Schuppenflechte (Psoriasis): Symptome, Behandlung und Ursachen

Stand: 06.02.2023 13:27 Uhr

Ein Psoriasis-Schub macht unübersehbare Symptome: Die Haut rötet sich und bildet weiße Schuppen. Mehrere Ursachen sind dabei im Spiel. Medikamente, mehr Bewegung und passende Ernährung helfen bei der Behandlung.

Rote, teils großflächige juckende Flecken, die übersät sind von silbrig weißen Schuppen oder Pusteln: So äußert sich die Schuppenflechte (Psoriasis). Rund drei Prozent der Deutschen werden von dieser chronisch-entzündlichen Hauterkrankung geplagt. Manche trauen sich wegen der starken Hautveränderungen bei einem Schub kaum vor die Tür.

Als chronische Krankheit verläuft die Schuppenflechte in Phasen - akute und weitgehend symptomfreie Zeiten wechseln sich ab. Die Krankheit bricht typischerweise vor dem 40. Lebensjahr aus (Typ-1-Psoriasis). Die Spätform (Typ-2-Psoriasis) tritt in der zweiten Lebenshälfte auf und verläuft oft etwas milder. Bei Kindern ist die Schuppenflechte eher selten, häufiger kommt bei ihnen Neurodermitis vor.

Schuppenflechte kann Lebenserwartung reduzieren

Psoriasispatienten haben oft Begleiterkrankungen, die den Leidensdruck noch verstärken. Übergewicht und entzündliche Darmerkrankungen wie zum Beispiel Morbus Crohn gehören dazu. Gefürchtet ist der sogenannte "psoriatische Marsch": eine systemische Entzündung, die potenziell zu einer Schädigung von Gefäßen führt. Das Krankheitsbild geht außerdem nicht selten mit Insulinresistenz, Leberverfettung, Bluthochdruck und Arterienverkalkung einher. Dies kann für die Betroffenen eine deutlich geringere Lebenserwartung bedeuten.

Psoriasis-Arthritis

Etwa jeder dritte bis vierte Schuppenflechtepatient leidet zusätzlich an einer rheumatischen Gelenkerkrankung, das heißt, hier breitet sich das Entzündungsgeschehen der Psoriasis auch auf Gelenke und Sehnenapparat aus. Meist trifft es Zehen oder Fingergelenke, bei einigen auch große Gelenke wie Knie, Ellbogen oder die Wirbelsäule. Symptome sind Schwellungen und Steifigkeit des Gelenks. Im Gegensatz zur rheumatoiden Arthritis treten die Gelenkprobleme aber nicht unbedingt symmetrisch auf, sondern eventuell nur einseitig.
Kritisch ist vor allem der Zeitpunkt der Diagnose: Wird eine Psoriasis-Arthritis nicht nach modernen rheumatologischen Standards mithilfe bestmöglicher Medikation behandelt, kann die Entzündung rasch ihr zerstörerisches Werk vollführen.
Die Hautveränderungen treten bei der Psoriasis-Arthritis nicht unbedingt gleichzeitig mit den rheumatischen Schüben auf, oft gehen sie ihnen um Jahre voraus.

Schuppenflechte ist eine Autoimmunerkrankung

Die Hautveränderungen bei der gewöhnlichen Schuppenflechte entstehen durch ein rasant beschleunigtes Zellwachstum. Beim gesunden Menschen erneuert sich die Oberhaut (Epidermis) innerhalb von knapp vier Wochen: In dieser Zeit bildet unsere Haut neue Zellen und stößt die oberste, inzwischen verhornte Zellschicht ab. Dieser Prozess läuft nur dann schneller, wenn nach einer Verletzung der Reparaturmechanismus anspringt - oder bei einem Psoriasis-Schub: Hier verhornt die Haut an den betroffenen Stellen in nur drei bis sechs Tagen.

Ursachen für Psoriasis sind vielfältig

Dass die Hautzellen außer Kontrolle geraten, liegt bei einem Teil der Bevölkerung in den Genen: Schuppenflechte kommt familiär gehäuft vor. Allerdings bricht die Krankheit nicht bei jedem erblich Vorbelasteten aus. Als Risikofaktoren gelten inbesondere Übergewicht, Alkohol und Rauchen. Und es stehen konkrete Auslöser im Verdacht: Hautverletzungen - etwa durch Tätowierungen oder Sonnenbrände -, ständige Hautreizungen durch zu enge Kleidung, vergangene schwere Infektionen, Hormonschwankungen, Umweltgifte, bestimmte Medikamente wie Betablocker, ACE-Hemmer und einige andere. Auch Stress - ob beruflich oder privat - kann unbewusst auf die Haut durchschlagen.

Symptome der Schuppenflechte

Eine Psoriasis ist unübersehbar: Auf der Haut erscheinen stark durchblutete und gerötete Stellen, auf denen sich silbrig-weiße Schuppen bilden. Auch minimale Veränderungen sind möglich, zum Beispiel im Gehörgang, Bauchnabel und in der Analregion. Die typischen Schuppen lassen sich mit dem Fingernagel abheben. Befallen sind oft Hautpartien, die viel gedehnt werden, wie Ellenbogen oder Knie, oder Stellen, an denen Kleidung reibt: Schienbein und Waden, Gürtelgegend, Gesäß, Nacken. Auch die Kopfhaut ist oft betroffen. Keine Hautregion ist ausgenommen. Die Flecken können punktartig verstreut sein oder großflächig ganze Körperteile bedecken. Und nicht selten sind auch die Nägel befallen: Dort bilden sich kleine Vertiefungen (Tüpfelnägel), die sehr leicht übersehen werden können, oder gelbbräunliche Verfärbungen (Ölflecke), die optisch viele Patienten beeinträchtigen.

