Stand: 18.02.2020 16:22 Uhr

Was passiert bei chronischen Schmerzen im Körper?

Eine Frau mittleren Alters stützt ihren Kopf mit den Händen und schaut zu Boden. © fotolia.com Foto: Production Perig
Rund jeder fünfte Deutsche leidet an chronischen Schmerzen.

Schmerzen haben eine klare Funktion: Sie sollen uns vor Gefahren schützen und auf Krankheiten hinweisen. Es gibt aber Menschen, bei denen die Schmerzen zum Dauerzustand werden: Rund jeder fünfte Deutsche leidet an chronischen Schmerzen. Aber was genau passiert im Körper, wenn Schmerz chronisch wird? Und wie werden chronische Schmerzen behandelt?

Wie entstehen Schmerzen?

Akuter Schmerz hat eine wichtige Warnfunktion: Spezielle Rezeptoren nehmen Schäden wahr und leiten sie über das Rückenmark ins Gehirn, wo sie verarbeitet werden.

Über die Schaltstelle im Rückenmark werden auch Reflexe ausgelöst: Sie lassen uns zum Beispiel die Hand wegziehen, wenn wir auf eine heiße Herdplatte fassen. Der Schmerz wird dabei zunächst gar nicht wahrgenommen. Dieser wird uns erst bewusst, nachdem die Signale im Gehirn angekommen sind und dort mehrere Kontrollinstanzen in Hirnrinde, Zwischenhirn und Hirnstamm passiert haben.

Wie werden Schmerzen chronisch?

Anhaltend starke oder häufige Reize machen die Nervenbahnen überempfindlich. Es bildet sich ein sogenanntes Schmerzgedächtnis, sowohl im Gehirn wie im Rückenmark. Obwohl der ursprüngliche Auslöser für den Schmerz längst weg ist, empfindet der Patient sie weiterhin.

Als chronisch werden Schmerzen bezeichnet, die länger als drei bis sechs Monate bestehen. Der Neurologe Professor Markus Ploner geht davon aus, dass die Struktur und Funktion des Gehirns bei chronischen Schmerzen grundlegend verändert sind. Die Nervenbahnen von chronischen Schmerzpatienten kommunizieren dabei anders als die von gesunden Menschen, wobei bestimmte Gehirnregionen eine besondere Rolle spielen.

Was hilft bei chronischen Schmerzen?

Ist der Dauerschmerz erst einmal da, sollte die Therapie ganzheitlich ausgerichtet sein. Bei der multimodalen Schmerztherapie kommen neben einer medikamentösen Behandlung Physiotherapie, manuelle Therapie, Massagen, Psychotherapie, Ergotherapie und Entspannungstherapien wie Meditation oder Progressive Muskelentspannung zum Einsatz.

Welche Rolle spielen Schmerzmittel?

Schmerzmittel sind sinnvoll, um zu verhindern, dass Schmerzen chronisch werden. Sind Schmerzen aber bereits chronisch, ist Vorsicht geboten. In den USA sind Opioide, starke Schmerzmittel, bereits die häufigste Todesursache bei Menschen unter 50 Jahren. Experten warnen, dass auch in Deutschland eine Opioid-Epidemie drohe, denn der Pro-Kopf-Verbrauch sei inzwischen ähnlich hoch wie in den USA. Das Problem: Die starken Schmerzmittel machen schnell abhängig und wirken im Gehirn, anstatt dort, wo der Schmerz seine Ursache hat.

Forscher arbeiten daher an der Entwicklung eines Schmerzmittels, das ebenso gut wirkt wie ein Opioid, aber weniger schwere Nebenwirkungen hat und nicht abhängig macht. Das Ziel: Das neue Medikament soll nicht mehr im Gehirn wirken, sondern nur noch direkt an der Entzündung. Also dort, wo der Schmerz seine Ursache hat.

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