Jugend in Deutschland: "Hohes Maß an psychischen Störungen"
Die Trendstudie Jugend befragt halbjährlich Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland zu Psyche, Finanzen und Verzicht. Ein Viertel der Jugendlichen hat laut eigener Aussagen psychische Probleme.
Die Trendstudie "Jugend in Deutschland" wird seit 2020 jedes halbe Jahr durchgeführt. Das Fazit der aktuellen Studie: die junge Generation stecke in einem Dauerkrisenmodus fest. Ein Viertel der Jugendlichen habe psychische Probleme. 16 Prozent der Befragten fühlten sich hilflos, zehn Prozent hätten Suizidgedanken.
Neue Studie: Junge Generation im Dauerkrisenmodus
Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann wertet das als dringendes Warnsignal: "Hier haben wir ein richtiges, ernstes Problem. Ein so hohes Maß von schweren psychischen Störungen der jungen Generation - das hat es selten gegeben."
Mangel an psychologischer Unterstützung wird beklagt
Die Jugendforscher Klaus Hurrelmann und Simon Schnetzer haben über 1.000 Jugendlichen und jungen Erwachsene zwischen 14 und 29 Jahren in einer repräsentativen Zusammensetzung befragt. Darunter die Unternehmerin Cosima Kissel und die Studierende Marlene Jäger - beide 23 Jahre alt. Sie haben klare Forderungen an Politik und Gesellschaft. "Damit unsere Generation zuversichtlich in die Zukunft blicken kann, brauchen wir definitiv mehr Therapieplätze. Damit meine ich Therapieplätze, auf die man nicht sechs Monate warten muss oder sogar noch länger", sagt Kissel.
Marlene Jäger ergänzt: "Ein großer Schritt wäre schon damit getan, wenn man den Dialog zwischen den Generationen wirklich fördert und probiert, einander zu verstehen und Empathie aufzeigt."
Größte Sorgen: Inflation, Krieg in Europa und Klimawandel
Am meisten Sorgen macht den 14- bis 29-Jährigen laut der Trendstudie Jugend die Inflation, gefolgt vom Krieg in Europa und vom Klimawandel. Ihren Schrecken verloren habe dagegen die Corona-Pandemie.
Außerdem befürchtet die junge Generation ein Ende der Wohlstandsjahre in Deutschland. "Tatsächlich beobachten wir ganz konkrete Veränderungen, wo junge Menschen das erste Mal wahrscheinlich seit vielen Jahrzehnten das Gefühl haben, den Wohstand, den ihre Eltern hatten, werden sie sich so nicht mehr leisten können", so der Jugendforscher Simon Schnetzer. "Sie müssen sich einschränken. Das tun sie, indem sie konkret ihren Energieverbrauch reduzieren." Beispielsweise kaufen sie häufiger reduzierte Ware, mit Rabatt-Coupons oder gehen zu Discountern. Rund ein Drittel der Befragten sagt, es müsse auf viele Dinge verzichten.
Auch die Ernährung und der Lebensmittelkauf sind beeinträchtigt. "Vielen blutet das Herz, weil sie sagen, ich würde gerne Öko oder Bio kaufen, aber ich kann es mir aktuell nicht mehr leisten", so Schnetzer. Sieben Prozent beziehen ihre Lebensmittel von Tafelläden, vier Prozent nutzen weggeworfene Lebensmittel aus Containern.