Stand: 08.10.2024 10:00 Uhr

Chat-Protokoll: Schuppenflechte, Metabolisches Syndrom, Reizmagen

Porträt von Ernährungs-Doc Jörn Klasen © ZS Verlag Foto: Claudia Timmann
Jörn Klasen ist Internist, Arzt für anthroposophische Medizin und Heilpädagoge. Er praktiziert am Klinikum Stephansplatz in Hamburg.

Essen als Medizin: Wie packe ich selbst eine Ernährungsumstellung an? Worauf muss ich bei Schuppenflechte achten? Was hilft beim Metabolischen Syndrom, also einer Kombination aus unter anderem krankhaftem Übergewicht und zu hohen Blutzucker- und Blutfettwerten? Und wie ernähre ich mich bei einem Reizmagen? Um diese Themen ging es in Folge 75 bei den Ernährungs-Docs. Nach der Sendung hat Dr. Jörn Klasen Zuschauerfragen zu den Themen der Sendung im Chat beantwortet. Das Protokoll zum Nachlesen:

Gita: Wie kann ich Verwandte überzeugen, ihre Ernährung umzustellen? Diese haben Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Schuppenflechte, zu hohe Blutfettwerte und so weiter. Obwohl ich ihnen Ernährungs-Docs-Folgen zeige, ändern sie leider gar nichts an ihrer Ernährung.

Dr Jörn Klasen: Sie sollten versuchen, ihre Verwandten zu motivieren, über eine Woche ein Ernährungsprotokoll zu führen und dabei wirklich alles genau aufzuschreiben was sie gegessen und getrunken haben. Viele Menschen sind dann zunächst schockiert, wenn sie sehen, was da in einer Woche zusammenkommt und sind dann eher bereit, etwas zu ändern.

Buddy: Ich habe seit Jahrzehnten Magen-Darm-Probleme mit anscheinend sehr empfindlichen Nerven in diesem Bereich, trotz gesunden Lebens mit guter Ernährung, wenig Alkohol und keinen Drogen. Was kann ich dagegen tun und wie erkenne ich, ob der Magen oder der Darm das Problem ist?

Klasen: Da sollten Sie einen Gastroenterologen aufsuchen, um zu klären, was dahintersteckt.

Annabelle: Ich habe eine Frage zur gesunden Ernährung ohne Gallenblase. Ich würde gerne Gewicht verlieren. Darf ich auch fasten und nur drei große Mahlzeiten je Tag essen oder ist es aufgrund des Fehlens der Galle nicht sinnvoll zu fasten?

Klasen: Auch ohne Gallenblase können Sie fasten.

Claire: Meine Frau hat eine Fettleber und einen ziemlichen Östrogenmangel. Sie ist 60 Jahre alt. Besteht ein Zusammenhang zwischen Fettleber und Östrogenmangel und würde sich bei Gesundung der Leber die hormonelle Situation zum Positiven verändern?

Klasen: Auf jeden Fall würde sich durch das Verschwinden der Fettleber die Gesamtsituation verbessern und damit auch die Symptome, die durch Östrogenmangel entstehen, mindern.

Nicola: Hashimoto, Schuppenflechte und aktuell wohl neu Schuppenflechte-Arthritis im Knie. Empfehlen Sie hier auch ein Fasten und falls ja, wie soll das aussehen?

Klasen: Bei Hashimoto sollten Sie mit dem Fasten vorsichtig sein. Nicht mehr als eine Woche ist zu empfehlen, beispielsweise mit Gemüsesäften.

Marie: Ich habe seit meiner Post Covid-Erkrankung einen Reizmagen und Reizdarm. Auf histaminreiche Lebensmittel reagiere ich besonders. Gerne möchte ich irgendwann wieder Tomaten und Hülsenfrüchte essen. Haben Sie einen Tipp für mich?

Klasen: Wenn Sie tatsächlich histaminsensibel sind, werden Sie auf Tomaten verzichten müssen. Bei Hülsenfrüchten kommt es auf die Menge an.

Chrissi: In zwei Wochen wird mein Magen wegen Magenkrebs komplett entfernt. Ich habe vier Chemotherapien hinter mir, jedoch hat sich der Tumor nur minimal verkleinert. Metastasen sind aber nicht vorhanden. Wie ernähre ich mich schon vor der Operation richtig und vor allem nach der Operation? Hätten Sie Tipps? Ich bin 70 Jahre alt.

Klasen: Sie sollten insbesondere auf eine ausreichende Eiweißzufuhr achten. Zucker und Fleisch sollten Sie begrenzen.

Carole: Ist eine nicht-alkoholische Fettleber (Grad 1 an der Grenze zu Grad 2) wirklich heilbar? Mein Gewicht ist nun zehn Kilogramm weniger seit Januar und der Triglycerid-Wert [Blutfett-Wert] wieder komplett im Normbereich. Ich mache drei- bis viermal pro Woche Sport. Habe Zucker reduziert und auf wenig Fleisch umgestellt. Habe aber Angst, dass der Ultraschall nicht das erhoffte Ergebnis zeigt.

