Sjögren-Syndrom: Trockene Augen, trockener Mund
Das Sjögren-Syndrom ist eine rheumatische Autoimmunerkrankung, die zu verminderter Produktion von Tränenflüssigkeit, Speichel und anderen Sekreten führt. Sie zählt zu den sogenannten Kollagenosen.
Unter Mundtrockenheit oder trockenen Augen leiden viele Menschen. Wenn zu diesen Symptomen Gelenkentzündungen, ein Vergrößerung der Speicheldrüsen, Nervenleiden, bestimmte Hautausschläge oder Nierenprobleme hinzukommen, könnte es sich um ein sogenanntes Sjögren-Syndrom handeln. Die nach dem schwedischen Augenarzt Henrik Samuel Conrad Sjögren (1899-1986) benannte Erkrankung wurde 1965 erstmals beschrieben und als Dreiklang von trockenen Augen, verminderter Speichelsekretion und Gelenkrheuma oder anderen Bindegewebserkrankungen (wie zum Beispiel Lupus erythematodes, Sklerodermie oder Vaskulitis) definiert.
Symptome des Sjögren-Syndroms
Die wichtigsten Symptome sind die verminderte Speicheldrüsenfunktion (Xerostomie) und Tränendrüsenfunktion (Xerophthalmie). Die Mundtrockenheit kann zu brennenden Schmerzen, Schluckschwierigkeiten bei trockener Nahrung sowie Schwierigkeiten länger zu sprechen führen. Da der Speichel die Zähne weniger umspült, leiden die Betroffenen gehäuft an Karies, vor allem am Zahnhals.
Der verminderte Tränenfluss kann zu einem sandartigen Fremdkörpergefühl unter den Augenlidern führen, zu Sekretfäden in den Augenwinkeln, Brennen, Rötung, Juckreiz, erhöhter Lichtempfindlichkeit sowie leichter Ermüdung der Augen. Viele Betroffene weisen eine Schwellung der Speicheldrüsen auf. Aber auch andere Drüsen können beteiligt sein, zum Beispiel in den Atemwegen, am Scheideneingang.
Oft treten zusätzlich allgemeine Symptome wie schnelle Ermüdbarkeit, leichtes Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen auf. Auch ein sogenanntes Raynaud-Syndrom kann mit dem Sjögren-Syndrom in Verbindung stehen. Zudem können Lunge, Nieren, Gefäße und in seltenen Fällen Gehirn und Rückenmark beteiligt sein.
Hinweise auf das Sjögren-Syndrom
Die Diagnose des Sjögren-Syndroms lässt sich anhand festgelegter Kriterien und Tests bestätigen und von anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen abgrenzen. Zunächst wird dabei nach den typischen Augen- und Mundsymptomen gefragt: Wer über mindestens drei Monate täglich unter trockenen Augen mit Fremdkörpergefühl leidet oder mindestens dreimal täglich künstliche Tränen verwendet, könnte tatsächlich unter einem Sjögren-Syndrom leiden. Das gilt auch für Betroffene, die mindestens drei Monate lang das Gefühl von Mundtrockenheit haben oder beim Kauen trockener Nahrungsmittel mit Flüssigkeiten nachhelfen müssen.
Sjögren-Diagnose mit Schirmer-Test, Labor und weiteren Verfahren
Sind diese Kriterien erfüllt, folgen Tränen- und Speicheluntersuchungen. Wie viel Tränenflüssigkeit die Tränendrüsen produzieren, wird mit einem ins Unterlid eingehängten Filterpapierstreifen gemessen (Schirmer-Test). Außerdem werden die Augen auf Schäden untersucht. Labortests können auffällige Antikörper im Blut bestimmen. Bei einem Sjögren-Syndrom können sogenannte SS-A nachgewiesen werden, auch antinukleäre Antikörper (ANA) und Rheumafaktoren sind bei Patientinnen und Patienten mit Sjögren-Syndrom vorhanden. Bei den meisten Betroffenen ist die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG) erhöht, viele weisen einen Mangel an roten oder weißen Blutkörperchen auf. Um Drüsengewebe unter dem Mikroskop untersuchen zu können, wird eine kleine Speicheldrüse aus der Lippe entnommen. Die Untersuchung der Gewebeprobe in der Pathologie liefert besonders sichere Ergebnisse. In der Zusammenschau der Symptome, der körperlichen Befunde und der Labortests wird die Diagnose Sjögren-Syndrom gestellt.
Ursache der Erkrankung noch unklar
Die Ursache der am häufigsten bei Frauen mittleren Alters auftretenden Erkrankung ist unbekannt. Klar ist, dass weiße Blutkörperchen in die Sekretdrüsen gelangen und Entzündungsvorgänge das Drüsengewebe schädigen. In der Folge kommt es zu einer verminderten Sekretproduktion und zur Austrocknung der Schleimhäute im Auge, im Mund und in anderen Körperbereichen.
Therapie des Sjögren-Syndroms mit Medikamenten
Das Sjögren-Syndrom lässt sich nicht heilen, aber die Symptome können gelindert werden. Die Behandlung konzentriert sich auf die Kontrolle der Symptome mit künstlichen Tränen, entzündungshemmenden Medikamenten und Luftbefeuchtern. Gegen Gelenk- und Hautprobleme können Arzneimittel wie Hydroxychloroquin und/oder Methotrexat eingesetzt werden, gegen schwere Symptome aufgrund von Schädigungen innerer Organe auch Kortikosteroide oder Rituximab.
Behandlung der trockenen Augen
Trockene Augen können tagsüber mit künstlicher Tränenflüssigkeit und nachts mit einer befeuchtenden Salbe geschützt werden. Auch Augentropfen mit dem Entzündungshemmer Ciclosporin können sinnvoll sein. Wie Scheuklappen seitlich an der Brille angebrachte Blenden können die Augen vor Wind und Luftzug schützen und so das Verdunsten der Tränenflüssigkeit verringern. Mit einem augenchirurgischen Eingriff können auch die Tränenkanäle an den Winkeln der Unterlider gezielt verschlossen werden, damit der Tränenabfluss verringert wird und die Tränen länger im Auge bleiben.
Behandlung der Mundtrockenheit
Gegen die Mundtrockenheit helfen Getränke, Mundspülung mit Speichelersatz oder zuckerfreie Kaugummi. Arzneimittel wie Pilocarpin oder Cevimelin können in vielen Fällen die Speichelproduktion anregen. Wichtig sind zudem eine sorgfältige Zahnpflege und regelmäßige Zahnarztbesuche, um Karies unter Kontrolle zu behalten.
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