Genitalherpes: Ansteckung, Symptome und Behandlung
Genitalherpes ist eine sexuell übertragbare Erkrankung, ausgelöst von Herpes simplex Viren. Wichtigstes Symptom sind schmerzhafte Bläschen im Genitalbereich. Herpes genitalis kann immer wieder ausbrechen.
Genitalherpes (Herpes genitalis) ist eine hoch ansteckende Erkrankung, die durch Herpes simplex Viren (HSV) verursacht wird. Das Virus kommt dabei in zwei Typen vor: Typ 1 (auch bekannt als Auslöser von Lippenherpes, Herpes labialis) und Typ 2. Die klar meisten Infektionen mit Genitalherpes gehen auf Herpes simplex Typ 2 (HSV-2) zurück - schätzungsweise 70 bis 80 Prozent der Erkrankungen. Herpes genitalis wird durch Hautkontakt übertragen, genauer:
- durch direkten Kontakt mit dem Ausschlag (Herpesbläschen im Genitalbereich oder Analbereich)
- Kontakt mit einem infizierten Bereich, an dem keine Bläschen sichtbar sind.
Die meisten Infizierten bleiben jedoch ohne Beschwerden oder haben nur schwache Symptome, weshalb eine HSV-Infektion lange unentdeckt bleiben kann. Treten Symptome auf und besteht der Verdacht auf Genitalherpes, sollte Mann oder Frau ärztliche Hilfe suchen, da gerade die Erstinfektion sehr schmerzhaft und langwierig verlaufen kann. Bei einer Diagnose sollten vorherige Sexualpartner informiert werden.
Symptome von Genitalherpes
Typische Symptome bei Genitalherpes, die sowohl bei infizierten Männern, als auch bei Frauen auftreten können, sind:
- Juckender und schmerzhafter Ausschlag am Körper mit Bläschen in kleinen Gruppen, die von Rötungen umgeben sind (Erytheme). Die Bläschen reißen oder platzen binnen Tagen auf, nässen - später verkrusten sie. Die Bläschen bilden sich vor allem im Genital- und Analbereich. Auch die Innenseite der Oberschenkel kann betroffen sein.
- Kribbeln, Brennen und Jucken der Haut, oft in der Leistengegend (mit oder ohne Bläschenbildung)
- Ausfluss
- Fieber und Gliederschmerzen
- Unterleibsschmerzen beim Wasserlassen
- Kopfschmerzen
- Muskelschmerzen
- Erbrechen
- Vergrößerte (schmerzhafte) Leistenlymphknoten
Treten Symptome auf, sind sie beim Erstausbruch von Genitalherpes meist besonders stark und umfassen mehrere der genannten Symptome. Spätere Ausbrüche von Herpes genitalis (bei rezidivierenden, also wiederkehrenden, Infektionen) verlaufen deutlich milder. Nach Ausbruch von Genitalherpes dauern die Beschwerden in der Regel sieben bis 14 Tage.
Spezielle Symptome bei der Frau
Bei der Frau treten die Herpesbläschen meist an Schamlippen (Vulvalippen) und Scheide (Vagina) auf. Über die Vagina breitet sich das Herpes simplex-Virus bei Frauen oft auch bis zum Gebärmutterhals aus (herpetische Zervizitis). Innen liegende Bläschen sind weniger schmerzhaft und gerade im Genitalbereich der Frau oft nicht sichtbar - das birgt Ansteckungsgefahr, wenn ein Ausbruch nicht bemerkt wird.
Spezielle Symptome beim Mann
Von den Bläschen im Genitalbereich sind beim Mann in der Regel Penis und Eichel, Hodensack und die Region der Vorhaut betroffen. Mediziner bezeichnen die hervorgerufene Entzündung des Penis auch als herpetische Balanoposthitis. Die Bläschen können auch unter der Vorhaut liegen.
Ansteckung mit Genitalherpes - und was schützt
Sexueller Kontakt mit einem Herpes genitalis-Infizierten ist der häufigste Weg der Ansteckung mit Genitalherpes - aber nicht das einzige Risiko für eine Ansteckung. Grundsätzlich gilt:
- HSV überträgt sich vor allem über Hautkontakt - vor allem direkt beim Sex und jeder intimen Form von Berührung des Körpers.
- Auf Oberflächen sind Herpes simplex Viren nicht lange überlebensfähig, weshalb klassische Schmierinfektionen über Gegenstände, zum Beispiel Handtücher, unwahrscheinlicher sind, als bei anderen Krankheiten.
- Kondome können das Risiko einer Ansteckung deutlich senken, bieten aber keinen vollständigen Schutz vor der Erkrankung, weil die infektiösen Herpesbläschen auch an Hautstellen liegen können, die nicht vom Kondom abgedeckt oder geschützt werden.
- Beim Oralsex mit Lippenherpes (Herpes simplex Typ 1) kann es ebenso zu einer Ansteckung mit Genitalherpes kommen, auch wenn der häufigste Auslöser Herpes simplex Typ 2 ist. Kondome oder Lecktücher können das Risiko senken.
- Eine Infektion mit HSV-1 verhindert keine Infektion mit HSV-2.