Klasen: Wenn Sie das wirklich so durchhalten, wird die Fettleber verschwinden.

Birte: Ernähre mich eigentlich gesund. Muss noch zehn Kilogramm abnehmen, aber schaffe es nicht. Habe nach dem Essen, auch wenn es noch so vollwertig ist und auch euren Rezepten entspricht, immer noch so Hunger auf Süßes. Ich gehe dem nicht sofort nach, aber irgendwann kann ich nicht mehr. Es ist wie eine Droge!

Klasen: Die Droge Zucker können Sie gut mit Bitterstoffen bekämpfen. Fragen Sie in Ihrer Apotheke nach einem Fläschchen mit Bittertropfen. Darüber hinaus können Sie Bitteres in ihrer Ernährung einbauen, wie zum Beispiel Rucola oder Chicorée.

Mara: Wegen meines metabolischen Syndroms mache ich Intervallfasten mit zwei Mahlzeiten. Dazu habe ich zwei Fragen: Erstens, wie viele Tage kann ich die Hafertage nacheinander machen, ohne in einen Mangelzustand zu kommen? Und zweitens, haben die Hafertage auch Auswirkungen auf die Höhe des Blutdrucks, dass er etwa in den Keller rutscht, da ich auch noch Blutdrucksenker nehme?

Klasen: Drei Hafertage nacheinander sind unproblematisch. Allein der Hafer hat keine Auswirkung auf die Höhe des Blutdrucks. Da muss mehr dazu kommen.

Bretagne: Ist es sinnvoll bei Magenproblemen, wie einer Neigung zu Gastritis und einem generell schnell gereizten Magen, längere Essenspausen zu machen, wenn man untergewichtig ist?

Klasen: Sie sollten sich einen Ernährungsmediziner suchen, mit dem Sie diese Fragen in einem längeren persönlichen Gespräch erörtern.

Mango_4: Bei mir wurde eine Insulinresistenz diagnostiziert. Jetzt habe ich 16 Kilogramm abgenommen und meine Blutwerte sind gut. Einen Langzeitzuckertest habe ich aber nicht noch mal gemacht. Kann ich die Hafertage, die ich einmal pro Woche durchziehe, wieder weglassen? Mein BMI liegt immer noch bei 35 kg/m2, aber die Blutwerte sind, wie gesagt, in Ordnung.

Klasen: Ich empfehle ihnen, die Hafertage fortzusetzen. Ein HbA1c sollte bestimmt werden und der BMI muss weiter runter. Ansonsten wird die Insulinresistenz wahrscheinlich zurückkommen.

Sandra: Kann Stress und Reizmagen einen stillen Reflux begünstigen?

Klasen: Ja.

Sandra: Wie kann ich einen Reizmagen von einer Unverträglichkeit unterscheiden?

Klasen: Durch ein Ernährungsprotokoll können Sie eine Unverträglichkeit herausfinden, indem Sie gezielt spezielle Nahrungsmittel weglassen und im Ernährungsprotokoll dokumentieren, wie es Ihnen geht. Ein Reizmagen ist überwiegend unabhängig von speziellen Nahrungsmitteln.

Silke L.: Ich bin 50 Jahre alt und habe bereits seit etwa 30 Jahren eine Schuppenflechte an den Ellenbogen, Knien und seitlich an den Unterschenkeln; mal mehr oder weniger auch am Kopf. Welche Umstände können dazu führen, dass die Schuppenflechte auch auf die Gelenke geht? Kann ich das überhaupt über Ernährung und Stressreduktion verhindern? Parallel habe ich einen BMI von 30,5 kg/m2 und Bluthochdruck.

Klasen: Das können Sie dadurch verhindern, dass Sie deutlich abnehmen. Der BMI sollte nicht höher als 25 kg/m2 sein. Darüber hinaus ist eine antientzündliche Ernährung wichtig.

Sarah D.: Helfen Salzbäder gegen/bei Schuppenflechte?

Klasen: Ja, sie können eine Hilfe sein.

Sanni: Ich muss mich ständig räuspern, oft mit Verschleimung. Woran könnte das liegen?

Klasen: Das könnte daran liegen, dass Sie eine chronische Entzündung in den Bronchien der Speiseröhre und/oder dem Rachen haben. Lassen Sie das abklären.

Chris Sy: Ich habe vor fünf Jahren 80 Kilogramm abgenommen und wog 64 Kilogramm. Es wurde Hashimoto diagnostiziert. Nun nehme ich seit zwei Jahren wieder stetig zu. Was kann ich tun?

Klasen: Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse kommt es häufig zur Gewichtszunahme. Sie sollten mit ihrem Endokrinologen sprechen.

