst nicht die Nase schnäuzen. Eine Brille kann in der Regel schon kurz nach der OP wieder getragen werden. Auf leichten Sport, beispielsweise Joggen oder Schwimmen, sollte man mindestens zwei Wochen verzichten. Kontaktsportarten wie Fußball, Handball oder Kampfsport sollten Betroffene mindestens sechs Wochen lang nicht ausüben.

Erfolgsaussichten einer Nasenscheidewand-OP umstritten

Wie hoch die Erfolgsaussichten bei der Operation einer Nasenscheidewandverkrümmung sind, darüber gibt es unterschiedliche Aussagen. Es gibt nur wenige Studien, die den langfristigen Erfolg so einer Begradigung untersuchen - und zwar auch im Vergleich zur Nicht-OP oder kortisonhaltigen Nasensprays als Behandlung. Einzelne Kliniken, die die Operation durchführen, berichten, dass etwa 50 Prozent der Patienten nach der Begradigung der Nasenscheidewandverkrümmung weniger oder gar nicht mehr schnarchen und sich tagsüber darum leistungsfähiger fühlen. In einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde wird die medizinische Begründung (Indikation) für eine OP der verkrümmten Nasenscheidewand erneut bestätigt.

Expertinnen aus dem Beitrag

Dr. Sylvia Brockhaus, Fachärztin für Hals-Nasen- Ohrenheilkunde

HNO-Praxis Falkenried, Hamburg
https://www.hno-falkenried.de

 

Weitere Informationen
Schnupfen: Frau liegt mit dem Kopf auf dem Kopfkissen und putzt sich die laufende Nase. Neben ihr liegen mehrere gebrauchte Taschentücher. © colourbox.de

Schnupfen: Formen, Ursachen und Behandlung

Schnupfen ist meist Symptom bei Erkältungskrankheiten. Weitere Ursachen sind Allergien oder Umweltreize. Was hilft? mehr

Eine Frau im Gespräch mit einem Arzt. © PantherMedia / imagepointfr

Nasennebenhöhlen entzündet: Was hilft bei Sinusitis?

Eine Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) kann chronisch werden und zu schweren Komplikationen führen. Was hilft? mehr

Eine kranke Frau sitzt auf einem Sofa und fasst sich an die Stirn. © Colourbox Foto: Ahmet Eylem Misirligül

Erkältung und Schnupfen: Diese Hausmittel helfen

Echinacea, Holunder und Co.: Gegen erste Symptome eines grippalen Infekts können pflanzliche Hausmittel helfen. mehr

Eine kranke Frau sitzt auf ihrem Bett und putzt sich die Nase. © Imago Images / Westend61 Foto: Ok Shu

Nasendusche: Schleimhäute bei Schnupfen richtig pflegen

Durch eine richtige Versorgung der Nasenschleimhaut können die Symptome und Folgen eines Schnupfens gelindert werden. mehr

Eine junge Frau benutzt Nasenspray. © picture alliance / dpa Themendienst Foto: Christin Klose

Nasenspray: Harmloses Hausmittel bei Erkältung mit Schnupfen?

Bei Schnupfen sorgt abschwellendes Nasenspray für freien Atem. Doch die Sprays können der Schleimhaut schaden und süchtig machen. mehr

Mann fasst sich an Ohr (Bild: colourbox.de) © colourbox.de

Hörsturz: Symptome, mögliche Ursachen, richtige Behandlung

Beim Hörsturz kommt es plötzlich zu dumpfem Hören oder einem einseitigen Hörverlust. Meist ist er vorübergehend. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen I Visite I 12.11.2024 I 20:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Medizinische Therapie

HNO

Mehr Gesundheitsthemen

Ein Arzt hält eine Röntgenaufnahme einer Hüfte in der Hand. © Colourbox Foto: Syda Production

Hüft-TEP OP: Wann beide Gelenke gleichzeitig operieren?

Etwa zehn Prozent der Betroffenen benötigen gleichzeitig auf beiden Seiten eine neue Hüfte. Für wen kommt diese OP infrage? mehr

Gesundheits-Themen

Ratgeber

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?