Wie eine Schuppenflechte diagnostiziert wird

Unterarm wird mit einer Art Schlauch mit Saugnapf untersucht. © NDR
Mit einer Spezialkamera wird die Schuppenflechte untersucht: in 200-facher Vergrößerung.

Eine leichte Schuppenflechte kann Pilzinfektionen oder Ekzemen ähneln - anhand einer Blutuntersuchung, der typischen Hautbefallsmuster und notfalls mit Gewebeproben lassen sich diese Krankheiten ausschließen. Erkennungsmerkmal der Psoriasis ist das Auspitz-Phänomen (auch "blutiger Tau" genannt): Der Arzt kratzt eine Schuppe ab, darunter bleibt ein dünnes, glänzendes Häutchen. Entfernt man auch das, blutet die Stelle punktförmig.

Zusatzuntersuchungen bei Psoriasis-Arthritis

Bei Verdacht auf Psoriasis-Arthritis werden die betroffenen Gelenke mit bildgebenden Verfahren (Ultraschall, Röntgen, Magnetresonanztomografie oder Szintigrafie) untersucht. Die Bilder können einen Hinweis auf das Stadium der Erkrankung liefern. Laboruntersuchungen sind nicht sicher wegweisend, da es keinen spezifischen Marker für Psoriasis-Arthritis gibt.

Einstufung nach PASI

Zur Einstufung der Schuppenflechte gibt es den PASI (Psoriasis Area and Severity Index). Das ist ein Bewertungssystem, das beschreibt, wie stark

  • betroffene Hautstellen gerötet sind,
  • die Haut schuppt,
  • die Hautschichten von Immunzellen durchzogen sind,
  • einzelne Körperregionen (Kopf, Arme, Rumpf und Beine) betroffen sind.

Mit dem PASI lässt sich der individuelle Verlauf der Schuppenflechte über die Zeit dokumentieren und auch gut ablesen, ob eine Therapie anschlägt.

Behandlung: Medikamente, Bewegung und gezielte Ernährung

Schuppenflechte ist nicht heilbar. Doch lassen sich mit verschiedenen Mitteln die Schübe abmildern und das Abheilen beschleunigen. Bei Psoriasis-Arthritis besteht die Therapie immer aus mehreren Elementen: moderne Medikation, gezielte Bewegung und antientzündliche Ernährung. Nicht wenige Patienten leben fast beschwerdefrei, wenn diese Faktoren gut aufeinander abgestimmt sind.

Ernährungstherapie bei Schuppenflechte

Die richtige Ernährung sollte neben der modernen Medikation eine wichtige Säule der Behandlung darstellen. Besonders entscheidend ist dabei das Anstreben des Normalgewichts. Denn das viszerale Fettgewebe im Bauchraum sendet selbst Entzündungsstoffe aus und befeuert so die Hautentzündungen. Zucker und Weizenprodukte sollten Betroffene reduzieren, stattdessen den Gemüseanteil deutlich erhöhen. Nach aktueller Studienlage kann ein Einschränken des Fleischkonsums die Schuppenflechte bessern. Fetter Seefisch hingegen wie Lachs, Hering und Makrele darf öfter auf den Teller kommen. Denn die enthaltenen Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend.

Bewegung unterstützt die Reduktion des entzündungsfördernden Bauchfetts. Außerdem schütten die Muskeln bei Aktivität entzündungshemmende Myokine aus.

Phytotherapie: Wohltuende Kräuter

Zur Entgiftung der Leber bei starken Medikamenten können Brennessel- und Löwenzahntee helfen. Weißdorntee ist zur Stärkung des Herzens empfehlenswert. Bei Gelenkschmerzen sind Extrakte aus Weidenrinde oder Teufelskralle mögliche Hilfe.

Hautpflege bei Schuppenflechte

Eine gute Hautpflege ist generell wichtig - auch in beschwerdefreien Zeiten. Die Haut braucht Licht, Luft und gern ein Solebad (Wasser mit Salzzusatz). Bei einem Schub kann der Facharzt Bestrahlungen mit UV-Licht in der Fachpraxis oder eine spezielle Foto-Sole-Therapie verordnen. Gegen das übermäßige Zellwachstum und gegen die Entzündungsvorgänge gibt es zudem eine große Bandbreite an Medikamenten zum Einnehmen. Außerdem helfen Badezusätze, Shampoos und Salben mit Wirkstoffen wie Salicylsäure, Harnstoff oder Milchsäure.

Medikamentöse Therapie

Medikamente spielen bei mittelschweren bis schweren Fällen der Hauterkrankung oder bei Beteiligung weiterer Organe eine wichtige Rolle. Insbesondere bei Psoriasis-Arthritis sind sie unverzichtbar. Die sogenannte Basismedikation hindert das Immunsystem daran, körpereigene Strukturen anzugreifen. Zum Einsatz kommen, gegebenenfall auch in Kombination, klassische Rheuma-Medikamente - wie Methotrexat (MTX) oder Ciclosporin - oder sogenannte Biologika: biotechnolgisch hergestellte Mittel, die bestimmte Immunaktivitäten blockieren.

Eine dauerhafte oder längere Anwendung von Kortison oder reinen Schmerzmitteln wie NSAR ist aufgrund der erheblichen Nebenwirkungen zu vermeiden.

Ernährungstherapie
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Dieses Thema im Programm:

Die Ernährungs-Docs | 07.10.2024 | 21:00 Uhr

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