Trockene Augen: Ursachen und Therapie bei Sicca-Syndrom
Trockene Augen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen. Ursache für das sogenannte Sicca-Syndrom ist oft zu wenig Tränenflüssigkeit. Auslöser können auch Medikamente oder Krankheiten sein. Augentropfen können helfen.
In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Zahl der Betroffenen mehr als verdreifacht. Frauen leiden häufiger unter trockenen Augen (Sicca-Syndrom) als Männer. Die Beschwerden sind vielfältig: juckende, brennende oder gerötete Augen, das Gefühl von müden Augen, verschwommenes Sehen oder ein Fremdkörpergefühl. Und auch wenn dauernd Tränen fließen, können die Augen zu trocken sein.
Ursachen für das Sicca-Syndrom
Für die Entstehung von trockenen Augen gibt es mehrere Ursachen:
- Häufig ist die Tränenflüssigkeit die Ursache für trockene Augen, wenn ihre Menge zu gering ist oder der Tränenfilm nicht lange genug auf der Augenoberfläche bleibt.
- Trockene Augen treten auch in Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auf, zum Beispiel als Begleiterscheinung bei Diabetes, Problemen mit der Schilddrüse, Hauterkrankungen wie Psoriasis, Neurodermitis oder Rosazea sowie bei rheumatischen Erkrankungen wie dem Sjögren-Syndrom.
- Auch Medikamente wie zum Beispiel Betablocker, Psychopharmaka, Schlafmittel oder Präparate gegen Allergien greifen in die Produktion des Tränenfilms ein und können trockene Augen verursachen.
- Vermutlich ist die zunehmende Umweltbelastung an der Entwicklung der Beschwerden beteiligt. Auch trockene Heizungsluft und Klimaanlagen begünstigen die erhöhte Verdunstung des Tränenfilms. Konzentriertes Arbeiten am Computer führt zu einer reduzierten Frequenz des Blinzelns und damit zu trockenen Augen. Für dieses Phänomen gibt es sogar einen eigenen Namen: das "Office-Eye-Syndrom" oder "Büroaugen-Syndrom".
- Auch verstopfte Lidranddrüsen, die Meibomschen Drüsen, können zu trockenen Augen führen. Hinweise sind winzige, krümelige Ablagerungen am Lidrand, die mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind. Ursache für die Verstopfungen können Milben sein. Die winzigen Spinnentierchen leben bei vielen Menschen an Haarfollikeln, Wimpern oder auf der Haut. Dort ernähren sie sich von Hautschüppchen, Fett und Bakterien. Auch Tropfen gegen grünen Star können die Meibomschen Drüsen beeinflussen und in ihrer Produktion hemmen oder zumindest einschränken. Und das wiederum führt dann zu Entzündungen der Lidränder und zu trockenen Augen.
Frauen stärker von trockenen Augen betroffen als Männer
Die Produktion des Tränenfilms unterliegt tageszeitlichen Schwankungen und nimmt zum Abend hin ab. Auch mit zunehmendem Alter produziert der Körper weniger Tränenflüssigkeit. Frauen sind davon stärker betroffen als Männer, weil hormonelle Faktoren einen Einfluss auf die Schleimhäute und damit auch auf den Tränenfilm haben.
Bei schweren Verläufen kommt es zu einer ausgeprägten Oberflächenstörung an Bindehaut und Hornhaut. Die Folge können nicht heilende Epitheldefekte an der Hornhaut oder Hornhautgeschwüre bis hin zur Hornhautperforation sein.
Zur Diagnose Tränenflüssigkeit bestimmen
Die Menge der produzierten Tränenflüssigkeit kann bei der Augenärztin oder dem Augenarzt durch einen einfachen Test, den Schirmer-Test, bestimmt werden. Dazu wird ein Streifen Filterpapier (Lackmuspapier) in den Bindehautsack des äußeren Lidwinkels eingehängt. Nach fünf Minuten wird die Strecke abgelesen, die die Tränenflüssigkeit in dem Papierstreifen zurückgelegt hat.
Der Test kann auf zwei unterschiedliche Weisen erfolgen:
- Am unbetäubten Auge wird die Reizsekretion getestet. Hier sollten nach fünf Minuten etwa zehn bis 15 Millimeter des Lackmusstreifens angefärbt werden.
- Unter örtlicher Betäubung wird die sogenannte basale Tränensekretion gemessen. Eine Laufstrecke von weniger als zehn Millimetern weist auf eine zu geringe Tränenproduktion hin.
Qualität des Tränenfilms überprüfen
Die Qualität des Tränenfilms kann der Augenarzt mithilfe der sogenannten Aufbrechzeit überprüfen. Dafür wird die Hornhaut eingefärbt und die Veränderung durch eine Spaltlampe beobachtet. Der Tränenfilm sollte nach jedem Lidschlag zehn Sekunden auf den Augen halten. Reißt er zu früh auf, ist das ein Zeichen dafür, dass die Zusammensetzung gestört ist.
Therapie: Wie Augentropfen, Sprays, Salben und Stöpsel helfen
Trockene Augen sollten keinesfalls ignoriert werden, denn in der Folge können die Augen weniger beweglich werden, die Hornhäute vernarben oder eintrüben - im Extremfall bis zur Erblindung. Es gibt verschiedene Therapie-Möglichkeiten:
- Benetzende Augentropfen können helfen. Tränenersatzmittel gibt es rezeptfrei in der Apotheke. Die klassischen Tropfen enthalten in der Regel Konservierungsstoffe. Spezielle Dosier-Tropf-Fläschchen oder Packungen zum einmaligen Gebrauch kommen ohne Konservierungsstoffe aus und sind oft besser verträglich. Darüber hinaus werden Tränenersatzmittel als Spray sowie als Salbe für die Nacht angeboten. Bei anhaltenden Beschwerden sollte die Ursache immer von einem Augenarzt abgeklärt werden.
- Verstopfte Meibomsche Drüsen lassen sich mit gründlicher Lidrandpflege frei bekommen. Dazu werden ein bis zwei Mal pro Tag sehr warme (nicht heiße) Kompressen zehn Minuten auf die Lider gelegt. Danach streicht man den Lidrand von außen nach innen mit angefeuchteten Tüchern, Wattestäbchen oder in Teebaumöl getränkten Einmaltüchern ab. Nach etwa einer Woche sollten die Beschwerden deutlich nachlassen.
- Wer unter zu wenig Tränenflüssigkeit leidet, kann verhindern, dass diese zu schnell aus dem Auge fließt: Der Hauptabflusskanal lässt sich mit winzigen Stöpseln aus Silikon verstopfen. Die Methode hilft, aber nicht in allen Fällen. Krankenkassen erstatten die Kosten in der Regel nicht.
Tipps zum Schutz der Augen vor Trockenheit
Diese einfachen Maßnahmen können trockene Augen in vielen Fällen verhindern:
- Genügend Schlaf ist wichtig, damit sich die Augen erholen.
- Klimaanlage und Lüfter abschalten
- Regelmäßig das Fenster öffnen, sowohl im Auto als auch im Büro.
- direkten Luftstrom auf das Auge meiden
- Zigarettenrauch meiden
- viel Wasser trinken
- Sonnenschutz mit einer Qualitätssonnenbrille vom Optiker
- bei der Bildschirmarbeit, beim Fernsehen und Lesen öfter blinzeln, regelmäßig kurze Pausen einlegen
- Augen nicht reiben, sondern blinzeln
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