Hagelkorn: Auge mit rundlicher, dicker Schwellung am Oberlid © imago images / Panthermedia Foto: barth-werbung.de

Hagelkorn am Auge - erkennen und behandeln

Stand: 19.08.2024 12:22 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Bei einem Hagelkorn, auch Chalazion genannt, ist das Auge am Lid geschwollen und gerötet. Ursache ist eine verstopfte Talgdrüse. Es lässt sich gut durch Hausmittel behandeln. Nur selten ist eine OP nötig.

von Carola Welt

Ein kleines Knötchen am Lidrand, im Bereich der Wimpern. Das Augenlid ist etwas gerötet und geschwollen - ein unangenehmes Gefühl. Das kann ein Hagelkorn sein. Der medizinische Begriff für Hagelkorn ist Chalazion. Ein Hagelkorn schmerzt in der Regel nicht, aber es kann etwas drücken. Viele finden das Chalazion aber vor allem ästhetisch störend. Außerdem kann ein Hagelkorn bei entsprechender Größe die Sicht einschränken.

Das Hagelkorn zum Platzen bringen, indem man es ausdrückt oder aufsticht, wird nicht empfohlen. Es gibt aber Hausmittel, die helfen.

Hagelkorn: Fakten in Kürze

Ein Hagelkorn (Chalazion) ist ein harmloser Knoten am Lidrand des Auges. Es liegt meist direkt an der oberen oder unteren Lidkante.

Wie entsteht ein Chalazion?

Ein Hagelkorn (Chalazion) entsteht durch eine chronische Entzündung von verstopften Talgdrüsen am Augenlidrand. Zu den Talgdrüsen am Augenlid zählen die Meibom-Drüsen und die Zeis-Drüsen. Die Meibom-Drüsen produzieren eine ölige Flüssigkeit, die einen Teil des Tränenfilms bildet. Die Zeis-Drüsen bilden Talg im Bereich der Haarfollikel. Verstopfen die Ausführungsgänge dieser Lidranddrüsen - meist der Meibom-Drüsen - kommt es zum Sekretstau. Das führt zu einer Schwellung innerhalb des Lids und später zu einer chronischen Entzündung aufgrund einer Fremdkörperreaktion. Sekret und Gewebe werden abgekapselt. Im Lauf einiger Wochen wächst ein fester, eben hagelkorngroßer Knoten.

An der Verstopfung sind keine Keime beteiligt - im Gegensatz zu einem Gerstenkorn (Hordeolum). Daher ist ein Hagelkorn auch nicht ansteckend.

Symptome: Wie erkenne ein Hagelkorn am Auge?

Das Hagelkorn ist ein festes Knötchen, es kann am oberen oder unteren Lidrand sitzen. Der Knoten ist leicht verschiebbar und schmerzt meist nicht. Häufig beschreiben Betroffene ein unangenehmes Druckgefühl oder Fremdkörpergefühl. Ein weiteres Symptom: Der Bereich um das Chalazion kann eine Schwellung oder Rötung zeigen. Meistens bildet sich nur ein einzelnes Hagelkorn, mehrere Hagelkörner am Auge sind selten.

Größere Hagelkörner können die Sehfähigkeit beeinträchtigen. Wenn der Druck auf den Augapfel wächst, verstärkt das auch die Reibung zwischen Lid und Bindehaut. Das Auge tränt, die Lichtempfindlichkeit ist erhöht.

Hagelkorn oder Gerstenkorn: Was ist der Unterschied?

Auch das Gerstenkorn (Hordeolum) ist eine Lidrandentzündung mit Bildung eines Knotens. Anders als beim Hagelkorn sind beim Gerstenkorn jedoch Bakterien wie Staphylokokken oder - seltener - Streptokokken mit im Spiel. Sie haben eine bakterielle Infektion der Talgdrüsen ausgelöst. Ein Gerstenkorn ist ansteckend. Häufig sind Kinder von Gerstenkörnern betroffen, weil sie sich oft ins Gesicht fassen und so die Bakterien ins Auge befördern.

