Hashimoto-Thyreoiditis: Ursachen, Symptome und Behandlung

Stand: 09.03.2023 16:53 Uhr

Verkümmert die Schilddrüse durch eine chronische Entzündung, fehlen dem Organismus wichtige Hormone. Zu den Folgen gehören Müdigkeit, Unausgeglichenheit und Gewichtszunahme.

Sie ist klein und leistet Großes: Die Schilddrüse (lateinisch Glandula thyreoidea) produziert entscheidende Hormone für Stoffwechsel, Kreislauf, Wachstum und Psyche. Sie beeinflusst dadurch fast alle Körperfunktionen. Doch jeder dritte Deutsche ist an der Schilddrüse erkrankt. Besonders häufig ist ein Mangel an Schilddrüsenhormonen (Unterfunktion). Bei etwa drei Prozent der Bevölkerung ist ein chronischer Entzündungsprozess dafür verantwortlich: die sogenannte Hashimoto-Thyreoiditis.

Bei dieser Autoimmunerkrankung hält das Abwehrsystem des Körpers die Zellen der Schilddrüse irrtümlich für fremd und greift sie an. Meistens erkranken Menschen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Frauen sind häufiger betroffen als Männer - und nicht selten werden bei ihnen die Symptome anfangs als Wechseljahresbeschwerden fehlgedeutet.

Es gibt zwei Verlaufsformen der Hashimoto-Thyreoiditis: Bei der selteneren Form vergrößert sich die normalerweise walnussgroße Schilddrüse - ein deutlich fühlbarer Kropf (eine Struma) entsteht. Häufiger ist jedoch die sogenannte atrophe Form: Dabei wird das Schilddrüsengewebe allmählich zerstört - das Organ verkümmert.

Mögliche Ursachen von Hashimoto

Was die Hashimoto-Thyreoiditis genau auslöst, wird noch erforscht. Die Störung kommt familiär gehäuft vor, die Veranlagung für Hashimoto wird also vermutlich vererbt. Häufig fällt der Ausbruch der Krankheit mit hormonellen Umstellungen (Entbindung, Beginn der Wechseljahre) oder mit psychischen Belastungssituationen zusammen. Als Auslöser diskutiert werden auch schwer verlaufende Viruserkrankungen (wie das Pfeiffersche Drüsenfieber, Gürtelrose), hormonelle Störungen der Nebennierenrinde und Umwelteinwirkungen. Zudem vermuten manche, dass die Krankheit durch extrem hohe Jod-Aufnahme ausgelöst werden kann. Der übliche Jodgehalt in der normalen täglichen Ernährung ist jedoch unbedenklich.

Eine Hashimoto-Thyreoiditis tritt öfter im Zusammenhang mit dem PCO-Syndrom auf oder gemeinsam mit anderen Autoimmunkrankheiten wie Diabetes Typ 1 oder Zöliakie. Gerade der Zusammenhang mit Weizen- oder Gluten-vermittelten Erkrankungen ist auffällig und Gegenstand von Untersuchungen. In den USA hat fast jeder Zweite mit der Hashimoto-Erkrankung auch eine Weizen- oder Glutensensitivität.

Symptome bei Schilddrüsenüberfunktion

Weil Hashimoto normalerweise keine Schmerzen verursacht, bleibt die Krankheit oft lange unbemerkt. Zuerst greift die Immunabwehr die Hormonspeicher an, wodurch vorübergehend ungewöhnlich große Mengen Schilddrüsenhormone ins Blut gelangen: Das verursacht Anzeichen einer Schilddrüsenüberfunktion wie Gewichtsverlust, Nervosität, Zittern, Durchfall, Schwitzen, Haarausfall und Herzklopfen.

Wie wirkt sich Schilddrüsenunterfunktion aus?

Wenn die Entzündung dann das Gewebe der Schilddrüse weiter beschädigt, wird sie allmählich funktionsuntüchtig - der Schilddrüsenhormonspiegel sinkt, es kommt zur Unterfunktion. Typische Symptome sind Müdigkeit, Unausgeglichenheit oder Niedergeschlagenheit - und für viele besonders frustrierend: Gewichtszunahme trotz normaler Kalorienzufuhr. Hinzukommen können

  • trockene Haut und trockenes, strohiges Haar, Haarausfall
  • Frösteln
  • niedriger Puls
  • Heiserkeit
  • Verstopfung
  • geschwollene Augenlider, Schwellungen an Armen und Beinen
  • Zyklusstörungen bei Frauen

Diagnose: Hashimoto erkennen

Der Arzt fragt nach den Beschwerden und tastet die Schilddrüse auf Vergrößerungen oder Knoten ab. Er nimmt Blut ab, um die Konzentration der Schilddrüsenhormone T3 und T4 und die des TSH zu messen. TSH (Thyroidea-Stimulierendes Hormon, Thyreotropin) ist ein Hormon aus der Hirnanhangdrüse, das die Schilddrüse zur Hormonproduktion anregt. Sinken die Schilddrüsenhormonwerte, kurbelt der Körper die TSH-Produktion an. Ein erhöhter TSH-Wert kann also auf eine Unterfunktion der Schilddrüse hindeuten. Außerdem wird das Blut auf bestimmte typische Antikörper untersucht: gegen Thyreoperoxidase (TPO-AK/MAK) und gegen Thyreoglobulin (Tg-AK).

