Frau verschränkt Hände im Schritt vor schmerzendem Intimbereich (Bild: IMAGO/Prakaymas Vichitchalao) © IMAGO/Prakaymas Vichitchalao Foto: Prakaymas Vichitchalao

Lichen sclerosus: Juckende Hautkrankheit im Intimbereich

Stand: 08.01.2025 08:33 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Lichen sclerosus kennzeichnen im Frühstadium Symptome wie Jucken und Schmerzen im Intimbereich. Trotzdem ist es keine Geschlechtskrankheit und nicht ansteckend. Schnelle Behandlung verhindert Entwicklungen zu Krebs.

von Ursula Stamm

Lichen sclerosus ist eine chronisch entzündliche, gutartige Hauterkrankung, die weder mit mangelnder Hygiene zu tun hat noch zu den Geschlechtskrankheiten gehört. Sie ist nicht ansteckend. Meistens - aber nicht immer - treten die Veränderungen und Beschwerden der Haut im Genitalbereich auf. Die Ursachen für Lichen sclerosus sind noch nicht geklärt. Unbehandelt kann die Hautkrankheit neben Vernarbungen und Hautschrumpfungen auch die Entwicklung von Krebs begünstigen: Die Erkrankung ist ein Risikofaktor für Plattenepithelkarzinome (Form von weißem Hautkrebs), die dann an Vulva, Penis oder im Afterbereich auftreten.

Frauen erkranken häufiger

Man geht davon aus, dass etwa jede 50. Frau in Deutschland von Lichen sclerosus betroffen ist, wobei auch Männer, Kinder und Jugendliche erkranken können. Bei Frauen tritt die Hautkrankheit häufiger in den Wechseljahren auf, am häufigsten aber zwischen 60 und 69 Jahren, belegen Daten einer großen dänischen Studie.

Symptome: Lichen sclerosus erkennen

Typische Beschwerden im Frühstadium sind Juckreiz, Brennen und Schmerzen im Bereich von After und Genitalbereich: bei Frauen meistens an der Vulva, beim Mann an Eichel und Vorhaut des Penis. Im Spätstadium kommen Veränderungen der Haut wie weiße Flecken, Verhärtungen und Vernarbungen als Symptome hinzu.

Zusammengefasst zeigen sich bei Lichen sclerosus diese Beschwerden:

  • Juckreiz, Brennen und Schmerzen im Genitalbereich und am After (Anogenitalbereich)
  • Hautempfindlichkeit
  • blasse Läsionen (weiße Flecken, verkümmerte und/oder gewellte Hautpartien)
  • Blutergüsse / Hauteinblutungen durch entzündete Blutgefäße (Purpura/ Ekchymose)
  • weißliche, verdickte Flecken (Hyperkeratose, Sklerose)
  • Risse in der Haut (Fissuren)
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr / Unmöglichkeit von Geschlechtsverkehr durch Schmerz (Dyspareunie/Apareunie)
  • Schmerzen beim Wasserlassen (Dysurie)
  • Blasen auf der Haut (selten)
  • Beim Mann: Verengung der Vorhaut und schmerzhafte Erektionen
  • Verstopfung (selten; eher bei betroffenen Kindern)

Lichen sclerosus kann in seltenen Fällen auch an anderen Körperstellen Hautveränderungen verursachen, zum Beispiel in den Achselhöhlen, den Innenseiten der Handgelenke, am Rumpf oder im Nacken.

Wie sieht Lichen sclerosus aus und womit kann es verwechselt werden?

Im Frühstadium sind die Hautveränderungen braun-rötlich. Später entstehen weißliche, leicht erhabene Flecken. Diese Symptome haben der Erkrankung auch den Namen gegeben: "Lichen" kommt aus dem griechischen und heißt "Flechte", "sclerosus" bedeutet "hart / trocken". Wird die Erkrankung nicht behandelt, verhärten sich die Hautveränderungen und führen zu Vernarbungen und Hautschrumpfungen, die sehr schmerzhaft werden können.

Lichen sclerosus kann wegen ähnlicher Symptome verwechselt werden mit:

Diagnose von Lichen sclerosus

Lichen sclerosus ist eine Hauterkrankung, die von einer Hautärztin oder einem Hautarzt, aber auch Gynäkologen oder Proktologen diagnostiziert werden kann. Oft genügt erfahrenen Ärzten die Blickdiagnose. Um Infektionen mit Pilzen oder Bakterien auszuschließen, kann zur Diagnose auch ein Hautabstrich genommen werden. Eine Gewebeprobe (Biopsie) unter Lokalanästhesie ist in selteneren Fällen notwendig, um andere Erkrankungen auszuschließen.