Die Symptome eines Hagelkorns können auf den ersten Blick denen eines Gerstenkorns ähneln.
Aber es gibt auch unterschiedliche Symptome:

  • Ein Hagelkorn entwickelt sich eher langsam, ein Gerstenkorn ist plötzlich da.
  • Ein Gerstenkorn ist ein eitriger Knoten, zeigt also einen gelben Punkt, ein Hagelkorn füllt sich nicht mit Eiter.
  • Ein Gerstenkorn tut weh, es ist stark berührungsempfindlich. Der Schmerz kann ausstrahlen. Beim Hagelkorn besteht meist nur ein geringes Druckgefühl.

Weitere Informationen
Nahaufnahme eines entzündeten Augenlides. © Colourbox Foto: -

Gerstenkorn am Auge erkennen und effektiv behandeln

Das Gerstenkorn entsteht durch Entzündungen am Augenlid. Oft heilt es von allein. Eine Behandlung mit Medikamenten kann helfen. mehr

Hagelkorn zum Platzen bringen?

Keinesfalls sollten Betroffene an dem Hagelkorn herumdrücken, um es zum Platzen zu bringen! Dabei können anliegende Keime ins Gewebe eindringen und eine Infektion auslösen. Auch wer das Hagelkorn mit einer Nadel aufstechen will, riskiert, dass es sich entzündet.

Hagelkorn behandeln: Diese Hausmittel helfen

Der Heilungsprozess und die Rückbildung eines Hagelkorns können Betroffene mit einfachen Hausmitteln fördern. Grundsätzlich gilt: Wärme hilft, das gestaute Sekret in der Drüse aufzuweichen und zum Abfluss zu bringen:

  • Feucht-warme Kompressen: Ein Stück Baumwolltuch oder ein Wattepad in etwa 40 Grad warmes Wasser tauchen. Danach fünf bis zehn Minuten auf die geschlossenen Augen legen. Etwa alle vier Stunden wiederholen. Die Kompressen aus hygienischen Gründen nur einmal benutzen. Besser keine Teebeutel verwenden, da sie zu allergischen Reaktionen führen können. Es gibt auch eine Gel-gefüllte Wärmebrille aus der Apotheke, die ähnlich funktioniert.
  • Wärmebehandlung mit einer Rotlichtlampe: Jeweils 10 bis 15 Minuten, zweimal am Tag das betroffene Auge behandeln. Dabei auf einen Abstand von mindestens 50 Zentimetern zur Lichtquelle achten und die Augen geschlossen halten.
  • Sanfte Massage des Augenlids: Auch das kann helfen, den Sekretstau abzubauen. Dabei auf absolut saubere Hände achten.

Behandlung mit Salben und Medikamenten

Rezeptfreie Salben für die Augen mit dem entzündungshemmenden Wirkstoff Bibrocathol (beispielsweise Posiformin) können zur Behandlung eingesetzt werden, um das Zurückbilden eines Hagelkorns zu beschleunigen. Hilft das nicht, können sich Betroffene kortisonhaltige Salben oder Tropfen für die Augen von einem Arzt oder einer Ärztin verschreiben lassen.

Bei einem Hagelkorn sind in der Regel keine Bakterien im Spiel. Darum helfen auch Antibiotika nicht. Wenn aber zusätzlich zum Hagelkorn eine Infektion vorliegt, können Hausärzte oder Augenärztinnen antibiotikahaltige Augentropfen oder Augensalben verordnen.

Bei anhaltendem oder großem Hagelkorn ist es möglich, es mit Steroiden in Form von Spritzen zu behandeln. Steroide unterdrücken den Reiz und die Schwellung.

