Vergrößerte Prostata: Wann operieren?
Eine gutartig vergrößerte Prostata führt zu häufigem Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen. Gegen die Beschwerden helfen können Blasentraining, Medikamente oder eine OP.
Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist die häufigste urologische Erkrankung des Mannes. Die gutartige Vergrößerung der Prostata beginnt in der Regel ab dem 50. Lebensjahr. Die Drüse umschließt die Harnröhre zwischen Blase und Schließmuskel. Sie bildet mit Hoden und Samenbläschen die Samenflüssigkeit und ist im Normalzustand etwa so groß wie eine Kastanie.
Diagnose mit Ultraschall und Harndruck-Messung
Die Ursache für die gutartige Vergrößerung der Prostata ist bisher nicht abschließend geklärt. Sicher ist, dass hormonelle Veränderungen sowie genetische Faktoren eine Rolle spielen. Wichtig zu wissen: Eine gutartige Vergrößerung hat nichts mit Prostatakrebs zu tun. Zur Diagnostik gehören zunächst die urodynamische Untersuchung (Messung des Harndrucks) und die Ultraschalluntersuchung der Blase und der Prostata.
Leichte Beschwerden: Pflanzliche Mittel und Blasentraining
Für leichte Beschwerden gibt es pflanzliche Produkte: Präparate aus Kürbiskernen, Brennnesselwurz oder Sägepalmenfrüchten sind ohne Rezept erhältlich und können subjektiv Erleichterung schaffen. Bei vermehrtem Harndrang mit kleineren Urinmengen ist Blasentraining eine sinnvolle Maßnahme: Dabei versucht der Mann, den Drang auszuhalten und erst später zur Toilette zu gehen. Beckenbodentraining ist sinnvoll, um einer Inkontinenz vorzubeugen.
Medikamente bei Prostatavergrößerung
Sogenannte Alpha-Blocker können helfen, das Gewebe einer leicht vergrößerten Prostata und Harnröhre zu entspannen. Sie haben allerdings keinen Einfluss auf das Größenwachstum der Prostata.
PDE-5-Hemmer sind vor allem aus der Behandlung von Erektionsstörungen bekannt. Auch sie können den Harntrakt entspannen und den Durchfluss durch die verengte Harnröhre verbessern, wenn sie täglich in geringer Dosis eingenommen werden.
Gegen eine starke Vergrößerung der Prostata helfen 5-Alpha-Reduktase-Hemmer, durch die das Volumen der Prostata verkleinert werden kann. Ihre Wirkung beruht auf einer Verminderung der Hormonwirkung an der Prostata. Sie können gut mit den Mitteln zur Entspannung kombiniert werden.
Komplikationen: Entzündungen und Harnstau
Verbleibt aufgrund einer leicht vergrößerten Prostata regelmäßig etwas Urin in der Blase, können Prostata- und Harnwegsinfekte entstehen. Im schlimmsten Fall führt das zu einem Harnstau. Eine Prostata-Entzündung wird mit Antibiotika bekämpft.
Klassische OP bei Prostatavergrößerung
Bleibt eine Besserung der Beschwerden unter der medikamentösen Therapie aus, kann eine operative Therapie notwendig sein. Die Leitlinien zur Auswahl des für den einzelnen Patienten am besten geeigneten Verfahrens werden derzeit überarbeitet.
Das bekannteste Verfahren ist noch immer die Ausschälung der Prostata (bipolare transurethrale Resektion der Prostata/TURP): Mit einem durch die Harnröhre eingeführten Endoskop wird Gewebe mit einer Hochfrequenz-Schlinge abgetragen und dabei die Wundfläche gleich verschorft.
Prostatagewebe mit Laser entfernen
Alternativ kann Prostatagewebe auch mithilfe von Laserstrahlen entfernt werden: Herkömmliche Laser verdampfen das überschüssige Gewebe, Lichtskalpelle schneiden es heraus. Der Eingriff erfolgt durch die Harnröhre. Durch die modernen Werkzeuge können erfahrene Operateure den Eingriff besonders gut steuern. Einerseits muss genügend Gewebe entfernt werden, um die Beschwerden zu beseitigen, und damit der Erfolg auch bei einem erneuten Wachstum der Prostata möglichst lange anhält. Andererseits soll die äußere Kapsel der Prostata nicht verletzt werden, um Komplikationen an Nerven und Gefäßen zu vermeiden.
