COPD: Symptome, Diagnose und Behandlung
Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD gehört zu den häufigsten Todesursachen. Welche Stadien gibt es? Was sind die Ursachen und welche Behandlung kann helfen?
COPD gehört zu den häufigsten Todesursachen - dennoch ist diese Abkürzung vielen nicht geläufig. Sie steht für Chronic Obstructive Pulmonary Disease (auf Deutsch: chronisch obstruktive Lungenerkrankung). In Deutschland waren 2022 laut dem Gesundheitsatlas Deutschland der AOK sieben Prozent (rund 5,8 Millionen Menschen) der Bevölkerung an COPD erkrankt. Unter COPD sind mehrere Krankheitsbilder zusammengefasst, in erster Linie die chronische Bronchitis (dauerhaft entzündete Atemwege) und das Lungenemphysem (überblähte Lunge). COPD-Kranken fällt das Atmen schwer - besonders das Ausatmen.
Symptome: Raucherhusten bei COPD typisch
Die frühesten Symptome von COPD sind morgendlicher Husten ("Raucherhusten"), typischerweise mit Auswurf und zäh sitzendem Schleim in den Bronchien, zudem Atemnot schon bei leichter Belastung wie Treppensteigen oder Rasenmähen. Bei körperlich wenig aktiven Menschen bleibt die COPD oft so lange unbemerkt, bis die Atembeschwerden auch schon in Ruhe auftreten. Dann ist die COPD allerdings meist weit fortgeschritten. Im späteren Stadium können sich die Lippen vom Sauerstoffmangel blau verfärben (Zyanose).
Diagnose: COPD erkennen
Für die Diagnose von COPD ist im Gespräch zu klären, wie es ums Rauchen und die körperliche Leistungsfähigkeit steht. Anschließend wird der Arzt oder die Ärztin die Lunge auf typische Geräusche hin abhorchen und abklopfen. Apparative Lungenfunktionstests wie Spirometrie (Atemvolumenmessung) oder Blutgasanalyse verschaffen ein Bild von der Leistungsfähigkeit der Lunge. Ein einfacher Bluttest - ähnlich der Blutzuckermessung - kann außerdem Aufschluss über einen möglichen AAT-Mangel geben. Fehlt bei einem Menschen das Protein Alpha-1-Antitrypsin (AAT), können körpereigene Enzyme das Lungengewebe angreifen.
COPD: Erkrankung wird in Stadien eingeteilt
Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung wird in vier Stadien eingeteilt - die sogenannten GOLD-Stadien, benannt nach der globalen Initiative für chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease). Die genaue Einteilung erfolgt vorwiegend aufgrund der sogenannten Einsekundenkapazität (FEV1) - der Luftmenge, die die Betroffenen innerhalb einer Sekunde schnell und mit voller Kraft ausatmen können.
- GOLD 1 (leichte COPD): Der FEV1-Wert liegt bei mindestens 80 Prozent des Sollwertes.
- GOLD 2 (mittelschwere COPD): Der FEV1-Wert liegt unter 80 Prozent, aber mindestens bei 50 Prozent des Sollwertes.
- GOLD 3 (schwere COPD): Der FEV1-Wert liegt unter 50 Prozent, aber mindestens bei 30 Prozent des Sollwertes.
- GOLD 4 (sehr schwere COPD): Der FEV1-Wert liegt unter 30 Prozent des Sollwertes.
Für eine weitere Spezifizierung werden zudem noch die Faktoren Exazerbation (Verschlimmerung der Symptome) in den vergangenen zwölf Monaten und die Ausprägung sowie die Auswirkungen der Symptome auf das Leben der Betroffenen berücksichtigt.