Mara: Nimmt man nach Absetzen der Ozempic-Spritze auch wieder zu, wenn parallel zur Spritze die Ernährung umgestellt wurde?

Klasen: Leider ist das überwiegend so.

Ruth: Aufgrund von Reizdarm, Reizmagen und diversen Unverträglichkeiten ist meine Ernährung bereits extrem eingeschränkt. Woran kann es liegen, dass ich trotzdem die gleichen Lebensmittel mal vertrage und ein anderes Mal nicht?

Klasen: Das ist typisch für einen Reizdarm und einen Reizmagen, dass die Beschwerden mal auftreten und mal nicht.

Sarome: Wie kann ich mich richtig ernähren bei Schuppenflechte, COPD [chronisch obstruktive Lungenerkrankung, ein Krankheitsbild der Lunge mit einer dauerhaften Verengung der Atemwege, die insbesondere die Ausatmung erschwert] und neuer Herzklappe? Ich habe schon Einiges umgestellt, aber es hilft alles nicht. Mein Übergewicht bekomme ich auch nicht runter und darum bekomme ich sehr schlecht Luft. Augenblicklich kann ich keine Anstrengungen machen, so etwas wie eine Wasserflasche heben, geht nicht.

Klasen: Sie sollten sich unbedingt in die Behandlung eines Ernährungsmediziners begeben.

Thewinter: Ich habe mehrere Erkrankungen, unter anderem Fibromyalgie, Small-Fiber-Neuropathie [Typisch sind ein brennendes Missempfinden der oberen und oder unteren Extremitäten] und Migräne. Da ist antientzündlich Ernährung ja gut, aber ohne Fasten. Jetzt habe ich ein Problem von meinem Zucker runterzukommen. Haben Sie da Tipps?

Klasen: Nutzen Sie Bittermittel sowohl als medizinische Tropfen aus der Apotheke als auch durch Bitterstoffe in der Nahrung, beispielsweise Rucola und Chicorée.

Bea: Ich habe während der Wechseljahre viel Bauchumfang entwickelt. Trotz Kaloriendefizit nehme ich weiter zu. Habe nun Sorge den Stoffwechsel komplett durcheinander gebracht zu haben und immer mehr Bauchfett zuzunehmen. Ich esse größtenteils viel Gemüse, Vollkornprodukte, Fisch und wenig Fleisch. Ab und zu gönne ich mir mal etwas Süßes oder ein Stück Kuchen. Was tun?

Klasen: Vielleicht sollten Sie mehr Bewegung machen. Den Bauchumfang reduziert man nur durch Verbesserung der Ernährung und Bewegung.

Isa56: Habe Hashimoto, keine Glutenunverträglichkeit festgestellt, Autoimmun-Gastritis und erträgliche Schuppenflechte am Ellbogen, oft juckend am Kopf. Esse gern Brot und vermutlich zu viele Kohlenhydrate. Sind diese einzuschränken? Hinsichtlich der Eiweiße: Esse kaum Fleisch, gern Fisch, Sushi oder Garnelen. Schädlich bei Hashimoto? Würde mich über Tipps freuen!

Klasen: Sie sollten nicht mehr als zwei Scheiben Brot am Tag essen, am besten Vollkorn-Brot. Insgesamt ist es gut, die Kohlenhydrate zu reduzieren. Beim Fisch sollten Sie Lachs, Makrele und Hering bevorzugen.

Katja: Ich habe oft kalte Füße und friere. Hausarzt hat den TSH-Wert [TSH-Wert spiegelt die Funktion der Schilddrüse wider] kontrolliert. Angeblich ist mit der Schilddrüse alles ok. Woran könnte das liegen?

Klasen: Es könnte auch an der Durchblutung liegen oder an zu wenig Bewegung.

Soraja: Habe seit zwei Jahren oft Völlegefühl, Aufstoßen und Schmerzen bei zu saurer, fettiger oder zu viel Nahrung. Magenspiegelung zeigte keine Entzündung, also vielleicht ist es eher ein Reizmagen. Wenn ich aber, ganz selten und nur, wenn ich arg gesündigt habe, Magensäurehemmer nehme, wirkt es. Kann es trotzdem ein Reizmagen sein, auch wenn die Medikamente eine Wirkung zeigen?

Klasen: Warum essen Sie sauer, fettig und viel? Lassen Sie das Sündigen. Natürlich kann es trotzdem ein Reizmagen sein.

Kerstin: Welche Ernährung ist nach einer Gallenblasen-OP zu empfehlen? Leider vertrage ich nicht mehr alles und plötzlicher Durchfall ist leider auch noch immer vorhanden. Ernährungsberatung gegebenenfalls sinnvoll?

Klasen: Ernährungsberatung ist auf jeden Fall sinnvoll.

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Dieses Thema im Programm:

Die Ernährungs-Docs | 07.10.2024 | 21:00 Uhr

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