Armprothese durch Gedanken steuern
Über eine neuartige Armprothese lassen sich Handbewegungen durch Gedanken steuern. Die Bewegungen sind dadurch intuitiver und präziser als mit herkömmlichen Modellen.
So funktioniert die Armprothese
In den Schulterknochen wird ein Titanstab implantiert und dort - ähnlich wie bei einem Zahnimplantat - ein Kunststoffarm aufgesteckt. Das erspart Betroffenen einen großen Silikonschaft, mit dem Prothesen bisher befestigt wurden. Auch Gurte oder Ähnliches zum Halten sind nicht mehr nötig.
Die Steuerung der Prothese funktioniert per Gedankensignal. Ein Beispiel: Wenn der Betroffene "Ich bilde eine Faust" denkt, geben Nerven das entsprechende elektrische Signal an die Muskulatur weiter. Ein Mini-Computer analysiert die von Elektroden gemessenen Nervensignale und sendet Handlungsaufforderungen an die Prothese.
Voraussetzungen für die Prothese
Um die neuartige Armprothese mit Gedankensteuerung nutzen zu können, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein:
- Betroffene müssen sich den nicht mehr vorhandenen Arm möglichst gut vorstellen können. Je mehr Vorstellungsvermögen da ist, umso mehr Bewegungsmuster kann das Gehirn reaktivieren und umso größer ist die Aussicht auf ein gute Funktion der Prothese.
- Im Armstumpf müssen noch Nerven vorhanden sein, die Chirurgen in den Brustbereich "verpflanzen" können. Dabei fügen sie Muskeln und Nerven zusammen, die eigentlich nicht zusammengehören (Targeted Muscle Reinnervation). Bis die Nerven eingewachsen sind, dauert es bis zu einem halben Jahr.
Training nach der OP
Nach der OP müssen Betroffene die neu verlegten Nerven gezielt aktivieren. Ärzte kontrollieren auf einem Monitor, wie gut die Ansteuerung der Nerven und die daraus resultierenden Bewegungen gelingen. Auch an das Gewicht der Prothese müssen sich Betroffene erst gewöhnen. Es kann zwei Jahre dauern, bis das Bewegen der Prothese in vollem Umfang funktioniert.