Wie gefährlich ist Lichen sclerosus?

Wird Lichen sclerosus nicht behandelt, kann es neben Vernarbungen, Verklebungen und Hautschrumpfungen auch zu bösartigen Veränderungen kommen: Das Risiko für Hautkrebs an den Schamlippen, der Vulva oder dem Penis ist erhöht, weshalb Betroffene regelmäßig zur gynäkologischen, urologischen oder andrologischen Vorsorgeuntersuchung gehen sollten. Auch eine regelmäßige Selbstuntersuchung wird empfohlen. Da die Barrierefunktion der Haut gestört ist, sind Betroffene auch anfälliger für Pilzinfektionen und Feigwarzen.

Behandlung von Lichen sclerosus

Je früher die Erkrankung erkannt wird und die Behandlung startet, desto eher können Hautschrumpfungen, Vernarbungen und im schlimmsten Fall die Entwicklung zu Krebserkrankungen vermieden werden. Lichen sclerosus ist nicht heilbar, kann aber bei rechtzeitigem Erkennen gut behandelt werden. Dafür ist es wichtig, dass Betroffene nicht scheuen, sich ärztliche Hilfe zu holen.

Die Behandlung von Lichen sclerosus erfolgt anfangs meist mit hoch dosierten kortisonhaltigen Salben, die ein bis zwei Mal täglich direkt auf die betroffenen Hautpartien (beispielsweise Vulva oder Vorhaut) aufgetragen werden. Dabei kann ein Handspiegel hilfreich sein, gerade zu Beginn der Therapie. Alternativ können Kortisonpräparate auch direkt vom Arzt in die betroffenen Hautareale injiziert werden. Nach etwa drei Monaten sollte der Behandlungserfolg kontrolliert und die Therapie angepasst werden. Viele Patienten und Patientinnen brauchen dauerhaft Kortisonsalben, können die Dosierung und Anwendungshäufigkeit aber herabsetzen, was Nebenwirkungen reduziert.

Neben Kortisonpräparaten kommen bei der Behandlung auch Wirkstoffe wie Tacrolimus und Pimecrolimus (Calcineurinhemmer) zum Einsatz, die entzündungshemmend wirken und das Immunsystem modulieren. Diese Medikamente werden auch dann eingesetzt, wenn eine Unverträglichkeit gegen Kortison besteht.

Geschlechtsspezifische Behandlungsmöglichkeiten bei Lichen sclerosus

Bei Jungen und Männern führt die Beschneidung der Vorhaut (Zirkumzision) als Therapie oft zu einem deutlichen Rückgang der Beschwerden. Seit einigen Jahren wird bei Patientinnen auch die vaginale Lasertherapie gegen Lichen sclerosus eingesetzt. Die Lichtenergie des Lasers führt dabei zur Reizung der Vaginalschleimhaut, auf die diese mit der Produktion von neuem Gewebe reagiert - das frische Gewebe ist weicher und elastischer als das erkrankte. Meistens sind mehrere Sitzungen notwendig und nicht allen Betroffenen hilft die Lasertherapie. Sie wird auch nicht generell von gesetzlichen Krankenkassen übernommen; auf Antragstellung in Einzelfällen allerdings schon.

Tipps: Was können Betroffene selbst tun?

Neben der medikamentösen Therapie mit Kortison, lindern auch fettreiche Salben, Öle oder Vaseline den Juckreiz und machen die Haut weicher. Weitere Tipps sind:

  • Seidenunterwäsche statt Baumwoll- oder Synthetik-Unterwäsche
  • luftige Kleidung
  • weicher Fahrradsattel
  • weiches Toilettenpapier, kein feuchtes Toilettenpapier
  • milde Waschlotionen
  • Verzicht auf vaginale Spülungen
  • Gleitgel beim Geschlechtsverkehr verwenden.

Ursachen von Lichen sclerosus weitestgehend unbekannt

Die genaue Ursache von Lichen sclerosus (L90.0 im Krankheitsregister LCD-10) ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Die Erkrankung verläuft meist in Schüben und hat auch andere Parallelen zu Autoimmunerkrankungen, so dass das eine gängige Erklärungshypothese ist. Frauen leiden häufiger unter Autoimmunerkrankungen und sind auch häufiger von Lichen sclerosus betroffen. Etwa 20 bis 30 Prozent der Patientinnen, die unter Lichen sclerosus leiden, haben zusätzlich eine andere Autoimmunerkrankung wie Schuppenflechte (Psoriasis) oder eine Schilddrüsenerkrankung (Hashimoto-Thyreoiditis).

 

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