Schnarchen: Was hilft gegen die nervige Störung im Schlaf?
Schnarchen, sägen, knattern und als Reaktion meckern, stupsen, treten: In vielen Betten kann von Nachtruhe keine Rede sein. Was tun gegen Schnarchen?
Von wegen Nachtruhe: Wer das Bett mit einem Schnarcher oder einer Schnarcherin teilt, bei dem ist an erholsamen Schlaf oft nicht zu denken. Denn das Gesäge kann laut dem Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte bis zu 90 Dezibel laut werden - das entspricht der Lautstärke eines Presslufthammers. Was der “besseren Hälfte” den Schlaf und oft auch die Nerven raubt, ist für den Schnarcher in aller Regel nicht gefährlich. Und selten ist die nächtliche Geräuschkulisse auch nicht - im Gegenteil: Schätzungen zufolge schnarchen bis zu 50 Prozent der Männer mittleren und höheren Alters und bis zu 25 Prozent der Frauen. Dennoch sehen viele Betroffene Handlungsbedarf - oft auch auf Drängen der Partnerin oder des Partners.
Welche Ursachen hat Schnarchen?
Im Schlaf entspannt sich unsere Muskulatur - auch die im Gesicht. Das kann zum einen dazu führen, dass sich die oberen Atemwege verengen und die Atmung schneller wird. Zum anderen kann das entspannte Gewebe im Mund- und Rachenraum zu flattern oder zu vibrieren beginnen. Das erzeugt das typische Schnarchen.
Manche Menschen schnarchen nur, wenn sie erkältet sind und eine verstopfte Nase haben. Bei anderen bestehen ständig Engstellen in den oberen Atemwegen: zum Beispiel durch vergrößerte Mandeln, einen engen Kiefer, einen weichen Gaumen oder eine veränderte Nasenscheidewand. Außerdem begünstigen Rauchen, Alkohol und Übergewicht das Schnarchen.
Was kann man selbst gegen das Schnarchen tun?
Bevor der Bettpartner oder die Bettpartnerin entnervt und übermüdet aus dem gemeinsamen Schlafzimmer auszieht, kann man versuchen, an ein paar Stellschrauben zu drehen.
- Schlafposition verändern: Viele Betroffene schnarchen vor allem, wenn sie auf dem Rücken schlafen. In Seitenlage oder auf dem Bauch kann das Schnarchen nachlassen. Manchen hilft es auch, mit dem Oberkörper etwas erhöht zu liegen.
- Abnehmen: Bei Übergewicht kann es helfen, ein paar Kilo abzunehmen.
- Gesunder Lebensstil: Alkohol und Zigaretten begünstigen das Schnarchen. Darauf zu verzichten, kann das Schnarchen reduzieren.
- Gute Schlafumgebung: Für Temperaturen zwischen 16 und 18 Grad sowie frische Luft im Schlafzimmer sorgen, regelmäßige Schlafenszeiten einhalten.
- Leichtes Essen: Am Abend nicht zu spät essen und nur noch leichte Mahlzeiten zu sich nehmen.
- Keine Medikamente nehmen: Auf Beruhigungs- oder Schlafmittel verzichten, da sie oft den Antrieb der Atmung verringern.
Können Rucksack, Nasenpflaster und Co. Schnarchen verhindern?
Wichtig ist vor allem: Viele frei verkäufliche Anti-Schnarch-Angebote sind teuer, helfen aber nicht. So gibt es derzeit laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) kein Medikament und auch kein Spray oder Ähnliches, bei denen wissenschaftlich erwiesen ist, dass sie gegen Schnarchen helfen. Grundsätzlich gilt: Man sollte immer misstrauisch werden, wenn etwas eine große Wirkung ohne Nebenwirkungen verspricht. Es gibt aber auch ein paar Hilfsmittel, die das Schnarchen lindern können. Eine Erfolgsgarantie besteht aber auch hier nicht.
Ein Beispiel: die Unterkiefer-Schiene. Das ist eine Zahnschiene aus Kunststoff, die nachts getragen wird und die den Unterkiefer nach vorne zieht. So weitet sich der Rachen und das Gewebe bleibt straffer. Wichtig: Die sogenannte Protrusionsschiene ist nur für Menschen mit weitgehend gesundem Gebiss geeignet und sollte sowohl zahn- als auch schlafmedizinisch angepasst und kontrolliert werden.
Nasenspreizer können zum Beispiel helfen, wenn die Atmung im vorderen Bereich der Nase eingeschränkt ist. Nasenspreizer, auch Nasen-Dilatatoren genannt, sollen den Naseneingang verbreitern und so die Atmung erleichtern. Einen ähnlichen Effekt kann abschwellendes Nasenspray – oder Tropfen haben. Aber Achtung: Auf Dauer angewendet nimmt die Schleimhaut Schaden.
Wer ausschließlich in Rückenlage schnarcht, dem kann unter Umständen eine Weste oder eine Art Rucksack helfen, die diese Position vermeiden. Fachleute merken aber an, dass Betroffene diese Form der Therapie oft nicht durchhalten.
Schnarchen per OP stoppen - geht das?
Eine andere Möglichkeit, das Schnarchen in den Griff zu bekommen, ist eine Operation – entweder der Nase oder des weichen Gaumens. Wichtig zu wissen: Für die Eingriffe liegen bislang laut der DGSM wenige oder keine Langzeitergebnisse vor und einige Verfahren wurden noch nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht. Mit steigendem Übergewicht sinkt die Wirksamkeit. Grundsätzlich gilt: Es sollte möglichst minimalinvasiv und unter lokaler Betäubung operiert werden. Gerade bei größeren Eingriffen wie einer Gaumensegelstraffung oder Entfernung der Mandeln sollte daher die Notwendigkeit gut abgewogen werden.
Wann wird Schnarchen gefährlich?
Schnarchen ist in aller Regel nicht gefährlich und wird nur behandelt, wenn der Betroffene es möchte. Es gibt aber auch andere Fälle: die sogenannte obstruktive Schlafapnoe (OSA). Schätzungen zufolge sind fünf Prozent der Männer und drei Prozent der Frauen betroffen. Sie haben in der Nacht Atemaussetzer, die länger als zehn Sekunden andauern. Außerdem schnarchen sie meist sehr laut und atmen nur flach. In der Folge sind sie tagsüber müde, können sich schwer konzentrieren, haben mitunter Kopfschmerzen oder wachen nachts mit Herzrasen und Luftnot auf. Wer das bei sich bemerkt, sollte zur Ärztin oder zum Arzt gehen. Die OSA kann zu Bluthochdruck und Potenzproblemen führen. Außerdem erhöht sie das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Eine wirksame Behandlung ist die CPAP-Therapie. Dabei wird über eine Atemmaske Luft in die Atemwege gepumpt.
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