Prostatagewebe mit Wasserstrahl entfernen
Bei der Behandlung mit Aquabeam wird die Prostata computergesteuert mit Ultraschall vermessen. Der Operateur markiert die Bereiche, die abgetragen werden sollen. Die Entfernung erfolgt mit einem Hochdruckwasserstrahl, der durch den Computer gesteuert wird und präzise nur das im Ultraschall markierte, überschüssige Gewebe abträgt.
Vorteil des schonenden Verfahrens, das nur 20 bis 30 Minuten dauert: Nach dem Eingriff bleibt die Fähigkeit zur Ejakulation oft erhalten. Andere Verfahren können zu einem Samenerguss nach innen in die Blase führen.
Voraussetzung für die Aquabeam-Behandlung: Die Blutgerinnung muss intakt sein, denn das Gewebe wird anders als bei der Lasertherapie nicht verschmort. Unter einer Therapie mit gerinnungshemmenden Medikamenten kann Aquabeam nicht eingesetzt werden, da die Blutungsgefahr zu groß ist. Das Aquabeam-Verfahren wird von allen Krankenkassen bezahlt.
Prostatagewebe durch Embolisation schrumpfen lassen
Die Embolisation wird von einem Radiologen durchgeführt. Unter örtlicher Betäubung schiebt er einen Katheter über die Leistenarterie bis zu den Arterien der Prostata. Dort werden unter Röntgenkontrolle (Durchleuchtung) zahlreiche Kunststoff-Kügelchen in die Gefäße eingebracht. Dadurch reduziert sich die Blutversorgung des Drüsengewebes – was langfristig zum Schrumpfen der Prostata führen soll. Ob und wieviel Gewebe zurück geht, kann erst im Verlauf beobachtet werden. Eine Fehlinjektion kann zum Verstopfen von anderen Blutgefäßen z. B. am Darm führen und schwere Komplikationen verursachen. Außerdem muss die Strahlenbelastung durch die Röntgenkontrolle während des Eingriffs bedacht werden.
Prostatagewebe mit Wasserdampf verbrennen
Bei der Wasserdampfablation (Rezum) wird über die Harnröhre ein Gerät bis zur Prostata eingeführt, das sterilen Wasserdampf mit einer Temperatur von 103 Grad Celsius abgibt. Die thermische Energie soll Prostatazellen verbrennen, so dass Prostatagewebe abstirbt. Der Eingriff unter örtlicher Betäubung dauert etwa zehn Minuten, die Hitze erreicht aber in der Regel nur wenig Gewebe.
Urolift-Implantate für jüngere Erkrankte
Der Einsatz von Urolift-Implantaten ist ein weiteres neues Verfahren. Durch die Harnröhre werden spezielle Anker in die Prostata eingebracht. Sie raffen das Prostatagewebe und erweitern dadurch den Durchmesser der Harnröhre.
Das Verfahren wird jungen Männern angeboten, die ihre Zeugungsfähigkeit vorübergehend noch erhalten wollen. Da bei diesem Verfahren aber die Ursachen der Beschwerden nicht beseitigt werden, schreitet das Wachstum der Prostata fort. Die Verankerungen könnten möglicherweise ausreißen und eine weitere Therapie erforderlich machen.
OP-Nebenwirkungen: Erektionsprobleme und Inkontinenz
Bei einer Operation an der Prostata können unerwünschte Nebenwirkungen auftreten:
Während und nach dem Eingriff kann es zu Blutungen kommen. Auch Inkontinenz und Erektionsstörungen sind nicht selten, aber oft vorübergehend.
Nach einem Eingriff kann es zu einer sogenannten Drang-Inkontinenz kommen. Die Betroffenen verlieren zeitweise Urin. Der Schließmuskel-Apparat muss sich erst an die neue Situation gewöhnen. Das kann Monate dauern. In dieser Zeit schützen sogenannte Vorlagen. Außerdem können Medikamente den Harndruck senken. Regelmäßiges Beckenbodentraining stärkt den Schließmuskel der Blase.
Prostata: Ab dem 45. Lebensjahr zur Vorsorge
Um eine Prostatavergrößerung und auch bösartige Veränderungen frühzeitig erkennen zu können, sollten sich Männer mit Prostataleiden in der Familie frühzeitig, sonst ab dem 45. Lebensjahr einmal jährlich untersuchen lassen. Spätestens, wenn Männer mehrmals nachts auf die Toilette müssen oder sie die Harnblase nicht mehr vollständig entleeren können, sollten sie den Arzt aufsuchen.