Ursachen von COPD
Häufigste COPD-Ursache ist langjähriges Tabakrauchen: Etwa jeder fünfte Raucher entwickelt eine COPD - 90 Prozent aller COPD-Kranken sind oder waren Raucher. Auch Passivraucher sind gefährdet. Neben Schadstoffen aus Zigarettenrauch oder starker Luftverschmutzung gibt es noch erbliche Faktoren: Bei der Zerstörung von Lungengewebe durch körpereigene Enzyme aufgrund des Fehlens des Protein Alpha-1-Antitrypsin (AAT) handelt es sich um eine Erbkrankheit
Wie Rauchen auf die Lunge wirkt
Das Problem: Einmal zerstörtes Lungengewebe kann sich nicht erholen. Nikotin und ähnliche Schadstoffe zerstören die Flimmerhärchen, die Schleim und Fremdkörper normalerweise aus der Lunge Richtung Rachen befördern. Entzünden sich die kleinen Atemwege, die Bronchiolen, dann verbleibt der sich bildende Schleim in der Lunge. Das Atmen wird dadurch immer schwerer. Durch die Verengungen in der Lunge bleibt die verbrauchte Luft gefangen, frische Atemluft kann kaum noch nachströmen, das empfindliche Lungengewebe verliert an Elastizität und wird überbläht. Die Folge: Ein Lungenemphysem entsteht.
Atemnot bei COPD: Atmen kostet Energie
Wenn die Atemzüge flacher werden, muss der Körper für seine Sauerstoffversorgung mehr Atemarbeit leisten - der damit verbundene Energiebedarf kann sich um das Zehnfache erhöhen. Deshalb neigen viele Betroffene zur stetigen Gewichtsabnahme, Untergewicht droht. Besonders gefährlich: Wenn nicht genug Energie zur Verfügung steht, wird nicht nur Fett verbrannt, sondern auch die Struktureiweiße der Muskulatur. Muskelabbau ist die Folge.
Behandlung von COPD: Wichtigste Maßnahme ist Rauchen einstellen
Je früher eine COPD diagnostiziert wird, umso eher lässt sich der Verlauf der Krankheit günstig beeinflussen. Die Therapie fußt auf drei Säulen: Medikamente, täglicher Sport mit Atemtherapie und Raucherentwöhnung. Wichtigste Maßnahme bei COPD: das Rauchen aufgeben und sich nicht mehr in verräucherten Räumen aufhalten. Um schweren Lungeninfektionen vorzubeugen, sollte Betroffene sich gegen Grippe (Influenza) und Pneumokokken impfen lassen.
COPD: Medikamente verbessern Lebensqualität
Zu den eingesetzten Medikamenten gehören Betamimetika (erweitern die Bronchien) und Anticholinergika (blockieren verengende Mechanismen). Die Medikamente ermöglichen Bewegung, indem sie die Bronchien erweitern und so das Atmen erleichtern. Mit dem Phosphodiesterase-IV-Hemmer Roflumilast lassen sich Entzündungen des Lungengewebes eindämmen. Kortison wird nur noch bei einer akuten Verschlechterung eingesetzt.
Zulassung für Antikörper-Therapie mit Dupilumab seit Juli 2024
Eine weitere Option in der medikamentösen Behandlung kann für Menschen, die an einer speziellen entzündlichen Form der COPD leiden (dies trifft auf etwa jeden fünften COPD-Erkrankten zu), das Medikament Dupilumab sein. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat Dupilumab Mitte 2024 zur Behandlung von COPD zugelassen - speziell für Betroffene, die trotz intensiver Therapie ihre Erkrankung nicht kontrollieren können.
Dupilumab ist kein neues Medikament. Das Biologikum wird bereits bei Neurodermitis oder auch Asthma bronchiale eingesetzt. Dupilumab ist ein sogenannter monoklonaler Antikörper. Das speziell entwickelte Eiweiß blockiert im Immunsystem eine bestimmte Entzündungsart (Typ-2-Entzündung). In einer Studie konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jetzt nachweisen, dass Dupilumab zu weniger moderaten oder schweren Krankheitsschüben (Rückgang um 34 Prozent) führte und sich die Lungenfunktion und damit auch die Lebensqualität verbesserte.
Lungensport als Therapie bei COPD
Eine weitere entscheidende Säule der Therapie ist regelmäßige Bewegung. Betroffene sollten Lungensport betreiben, Dehnübungen erlernen und zum Atemtraining gehen - eine gute Atemtechnik optimiert die Belüftung der Lungen und damit die Sauerstoffversorgung. Das richtige Abhusten wird ebenfalls beim Atemtraining erlernt und kann durch Klopfmassagen unterstützt werden. Für den Lungensport können der Hausarzt oder die Lungenärztin ein Rezept ausstellen, sodass die Krankenkasse die Kosten übernimmt.