- Während eines HSV-Ausbruchs ist das Risiko zur Infektion am größten. Experten raten darum in dieser Zeit auf Sex zu verzichten. Therapie mit antiviralen Medikamenten (beispielsweise Aciclovir, Famciclovir oder Valaciclovir) senkt die Viruslast und so wahrscheinlich auch das Ansteckungsrisiko - dazu müssen die Medikamente aber längerfristig eingenommen werden. Die Übertragungswahrscheinlichkeit ist nicht vorhersehbar.
- Bei einem Ausbruch von Genitalherpes um den Zeitpunkt einer Entbindung kann das Kind infiziert werden. Das ist extrem selten, birgt dann aber große Gefahr für das Neugeborene. Darum setzen Ärztinnen und Ärzte in solchen Fällen entweder antivirale Medikamente ein, um den Ausbruch zu verhindern oder raten zu einem Kaiserschnitt.
Die Inkubationszeit bei Genitalherpes (Zeit vom ersten Kontakt mit Herpes simplex bis zu ersten Symptomen) liegt zwischen zwei Tagen und etwa drei Wochen. Aber bei vielen Menschen treten trotz Infektion keine Symptome auf. Sie tragen die Herpesviren unbemerkt in sich.
Genitalherpes ohne sexuellen Kontakt - ist das möglich?
Das ist unwahrscheinlich, aber möglich. Zum einen kann sich Herpes simplex von der Mutter bei einer Geburt auf das Kind übertragen. Zum anderen braucht es bei starker körperlicher Nähe mit einem oder einer Infizierten nicht zwingend einen sexuellen Akt (oral, vaginal oder anal), um sich mit HSV anzustecken. Auch Petting beispielsweise oder Massage bei mangelnder Handhygiene kann im schlimmsten Fall genügen.
Behandlung von Genitalherpes
Wer einmal mit Genitalherpes (Herpes simplex Virus) infiziert wurde, trägt die Herpesviren lebenslang in sich. Grundsätzlich können sie immer wieder zu einem Ausbruch führen. Eine Heilung von der Infektion ist bislang nicht möglich. Bei der Behandlung von Genitalherpes geht es immer um Linderung der Symptome, Verkürzung des aktuellen Ausbruchs oder das Hinauszögern eines nächsten Ausbruchs. Letzteres ist vor allem Ziel bei Infizierten in der Schwangerschaft: Mit Medikamenten versuchen Ärzte den symptomatischen Genitalherpes zum Zeitpunkt der Entbindung zu vermeiden, denn sonst kann unter Umständen nur ein Kaiserschnitt die Infektion des Kindes mit HSV verhindern.
Schmerzen können Patientinnen und Patienten mit handelsüblichen Schmerzmitteln entgegenwirken. Grundsätzlicher - auch zur Verkürzung oder Vermeidung eines erneuten Ausbruchs von Genitalherpes - setzen virushemmende Medikamente an.
Genitalherpes mit antiviralen Medikamenten behandeln
Da Antibiotika gegen Viren nichts ausrichten, stehen als Medikamente zur direkten Behandlung von Herpes genitalis nur sogenannte antivirale Medikamente zur Verfügung: Sie hemmen die Reproduktion (Vermehrung) des Virus und verringern so die Viruslast. Typischerweise setzen Ärzte gegen die Erkrankung antivirale Medikamente mit den Wirkstoffen Aciclovir, Famciclovir oder Valaciclovir ein. Laut Leitlinien kann bei Wiederaufflammen der Herpesviren auch Foscarnet genutzt werden. Als antivirales Medikament der Wahl in der Schwangerschaft gilt aufgrund der gesicherten Erfahrungswerte laut Leitlinien Aciclovir.
Für eine erfolgreiche Behandlung mit antiviralen Medikamenten ist es wichtig, dass die Tabletten innerhalb von 24 Stunden nach Symptombeginn eingenommen werden. Antivirale Medikamente gegen Genitalherpes müssen eingenommen werden - eine lokale Behandlung mit einer virushemmenden Creme oder Salbe hilft nicht.
Spätfolgen einer Infektion mit Genitalherpes
Herpes simplex Viren verbleiben ein Leben lang im Körper und können immer wieder Symptome auslösen. Als Spätfolge beziehungsweise Komplikation können die Viren in seltenen Fällen auch andere Körperregionen befallen und beispielsweise zu folgenden Erkrankungen führen:
- Gehirnentzündung (Enzephalitis) oder Hirnhautentzündung (Meningitis durch HSV)
- Ausbreitung auf die Haut bei Menschen mit Neurodermitis oder Immunschwäche (beispielsweise als Scheibenrose)
- Infektion der Hornhaut des Auges (Herpes simplex-Keratitis) oder sogar der Hornhaut und Bindehaut des Auges (herpetische Keratokonjunktivitis oder Herpes simplex-Keratokonjunktivitis mit Lichtempfindlichkeit). Auch eine Entzündung des Augenlids (Blepharitis) oder anderer Hautbestandteile des Auges ist möglich, wenn auch sehr selten.
- Eichelentzündung (Balanitis)
- Harnröhrenentzündung (Urethritis)
- Prostataentzündung
- Nierenschwäche (Niereninsuffizienz)
- Enddarmentzündung (Proktitis oder HSV-Proktitis)
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Infektion
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