Struktur und Größe der Schilddrüse untersucht der Arzt mittels Ultraschall. Eine Schilddrüsenpunktion ist in der Regel nur bei unklaren Schilddrüsenknoten mit Verdacht auf bösartige Veränderungen erforderlich. Bei einer mikroskopischen Untersuchung des Schilddrüsengewebes lassen sich deutlich mehr weiße Blutkörperchen nachweisen als bei einer gesunden Schilddrüse.

Begleitende Blutuntersuchungen bei Hashimoto

Zur Abklärung einer begleitenden Zöliakie soll eine Blutuntersuchung auf Transglutaminase sowie Endomysium- und Yersinia-enterocolitica-Antikörper erfolgen. Ergänzend kann es sinnvoll sein, den Status der Mikronährstoffe Eisen, Ferritin, Selen, Zink, Vitamin D sowie den Nüchternblutzuckerwert zu bestimmen. Sind diese Werte zu niedrig, fühlen sich Betroffene müde und kraftlos.

Therapie: Hashimoto mit Hormontabletten behandeln

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist nicht heilbar. Hormontabletten beseitigen zwar den Mangel an Schilddrüsenhormonen, die zugrunde liegende Autoimmunkrankheit beheben sie nicht. Das richtige Einstellen der Dosis mittels Hormontabletten kann langwierig sein, da Schwankungen oder Schübe zum Krankheitsbild gehören können.

Ernährung: wenig Jod, viel Omega-3-Fettsäuren

Zu viel Jod kann den Verlauf der Erkrankung vermutlich negativ beeinflussen. Daher sollten Patienten Jod in hoher Dosis meiden. Ein- bis zweimal wöchentlich Seefisch wie Hering oder Lachs zu essen ist jedoch wegen der entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren empfehlenswert. Positiv auf den Immunprozess und entzündungshemmend wirkt auch das Spurenelement Selen (etwa in Lachs, Eiern, Geflügel, aber auch in Champignons und Paranüssen).

Immunsystem: Darmflora mit Probiotika stärken

Mehr als die Hälfte unserer Immunzellen liegen im Darm. Daher ist eine gesunde Darmflora wichtig für ein intaktes Immunsystem. Dem Darm helfen Probiotika - die stecken etwa in Sauerkraut, Joghurt oder Miso-Suppen. Dadurch, dass sie die Darmflora verändern, helfen Probiotika auch beim Abnehmen. Mithilfe des Intervallfastens und einer kohlenhydratarmen Ernährung (Logi-Prinzip) können auch bei Hashimoto-Kranken die Pfunde purzeln.

Gluten in Getreideprodukten meiden

Da Hashimoto auffällig häufig gemeinsam mit Glutenunverträglichkeit auftritt, kann es helfen, glutenhaltige Getreide zu meiden - Weizen, Roggen, Gerste und Dinkel. Steigen Sie um auf sogenannte Scheingetreide wie Buchweizen, Amarant und Quinoa.

Sonnenschutz kann Vitamin-D-Mangel verstärken

Häufig haben Menschen mit Schilddrüsen-Unterfunktion einen Vitamin-D-Mangel. Zu viel Sonnencreme im Sommer, unter Umständen auch stark UV-blockende Tagescremes, sind daher nicht zu empfehlen. Schon Lichtschutzfaktor acht kann die Vitamin-D-Produktion zu fast 97 Prozent blockieren. Damit unser Körper genug von dem immunstärkenden Vitamin bilden kann, sollten wir uns täglich - gerade auch im Sommer - fünf Minuten ohne Sonnenschutz draußen bewegen: Unterarme und Gesicht frei.

Ernährungstherapie
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Auf einer runden Platte angeordnet sind Wurzelgemüse, Artischocke, Chicoree, Zwiebel, Knoblauch, Kefir, Kräuterquark, Kimchi und Gewürze. Daneben eine Tafel: "Darmgesund" © NDR Foto: Claudia Timmann

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Die Ernährungs-Docs | 30.01.2023 | 21:00 Uhr

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