Neue Therapie gegen Schuppenflechte
In Deutschland leiden etwa zwei Millionen Menschen an Schuppenflechte (Psoriasis). Sie zählt zur Gruppe der Autoimmunerkrankungen und ist nicht ansteckend. Die bisherigen Therapien schlagen bei vielen Betroffenen nicht an. Jetzt gibt es einen neuen Wirkstoff: Secukinumab.
Psoriasis: Hautzellen entzünden sich
Die menschliche Haut erneuert sich im Schnitt alle vier Wochen. Dabei entstehen an der unteren Schicht neue Hautzellen, die ganz allmählich weiter nach oben wandern und dabei ausreifen. Bei der Psoriasis gelangen weiße Abwehrzellen und aggressive Botenstoffe in die Hautzellen. Diese reagieren mit einer Entzündung. In Folge dessen erneuert sich die Haut in nur fünf Tagen, sie ist allerdings nicht fertig ausgebildet.
Keine mangelnde Hygiene
Die abgestorbenen Hautzellen stauen sich an der Hautoberfläche und bilden die für die Erkrankung typischen silbrig glänzenden Plaques mit rotem, entzündlichem Rand. Neben Schmerzen und Spannungsgefühl ist der zunehmende Juckreiz eine weitere quälende Folge der chronischen Entzündung. Der Grund ist also keine mangelnde Hygiene der Haut. Das Immunsystem der Haut reagiert über.
Die Betroffenen leiden unter dem entstellenden Charakter der Hautveränderung. Durch das Tragen bedeckender Kleidung oder den Rückzug aus der Gesellschaft versuchen sie, sich den Blicken der Umgebung zu entziehen. Viele von ihnen leiden daher zusätzlich unter Depressionen.
Auslöser für eine Schuppenflechte können verschiedene Faktoren sein: Infektion der Mandeln, Zahnfleischentzündung, Stress und - eher selten - Medikamente. Übergewicht und Rauchen gelten als Risikofaktoren.
Mehrzahl der Betroffenen nicht zufriedenstellend behandelt
Experten gehen davon aus, dass 80 Prozent der Betroffenen nicht zufriedenstellend behandelt werden. Und: Jeder dritte Patient entwickelt Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Gelenkschmerzen.
Zunächst wird die Schuppenflechte mit Salben, Gelen, Solebädern oder mit der Bestrahlung von UV-Licht behandelt. Seit Oktober 2004 sind in Deutschland sogenannten Biologics wie zum Beispiel Fumaderm zugelassen. Sie sind körpereigenen Substanzen sehr ähnlich und greifen in das fehlgeleitete Immunsystem der Patienten ein. Allerdings können die Nebenwirkungen nicht unerheblich sein: Die Folge kann zum Beispiel ein Mangel an weißen Blutkörperchen sein. Diese sind im Körper für die Immunabwehr zuständig. Ist ihr Anteil zu gering, steigt das Risiko für Infektionen.
Wirkstoff Secukinumab wirkt schnell
Nun haben Wissenschaftler einen neuen Wirkstoff entwickelt: Secukinumab. Bei einer Schuppenflechte sind auch immer Eiterzellen, sogenannte neutrophile Granulozyten beteiligt. Der Antikörper Secukinumab neutralisiert genau jenen Botenstoff, der diese Eiterzellen anheizt. Die Entzündung in der Haut geht zurück. Das Besondere an Secukinumab: Es wirkt sehr schnell. Schon nach zwei Wochen verschwinden die Eiterzellen komplett aus der Haut. Und auch Folgeerkrankungen können sich wieder bessern. Die häufigste Nebenwirkung ist eine leichte Infektion der oberen Atemwege. Außerdem gibt es ein leicht erhöhtes Risiko für eine Infektion mit Hefepilzen (Candida), besonders auf der Haut und im Darm.
Secukinumab ist nicht für jeden Patienten vorgesehen: Die Therapie wird bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Schuppenflechte (mehr als zehn Prozent der Hautoberfläche) und großen Herden in sichtbaren Arealen durchgeführt. Oder, wenn konventionelle Mittel nicht infrage kommen. Experten gehen allerdings davon aus, dass 30 bis 50 Prozent der Patienten diese Voraussetzungen erfüllen.