Nicht zu unterschätzen ist auch die psychische Unterstützung durch andere Betroffene in der Gruppe, denn die seelische Belastung der Atemnot ist beträchtlich, führt mitunter sogar in eine Depression. Hinzu kommen die Probleme des Zigarettenentzugs - auch hier können sich Betroffene gut gegenseitig unterstützen.
Singen kann bei COPD helfen, Schleim zu lösen
Sehr hilfreich im Kampf gegen die COPD kann auch Singen sein. Erkrankte profitieren davon, dass Singen durch die Vibrationen und Atemübungen den Schleim in den Atemwegen löst. Dadurch können Betroffene leichter abhusten, bekommen besser Luft und können auch langfristig besser ausatmen.
Richtige Ernährung bei COPD
Die Ernährung ist mitentscheidend für den Verlauf der Krankheit. Jedes überschüssige Kilo belastet den Körper - Übergewichtige müssen also abnehmen und dabei ganz besonders auf eine eiweiß- und mineralstoffreiche Kost achten, um dem Muskelverlust entgegenzuwirken. Untergewichtige müssen zunehmen: Dafür braucht der Körper pro Tag rund 500 bis 1.000 zusätzliche Kalorien. Gesundes Zunehmen wird in erster Linie durch eine vollwertige Kost mit höherer Kaloriendichte erreicht, weniger durch eine größere Nahrungsmenge. Beispiel: vollfette Milchprodukte, Vollkornprodukte, Nüsse, mit guten Ölen angereicherte Speisen.
Lungenemphysem: Überblähtes Gewebe mit OP entfernen
Bei einem fortgeschrittenen Lungenemphysem sind die Lungenbläschen so überbläht und schlaff, dass sie ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen können. Verlieren ganze Lungenabschnitte ihre Funktion, müssen sie meist in einer Operation entfernt werden, um intaktes Lungengewebe nicht einzuengen. Langfristig benötigen Betroffene oft dauerhaft Sauerstoff und ein Beatmungsgerät für die Nacht. Im Endstadium der Erkrankung bleibt als letzte Option nur noch die Lungentransplantation.
Ventile erleichtern das Ausatmen
Bei einem Teil der Erkrankten mit Lungenemphysem lässt sich das Fortschreiten der Erkrankung durch eine minimalinvasive Verringerung des Lungenvolumens hinauszögern. Die Betroffenen können zwar gut einatmen, aber das Ausatmen fällt ihnen schwer. Die Lunge bläht sich immer weiter auf. Mithilfe kleiner Ventile aus Titan lassen sich die kranken Lungenareale in einigen Fällen entlüften. Die Ventile werden minimalinvasiv mit einem Bronchoskop in die Lunge eingebracht. Der Eingriff dauert nur wenige Minuten. Anschließend sorgt das Ventil dafür, dass beim Einatmen keine weitere Luft in den überblähten Lungenabschnitt eindringt, während beim Ausatmen die darin enthaltene Luft ausströmen kann. Dadurch wird der funktionsuntüchtige Lungenabschnitt immer kleiner, der übrige gesunde Teil der Lunge kann sich wieder ausdehnen und mehr Luft aufnehmen.
Titan-Spiralen: Coils können Lungentransplantation verhindern
Nicht geeignet sind Ventile, wenn die Lungenlappen miteinander verbunden sind. In solchen Fällen kommen wenige Zentimeter große Titan-Spiralen (Coils) zum Einsatz. Sie werden ebenfalls minimalinvasiv eingebracht, funktionieren aber ganz anders: Mit den Coils lässt sich die verlorengegangene Spannkraft der Lungen teilweise wiederherstellen. Und weil sich das Gewebe mit dem Coil zusammenzieht, wird das Lungenvolumen reduziert. Bei Patienten mit fortgeschrittener COPD kann der Einsatz von Coils möglicherweise verhindern, dass eine Lungentransplantation nötig wird.
Experten aus dem Beitrag