Hagelkorn durch OP entfernen

Manchmal ist es nötig ein Hagelkorn durch eine kurze Operation zu beseitigen. Besonders dann, wenn es zu Beeinträchtigungen beim Sehen führt. Die OP erfolgt unter örtlicher Betäubung. Der Knoten wird mit einem kleinen Schnitt geöffnet und beseitigt. Genäht werden muss dieser kleine Schnitt nicht, die Wunde heilt von allein. Der Patient oder die Patientin bekommt anschließend einen Augenverband.

Wann zum Augenarzt oder zur Augenärztin?

Zum Augenarzt oder zu einer Augenärztin sollten Betroffene,

  • wenn sie noch nie ein Hagelkorn hatten und unsicher ist,
  • wenn das Lid dick geschwollen ist,
  • wenn die Schwellung am Lid immer größer wird,
  • wenn die Umgebung der Augen stark gerötet ist,
  • wenn die Augen bei Bewegung schmerzen,
  • wenn sich ein Hagelkorn auch nach einigen Wochen nicht zurückbildet oder wenn nach Monaten immer noch eine Schwellung zu sehen ist,
  • wenn das Hagelkorn wiederholt auftritt,
  • wenn ein Kind betroffen ist.

Ein Hagelkorn erkennt der Arzt oder die Ärztin mit bloßem Auge oder bei der Untersuchung mit der Spaltlampe. Wichtig ist, abzuklären, ob es tatsächlich ein Hagelkorn ist oder es sich um eine andere Erkrankung handelt, um eine bösartige Erkrankung am Augenlid auszuschließen. Das seltene Talgdrüsenkarzinom zeigt sich als runder, schmerzloser Knoten des Augenlids.

Verschwindet ein Hagelkorn ohne Behandlung?

Ein Hagelkorn bildet sich häufig von selbst zurück. Es kann jedoch mehrere Wochen dauern, ehe sich das gestaute Sekret der Talgdrüsen wieder abbaut und der Knoten völlig verschwindet. Das Hagelkorn kann aber auch gleich groß bleiben oder sogar weiterwachsen.

Ursachen für ein Hagelkorn

Ein Hagelkorn kann sich durch folgende Ursachen bilden:

  • Schlechte Hygiene am Augenlid, etwa beim Tragen von Kontaktlinsen oder beim unzureichenden Entfernen von Augen-Make-up erhöht das Risiko, dass die Talgdrüsen der Augenlider verstopfen.
  • Staub, Rauchen, trockene Luft, bedingt durch Heizungsluft, Klimaanlage oder Wind kann die Ausführungsgänge der Meibomschen Drüsen reizen.
  • Medikamente und hormonelle Umstellung können Ursache sein.
  • Eine genetische Veranlagung kann das Risiko für Hagelkörner erhöhen.
  • Ein vorangegangenes Gerstenkorn kann sich verkapselt haben.
  • Andere Erkrankungen, etwa eine chronische Entzündung der Lidränder (Blepharitis), können Auslöser sein. Oder wenn wegen einer Hauterkrankung die Meibom-Drüsen in Mitleidenschaft gezogen sind. Das passiert infolge einer Akne, einer Rosazea oder eines seborrhoischen Ekzems.
  • Auch können Autoimmunerkrankungen oder Stoffwechselstörungen wie Diabetes Hagelkörner begünstigen.

Dass ein Hagelkorn durch Stress oder psychische Ursachen entsteht, dafür gibt es keine medizinischen Belege. Anders beim Gerstenkorn: Wenn nämlich durch Stress die Immunabwehr heruntergefahren ist, können Bakterien schlechter abgewehrt werden.

Einem Hagelkorn vorbeugen

Wer zu Hagelkörnern neigt, sollte täglich eine Lidrandreinigung machen. Dazu morgens eine warme Kompresse (aus Baumwolle oder Watte) auf die Augen legen. Nach einigen Minuten die Lider leicht ausstreichen, mit der Fingerkuppe des Zeigefingers in Richtung Lidkante. Anschließend die Lidkanten mit lauwarmem Wasser und einem frischen Wattepad von Schuppen und Krusten befreien.

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